Freundschaft oder mehr?

3.2K 56 2
                                    


Kapitel 3

Vor uns war ein kleiner See zu sehen, der durch die Sonne erst so richtig seine wunderschöne, durchsichtig glänzende Wasseroberfläche erhielt. Die Bäume hatten bereits eine herbstliche Farbe angenommen. Blätter fiehlen geräuschlos zu Boden. "Wow", stammelte ich und drehte mich kurzerhand zu Draco um. Er stand immer noch hinter mir und sah mir nun genau in die Augen. Ich wusste zwar nicht was er darin sah, doch seine Mundwinkel zeichneten sich zu einem Lächeln. Ich lächelte zurück. Wie konnte er nur so süß sein? Eigentlich wollte ich ihn gar nicht mögen, doch die Gefühle für ihn wollten einfach nicht verschwinden. Allein, wie er mir eine meiner haselnuss-braunen Strähnen, hinter die Ohren strich, bereitete mir eine Gänsehaut am ganzen Körper. Ohne mich zu bewegen stand ich da. "Weißt du eigentlich wie wunderschön du bist?", fragte er mich lächelnd und legte seine Hand an meine Wange. Ich konnte deutlich seine kalten, silbernen Ringe an meiner Haut spüren. Ich wollte dies so sehr, doch ich konnte einfach nicht. Als mein erstarrter Körper langsam wieder erwachte, wich ich schnell einen Schritt zurück und sah auf den Boden.
"Hey, was ist los mit dir?", sagte er gefühlvoll und besorgt,"Ich wollte dich nicht bedrängen."
"Nein das ist es nicht. Ich...das geht einfach nicht. Ich...kann das nicht."
Ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Alles wurde verschwommen. Die heißen Tränen liefen meine Wangen hinunter, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.
Ich wollte nicht vor Draco so schwach wirken, und vorallem war es wohl noch schlimmer vor ihm zu weinen.
'Das würde er mir wohl ewig vorwerfen', dachte ich.
Zu meiner Überraschung kam er allerdings wieder auf mich zu und legte langsam seine Arme um mich. Verdutzt stand ich da und entschied mich schließlich die Umarmung zu erwidern. Mein Kopf legte sich vorsichtig an seine Brust. Ich hörte seinen Herzschlag ganz ruhig schlagen. So konnte ich mich wieder etwas entspannen und beruhigen.
Wer hätte gedacht, dass er so gefühlvoll sein konnte? Hätte mir vor ein paar Wochen jemand gesagt, dass ich mal mit Draco Malfoy alleine in einem abgeschotteten Waldstück stehen würde und er mich in den Arm nehmen würde, hätte ich ihn wohl ausgelacht und Witze darüber gerissen. Doch es fühlte sich einfach nur gut an und ich konnte mir keinen schöneren Ort vorstellen, als hier bei ihm zu sein.

Nach einer Weile lösten wir uns wieder von einander. "Geht es dir besser?", fragte er mich noch immer besorgt. "Viel besser", antwortete ich ihm strahlend.
"Möchtest du darüber reden?", begann er vorsichtig weiter zu reden.
Ich schüttelte allerdings meinen Kopf. Ich war einfach noch nicht so weit, jemandem mein Herz auszuschütten. Noch zu tief sitzte der Schmerz, den mir mein Ex verpasst hatte.
"Dann lass uns zurück gehen. Es wird langsam dunkel", sagte Malfoy nach einer Weile des Schweigens.
"Ja ok", ich konnte mich gerade so zu einem Lächeln zwingen.
"Anna, hör auf damit." "Was denn?", fragte ich ihn perplex. Er fing an zu lachen:" Du siehst aus, als würde dich jemand ganz schrecklich dazu zwingen zu lachen."
Nun hatte er es geschafft, ein echtes grinsen aus mir heraus zu locken.
"Na also. Viel besser", grinste er schließlich zurück.
"Danke", sagte ich nach einiger Zeit, in der wir nur Stumm nebeneinander hergegangen waren.
"Wofür denn?"
"Na, dass du für mich da warst. Weißt du, es ist nicht selbstverständlich so einen guten Freund zu haben.", sprach ich weiter.
"Ja. Guter Freund", flüsterte er so leise, dass ich es fast nicht hören konnte. Er wirkte nun ein wenig enttäuscht und traurig. Doch dieser Augenblick war sofort wieder verschwunden und wir unterhielten uns noch über unsere bevorstehenden Prüfungen und was wir alles lernen mussten- Schließlich war Draco ja auch seit heute meine Nachhilfe.
Wir verabredeten uns also für den nächsten Tag zum Lernen und ich freute mich insgeheim schon darauf, doch das würde ich natürlich niemals laut zugeben.

Der Tag neigte sich dem Ende zu und ich ging gerade in die Große Halle, um noch etwas vom Abendessen abzubekommen. Sie war schon ziemlich leer und die meisten Schüler waren bereits in ihre Gemeinschaftsräumen zurückgekehrt. Ich bevorzugte es, immer später zum Essen zu gehen. Dann hatte man wenigstens seine Ruhe und konnte sich entspannen. Außerdem wurde ich nicht so angestarrt, wie es sonst der Fall war. Weniger Menschen bedeuteten weniger neugierige Blicke.
Zu meinem großen Übel konnte ich allerdings Fred Weasley an dem Gryffindor Tisch sitzen sehen. Es war zwar George, der mich vorhin bedrängt hatte, trotzdem kamen die ganzen Bilder wieder in meinen Kopf zurück. Die beiden sahen sich einfach zu ähnlich, als dass ich nicht daran denken könnte. Man konnte schon froh sein, wenn man sie überhaupt voneinander unterscheiden konnte.
Doch vom gesamten Wesen her, waren sie dafür umso unterschiedlicher. Das wusste ich hauptsächlich davon, da ich schon mit beiden geschlafen hatte. Die Gespräche mit Fred waren einfach viel tiefgründiger und ich hatte mich sogar mit der Zeit mit ihm angefreundet. Sonst tat ich das bei solchen Jungs nie. Die meisten waren einfach nur aufs körperliche aus, so wie George. Doch ich konnte es ihnen auch nicht verübeln, da ich nicht gerade anders war. Eigentlich kümmerte ich mich auch nicht um die Gefühle von anderen. Es war für mich schlichtweg so, als ob Gefühle nicht existierten. Doch seit dem Vorfall mit Draco im Wald war ich mir dessen auch nicht mehr so ganz bewusst.
Ich nahm meinen Mut zusammen und entschied mich schließlich an ihm vorbei zum Slytherin-Tisch zu gehen.
Jedoch kam ich nicht weit.
"Hey, Anna. Möchtest du dich nicht zu mir setzten?", rief er mir nach, als ich schon fast bei meinem Platz angekommen war. Ich blieb stehen und drehte mich langsam zu ihm um. Anscheinend konnte ich mein unbehagen nicht so gut verstecken, da er mich besorgt ansah. "Gehts dir gut?", fragte er schließlich, als ich mich dazu durchdrang, zu ihm zu gehen.
Er war komplett anders als sein Bruder. Das musste ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen. 'Er kann nichts dafür, also reiß dich zusammen', dachte ich mir.
"Oh, hey Fred. Ich hab dich gar nicht gesehen. Schön dich mal wieder zu treffen", lächelte ich ihn an.
Er sah mich vorerst ungläubig an, ging aber zu meinem Glück nicht weiter darauf ein. "Find ich auch."-eine kurze Pause entstand- "Ach übrigens,", begann er schließlich zu reden, nachdem er einen Schluck getrunken hatte,"ich hab gehört, dass Malfoy dir jetzt Nachhilfe gibt. Stimmt das?" Ein grinsen wanderte in sein Gesicht. Er wusste wie sehr ich Draco gehasst hatte. Doch von der anderen Sache vorhin zwischen uns wusste er noch nichts- und das sollte auch so bleiben. Das hatte niemanden etwas anzugehen. Außerdem war ich mir auch gar nicht sicher, ob da überhaupt etwas gewesen war. Vielleicht war er einfach nur nett zu mir. Wahrscheinlich bildete sich mein Gehirn da etwas ein.
Ich nahm eine Gabel mit Hühnchen und schob sie mir schnell in den Mund, um nicht sofort antworten zu müssen. Als ich es herunter geschluckt hatte, sprach ich schließlich:"Ähm...ja. Snape hat uns damit quasi beide bestraft. Aber...woher weißt du das überhaupt?"
"Ach Gray, solche Neuigkeiten verbreiten sich schnell. Zu schnell um genau zu sein", sagte er noch immer grinsend. Ich verdrehte meine Augen.
"Weißt du, dass mich das total anmacht, wenn du deine Augen so verdrehst?"
Ich schaute ihn belustigt an:"Ach ja?"
Wir wussten beide, was jetzt passieren würde und so gingen wir in sein Zimmer. Er verschlosse die hölzerne Tür, und so nahm alles seinen Lauf.

————————————

Anna and Draco- A difficult LoveWhere stories live. Discover now