"Ich werde warten..."

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Kapitel 6

"Guten Morgen", ertönte Draco's Stimme leise, als ich meine Augen öffnete.
"Morgen" Ein Lächeln kam mir über die Lippen.
"Hast du gut geschlafen, Süße?" Auch er schenkte mir nun ein Lächeln.
Ich starrte ihn an.
"Was denn?", fragte er mich verwundert.
Ich konnte ihm allerdings nicht antworten. Zu tief saß der Schock und das ungute Gefühl machte sich in mir breit. Alte Erinnerungen schossen mir durch den Kopf. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem gesamten Körper aus.
Früher hatte mich mein Ex-Freund immer so genannt. Seitdem verband ich mit diesem Kosenamen nur schlechte Dinge. Sogar nach diesem einen Tag hatte er mich so genannt und mich damit die ganze Zeit über angelogen. Seitdem hasste ich alles, was mich an ihn erinnerte.
"Hey, Anna". Draco schnipste mit seinen Fingern vor meinem Gesicht herum.
"Hm...was?". Ich erwachte wieder aus meinen Gedanken.
"Ich hab dich gefragt was los ist", sagte er und sah mich dabei etwas beunruhigt an.
"Achso. Alles gut"
"Anna, erzähl mir jetzt was los ist. Du blockst immer wieder ab, wenn ich dir näher kommen will. Wenn du denkst, dass ich dir weh tun oder dich veräppeln will, dann kann ich dir versichern, dass ich das niemals tun-"
"Nein, nein du kannst nichts dafür", fiehl ich ihm ins Wort,"Ich will das ja auch, aber....ich kann nicht"
"Wieso kannst du nicht?"
"Das kann ich dir nicht sagen. Es geht einfach nicht", sagte ich ihm mit Tränen in den Augen. 'Nein ich konnte nicht schon wieder vor ihm weinen'. Wieso musste ich auch augerechnet immer vor ihm weinen?
"Anna, du kannst immer mit mir reden. Ich hoffe das weißt du jetzt. Ich werde warten, bist du so weit bist"
Das hatte ich nun wirklich überhaupt nicht erwartet. War das wirklich Draco Malfoy? Der egoistische und unfreundliche Draco Malfoy?
"Danke", flüsterte ich schließlich.
"Wollen wir?"
"Sehr gerne" Wir standen auf und machten uns auf in den Unterricht zu Professor McGonagall. Für Frühstück war keine Zeit mehr gewesen. Schnell eilten wir nebeneinander die großen, steinernen Flure entlang, zwängten uns zwischen andere Schüler hindurch und versuchten möglichst nichts zu verlieren. Ich konnte genau die Blicke der anderen auf uns spüren, doch ich versuchte es zu ignorieren. Ein Blick in die Richtung von Draco verriet mir, dass er wohl dasselbe machte. Nur das es bei ihm um einiges normaler wirkte. Mit seinem kalten Blick war er nun komplett anders, als noch vor wenigen Minuten. So kannte ihn wohl jeder, doch ich hatte ihn anders kennengelernt- so freundlich, liebevoll, rücksichtsvoll und vorallem ehrlich. Diese ganz andere Seite hatte er nur mir gezeigt und ich mochte sie- vielleicht sogar ein bisschen mehr, als ich mir selber zugeben wollte.

Gerade noch rechtzeitig erreichten wir das Klassenzimmer für Verwandlung. Professor McGonaggal saß allerdings schon vorne an dem hölzernen Pult. Außer Puste suchten wir uns schließlich einen Platz in der letzten Reihe und ließen uns nebeneinander, völlig fertig nieder.
"Puh. Ganz schön knapp", flüsterte mir Draco mit einem grinsen zu.
Ich nickte und wollte gerade zu einer Antwort ansetzte, als die Profesorin auch schon mit ihrem Unterricht begann.
"Heute werden wir weiter die Theorie zur Verwandlung von größeren Lebewesen durchgehen"

Ich atmete genervt aus und stütze meinen Kopf auf meine Hand ab. 'Das wird eine langweilige Stunde', dachte ich mir.
Es war einfach interessanter etwas selber auszuprobieren, als es nur zu lesen und zu lernen.
Ganz im Gegenteil zu mir schien Granger, ein braunhaariges Mädchen aus Gryffindor, voll in ihrem Element zu sein und begann sofort alles fein säuberlich aufzuschreiben, was Professor McGonagall von sich gab. Ich konnte nicht verstehen, wie man motiviert für so etwas sein konnte.
Plötzlich spürte ich einen Ellenbogen  meinen Arm berühren. Verwundert sah ich zu Draco.
"Was?"
"Na, du solltest auch mitschreiben. Schließlich sind deine Noten ja nicht sonderlich überragend", kam es von ihm.
Das hatte ich komplett vergessen. Die letzten Tage waren einfach zu stressig und verwirrend gewesen. Eigentlich sollte ich wirklich dringen im Unterricht mitarbeiten. Schnell zog ich also meinen Block zu mir rüber und öffnete ihn. Mit meiner Feder gewappnet, begann ich zu schreiben und war ganz erstaunt wie viel ich nach ein paar Minuten schon notiert hatte.
Nach zehn weiteren Minuten, ging plötzlich die Tür auf und Harry Potter kam mit Ron Weasley ins Klassenzimmer gestürmt.
"Mr Potter und Mr Weasley, schön dass sie auch die Ehre haben in meinem Unterricht vorbeizuschauen", ertönte Professor McGonagall's wütende Stimme am anderen Ende des Raumes.
Außer Atem begann Harry zu sprechen:" Wir haben....verschlafen Professor. Es tut uns leid"
"Ach es tut ihnen Leid Mr Potter? Vielleicht denken sie besser darüber nach, wenn ich sie beide heute Nachsitzen lasse", sagte sie genervt.
"Aber Professor, heute ist doch das große Quidditch-Spiel", entgegnete Harry darauf"
Plötzlich kam es mir wieder in den Sinn. Natürlich heute war das große Spiel von Gryffindor gegen Slytherin. Wie konnte ich das nur vergessen? Wo auch noch mein eigenes Haus mitspielte und vorallem Draco. Ich liebte es den Slytherins beim Trainieren oder beim Spielen von Quidditch zuzusehen. Jedes Mal aufs Neue war es spannend und man wusste nie wie es am Ende ausgehen würde. Das Bangen und Hoffen war dabei meist das unerträglichste und doch schönste daran. Jedoch war Gewinnen natürlich noch um einiges besser und so war ich heute auf jeden Fall für mein Haus und würde es definitv nicht verpassen wollen.

"Nun gut, dann eben morgen, aber seien sie beide versichert, dass sie pünktlich erscheinen"
"Ja Professor", sagten beide gleichzeitig und setzten sich schließlich auf ihren Platz weiter vorne.
Nach Unterrichtsende packte ich meine Sachen zusammen, verabschiedete mich von Malfoy und wünschte ihm noch viel Glück für das Spiel. Auch wenn er das, laut seiner eigenen Aussage nicht brauchte, wusste ich doch, dass er sich insgeheim darüber gefreut hatte. Doch zugeben würde er es niemals. In dieser Hinsicht waren wir uns ziemlich ähnlich.

Nachdem ich noch schnell ein paar Hausaufgaben erledigt hatte, machte ich mich auch schon auf den Weg zum Quidditchfeld. Überall kamen mir Schüler mit rot oder grün geschminkt Wangen und dementsprechenden Fan-Artikeln entgegen. Auch ich hatte mir natürlich meinen Slytherin Schal angezogen und wartete nun im Innenhof auf Pansy.
Nun war es schon ziemlich kalt geworden und von den Ästen waren die meisten Blätter nur noch auf dem Boden zu finden, doch ich liebte diese Jahreszeit. Die kalte Luft an meinen Wangen zu spüren gehörte für mich zu den schönste Gefühlen auf der Welt.

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Anna and Draco- A difficult LoveWhere stories live. Discover now