Kapitel 37

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Als wir wieder zurück beim Haus waren blieb noch genug Zeit, bis zum Abendessen, um mich unter der Dusche frisch zu machen. Ich fühlte mich völlig ausgelaugt nach meinem Zusammenbruch und wollte das Salz der Tränen, welches mein Gesicht verklebten, abwaschen. Ich ließ das heiße Wasser eine halbe Stunde einfach nur über meinen Körper fließen. Es tat so wahsinnig gut. Doch mein verkrampftest kaltes Herz mochte es nicht auftauen. Auch jetzt musste ich an Kyus denken. Und es zerriss mir mein sowieso schon gebrochenes Herz erneut in kleine Stücke. In mir musste es aussehen als hätte jemand eine Party mit haufenweise Konfetti gefeiert. Das Einzige was dabei mein Gesicht nass machte, war das Wasser der Dusche. Mein Tränenvorrat waren für den Moment erschöpft. Ich hatte heute eindeutig zu viel geweint. Das würde wohl auch erst enden, wenn er wieder bei mir wäre. Wenn nicht? Dann würde ich wohl daran zerbrechen. Ich vermisste ihn so unendlich. Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, dass ich meine Arme um meine Brust schlang, nur das ich nicht doch noch auseinander brach. Dann sackte ich in mich zusammen und hockte eine ganze Weile einfach nur am Boden der Dusche.

Nachdem der Schmerz besser wurde, verließ ich die Dusche und zog mir eine bequeme schwarze Jogginghose und mein Lieblingsshirt an. Mir war zwar eher nach schwarz, aber in diesem Shirt fühlte ich mich einfach wohl und es passte zu meiner Stimmung. Es lag eng an, war leuchtend pink und vorne drauf ein wütender Smiley. Ein gutes Statement. Denn ich war wütend, um nicht zu sagen stinksauer. Und zwar auf mich. Wie hatte ich mich so sehr auf Calatin konzentrieren können, das es für ihn ein leichtes war, mich so vorzuführen? Wieso hatte ich nicht auf die anderen aufgepasst. Frage um Frage kreiste mir im Kopf herum. Sie machten mich wahnsinnig und mein Selbsthass stieg immer mehr. Ein Schnauben unterbrach mich. Ich betrachtete mich stattdessen also im Spiegel. Abgesehen von dem Smiley, würde die Farbe des Shirts von meinen krassen Augenringen ablenken. Hoffte ich. Wenigstens ein bisschen? Ok, vielleicht sollte ich doch ein wenig Concealer auftragen.

Dann machte ich mich auf den Weg zur Küche. Teleria hatte schon mit den Vorbereitungen begonnen. Tarek und Nira halfen ihr dabei. Als ich eintrat, lächelte mich Teleria an und Tarek winkte kurz mit seiner mehlbestäubten Hand. Dadurch sah es aus, als würde es in der Küche schneien. Die kleine Nira musste kichern. Sie wirkte schüchtern und als sie mich sah ging sie hinter Tarek in Deckung. Ab und zu linste sie kurz hinter seinen Rücken hervor und musterte mich. „Hallo, wer bist du denn?", fragte ich sie und schenkte ihr ein Lächeln. „Das ist Nira.", sprang Teleria ein, als die Kleine nichts sagte. „Nira Liebes! Das ist Lucy." Das kleine Mädchen nickte ihr zu. Teleria zog mich in eine Umarmung. „Sie spricht seit Tagen nicht mehr, seit wir ihr sagen mussten, das...das ihr Mutter... Du weist schon.", flüsterte sie mir dabei ins Ohr. Ich nickte verstehend. Sie schob mich ein Stück von sich und sah mich an: „Gut siehst du aus." Ich überging eine Antwort und fragte stattdessen: „Was macht ihr gerade? Und kann ich irgendwo helfen?" Dabei sah ich mich um. Tareks Antwort kam prommt: „Wir machen Pizza, wenn du Lust hast kannst du mir beim Kneten helfen. Nira schnippelt gerade mit Teleria den Belag." Nickend nahm ich einen der vorbereiteten Teigklumpen und machte mich an die Arbeit. Es war eine beruhigende Aufgabe sich nur auf den Teig zu konzentrieren und den Kopf dabei abzuschalten.

Eine Stunde später standen sieben dampfend knusprige Pizzen auf dem großen Tisch. Die anderen waren nach und nach, angelockt vom Geruch, in die Küche gekommen. Raillion hatte mir beim eintreten liebevoll zugezwinkert. Es dauerte dann auch nicht lange, bis der Großteil auch schon verputzt war. Mega lecker und fluffig waren sie geworden. Nie hatte ich eine bessere Pizza gegessen. Mein Bauch platzte fast, da ich mich einfach überfressen hatte. Aber sie war einfach zu gut gewesen, als das ich sie hätte einfach stehen lassen können. Nach ein bisschen Small Talk, ging Teleria mit Nira hinaus um sie ins Bett zu bringen. Kurz darauf wechselte das Gespräch und wurde ernster. Wir mussten uns einen Plan überlegen, wie wir die Sache weiter angingen. Wir mussten Kyus und Floriel befreien und Calatin aufhalten. Und das alles so schnell wie möglich.

DarknessWhere stories live. Discover now