Hochzeits-Panik?!

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Kapitel 62

⚠Achtung⚠️
In diesem Kapitel wird der Verlust eines Kindes wegen einer Abtreibung thematisiert.
Wer damit leider schon Erfahrungen machen musste, sollte es lieber nicht lesen und beim nächsten Kapitel weiterlesen.

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Der schimmernde See lag vor mir und wurde durch die Sonne noch stärker zum glänzen gebracht. Die Vögel trällerten fröhlich ihre Lieder. Es roch nach Wald mit einer Prise Lavendelduft, der von den vielen Blüten kam, die um mich herum standen. Ihr violette-blauer Ton tauchte die gesamte Umgebung in ein buntes Farbenspiel. Ein Wasserläufer flitzte so schnell übers Wasser, dass es fast schon unmöglich war ihn überhaupt zu sehen. Plötzlich schob sich eine kleine Wolke vor die überwältigend- helle Sonne. Sie verdeckte die warmen Sonnenstrahlen und ließ das Waldstück für ein paar Sekunden in einem dunklen Ton erscheinen.

Mit angezogenen Beinen und dem Kopf darauf, saß ich am Ufer und war in meinen Gedanken versunken. Die bevorstehende Hochzeit stresste mich im Moment ungemein und so hatte ich Draco Bescheid gegeben, dass ich kurz Zeit für mich bräuchte und an die frische Luft müsste.
Natürlich wollte er sofort mitkommen, mich nicht alleine irgendwo in die Wälder gehen lassen, doch er wusste genau so gut wie ich, dass Zeit für einen selbst zu haben, eines der wichtigsten Dinge in einer funktionierenden Beziehung war.

Seine Gefühle zu ordnen gehörte dabei auch dazu. Bei mir war es geradezu eine wirre Mischung: Freude, Panik, Liebe, Schuldbewusstsein, Verwirrung.
Soll das vor einer Hochzeit so sein? Die Antwort darauf würde mir wohl niemand geben können.

Meine Gedanken fielen auf die Zukunft. Was würde passieren nachdem Draco und ich uns das Ja-Wort geben würden? Eine Hochzeitsnacht? Unser Abschluss im nächsten Jahr? Würden wir uns ein Haus kaufen und zusammen dort einziehen? Würden wir dort für immer leben? Ein glückliches Leben führen? Würden wir gemeinsame Kin-.

Abrupt stoppten meine unzähligen Fragen, die in meinem Kopf umherschwirbten.

Kinder.

Ich wusste das er eine Familie gründen wollte.

Meine Augen weiteten sich. Er erwartete bestimmt, dass wir gemeinsame Kinder bekommen würden. Er wollte wahrscheinlich sogar mehrere Kinder.
Ich spürte, wie die Panik sich langsam in meinem gesamten Körper ausbreitete. Mein Herz begann schneller zu schlagen; meine Atmung tat es ihm gleich.

Ein knacksen lenkte mich ab und ließ mich augenblicklich meinen Kopf dorthin schnellen.

Ich entspannte mich langsam wieder, als ein besorgt- wirkender Harry auf mich zukam.
"Du hättest mich auch vorwahrnen können", vorwurfsvoll sah ich ihn an, "Woher weißt du eigentlich das ich hier bin"

Er kam zu mir und ließ sich anschließend neben mich fallen. "Instinkt? Ich weiß das du diesen Ort magst und hier gerne zum Nachdenken herkommst"

Er lächelte mich von der Seite an und sprach weiter: "An was denkst du? Du sahst irgendwie panisch aus"

"Ach was, vielleicht lag das an einem ziemlich schlechten Versuch sich langsam an mich ranzuschleichen"

Einerseits wollte ich ihn am liebsten wieder wegschicken und weiter in meinen Gedanken verweilen, doch das brachte mir auch nichts. Harry war mein bester Freund und immer für mich da gewesen. Er konnte mir gewiss irgendwie helfen.

Er grinste etwas mehr, wurde dann allerdings wieder ernst.
"Ich meine es ernst, Anna. Was ist los?"
Seine grünen Augen hatten sich auf mich gelegt.

Ich seufzte: "Ich hab über die Zukunft nachgedacht. An das, was nach der Hochzeit geschehen würde"

"Und?", kam es vorsichtig von ihm.

"Ich weiß nicht, ob ich das will", platzte es aus mir heraus. Ein verwirrter Blick hatte sich auf seinem Gesicht ausgebreitet, weshalb ich weiterredete: "Also versteh mich nicht falsch. Ich will Draco definitiv heiraten, aber ich weiß nicht ob ich jemals bereit sein werde, eine Familie mit ihm zu gründen"

"Wieso das denn?", fragte er und warf mir wieder einen eindringlichen Blick zu.

"Weißt du, ich habe Ryan in letzter Zeit viel zu oft gesehen und immer wenn ich in seine Augen gesehen habe, hat es mich zurückkatapultiert zu der Situation von vor zwei Jahren. Als ich von ihm abgehauen bin und du weißt schon"

Er nickte verständnisvoll: "Aber du weißt das Draco dir so etwas niemals antun würde oder?"

Diesmal nickte ich stark. In Gedanken schon bei dem, was ich ihm erzählen wollte, begannen sich meine Augen mit Tränen zu füllen.
"Ich weiß nicht, ob ich es übers Herz bringen werde mit einem weiteren Kind schwanger zu werden. Keinesfalls, weil ich das nicht vielleicht sogar möchte, sondern weil ich unglaubliche Schuldgefühle habe. Immer wenn ich in das Gesicht meines Kindes blicken würde, würde ich mein erstes Kind sehen. Verstehst du? Ich werde immer an das Baby denken, dass ich sterben gelassen habe, nur weil ich mich überfordert gefühlt habe. Wie könnte ich jemals ein weiteres Kind bekommen, wenn das erste wegen meiner Schwachheit noch nicht mal ein Leben ermöglicht bekommen hat?"

Nach meinem langen Redefluss, liefen mir die Tränen an der Wange herunter und ich begann zu Schluchzen.

Er tat in diesem Moment das Beste, was er hätte tun können: Er nahm mich in den Arm und sprach mir Mut zu.

"Du bist nicht Schuld an dem Tod deines Kindes. Wenn jemand die Schuld hat, dann ist das Ryan. Du warst 15-16 Jahre alt, die meisten hätte in deiner Situation diesen Ausweg genommen. Außerdem heißt eine Hochzeit ja nicht gleich, dass ihr sofort Nachwuchs bekommen müsst. Ihr seit noch nicht mal 20 Jahre alt. Ihr habt noch das ganze Leben vor euch. Rede mit ihm einfach noch einmal darüber. Ich bin mir sicher, dass er alles dafür tun würde, dass du glücklich bist", er lächelte mir aufmunternd zu.

Er hatte recht. Ich musste mit Draco darüber reden, damit er wusste, auf was er sich da einließ.

"Du hast recht. Danke, Harry. Ich wüsste echt nicht was ich ohne dich machen würde"

"Und ich erst"

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Anna and Draco- A difficult LoveWhere stories live. Discover now