Kapitel 14

44 12 34
                                    

Ich blickte verwirrt nach oben.
Ein großer sportlicher Mann mit kurzen schwarzen Haaren stand vor mir und sah mich musternd an. Er war Feyn nicht ganz unähnlich, was mich frösteln lies.
Immer noch seine Hand mir entgegenhaltend fragte er: "Geht es dir gut junge Dame? Du siehst ein wenig verwirrt und traurig aus. Kann ich dir vielleicht helfen?"

Völlig durcheinander konnte ich nur mit dem Kopf schütteln. Ergriff aber schüchtern seine Hand. Als wir uns berührten kribbelte es in meinem ganzen Körper und in meinem Magen bildete sich ein Knoten. Er zog mich ohne Mühe auf die Beine. Das Unbehagen steigerte sich noch weiter als er fragte: "Ich habe dich heute mit Kyus gesehen. Bist du seine Freundin?"
Fassunglos schaute ich ihn an.
"Ähm...", ich räusperte mich, "nein. Wir sind nur befreundet. Denke ich." Er sah mich forschend an und nickte dann leicht. "Denkst du? Soso. Was hat er dir von uns erzählt?" Ich lief unter seinem forschenden Blick rot an. Hatte Feyn diesen Kerl hier angerufen, weil er mich gehört hat als ich die Tür nach dem Gespräch erst zugezogen hatte? Und war dieser Kerl dann zufällig hier in der Gegend gewesen, vorallem weil er Kyus und mich heute schon gesehen hatte? Ich hatte keine Ahnung was abging, aber der Typ machte mir Angst. Also fragte ich verlegen: "Wen meinen sie? Wer sind sie überhaupt?"

"Oh entschuldige das ich vergas mich vorzustellen. Mein Name ist Calatin." Er verbeugte sich leicht vor mir. Total absurd. "Mehr brauchst du nicht zu wissen kleines Menschlein. Oder weist du etwa mehr als du solltest? Eigentlich müsste ich dich ja jetzt töten, aber ich denke es könnte noch lustig werden mit dir.", sinnierte er vor sich hin. Wobei er sich am Kinn kratzte.
Mich ergriff bei den Worten nur Panik. Der Kerl war verrückt und ich alleine mit ihm im tiefsten Wald. Wenn es schief lief, dann doch gleich richtig. Ich wollte mir, solang er in Gedanken vertieft war, einen Abstand von ihm schaffen. Nur leider lag der Baumstamm noch immer hinter mir rum und ich fiel promt wieder auf mein Hinterteil. Das holte Calatin aus seiner Grübelei. Er sah mich belustigt an. "So was tollpatschiges hab ich lang nicht mehr gesehen. Wie konnte Eure Spezies nur so lange währen. Ich versteh es nicht? Ihr seit laut, blind und zerstörerisch. Eine Schande der Natur. Ihr gehört entlich vernichtet."

Panisch sah ich ihn an. Er bückte sich, legte den Zeigefinger unter mein Kinn und drehte meinen Kopf hin und her. "Aber es ist nicht nett von Kyus das er dich unwissend lässt. Das ist doch unhöflich seiner Freundin gegenüber! Vorallem wenn sie bald sterben wird." Das versetzte mir einen Sticht, was er wohl auch bezweckte. Aber wenn Kyus anders war, hätte er es mir doch gleich erzählt müssen oder? Ok wir kennen uns erst seit heute besser, wobei auch nicht direkt. Die ganze Situation war total daneben.

Wieder grübelnd, betrachtete Calatin mich ganz genau. Dann grinste er breit und hinterhältig. "Ja ihr Menschen werdet alle sterben, dafür werde ich schon sorgen. Dich heb ich mir allerdings bis zum Schluss auf.", hauchte er mir entgegen. "Und ich werde es genießen, Kyus zu zusehen wie er sich wegen eines unbedeutenden Menschleins Vorwürfe macht. Er sieht euch ja gern als seine Schäfchen.", lachte er. Immer mehr Fragen kreisten in meinem Kopf. Wer war Calatin und Feyn und Kyus? War ich für Kyus wirklich bloß ein Spielzeug? Was hatte Calatin für Gründe mich töten zu wollen?
Tränen bahnten sich den weg im meine Augen. "Na komm Mädchen, du wirst doch wegen Kyus keine Tränen vergießen?", gluckste er. "Lass dir auf helfen." Und wieder hielt er mir seine Hand entgegen. Doch ich wollte ihn nicht mehr berühren.

"Was tust du hier Calatin?", knurrte Kyus Stimme plötzlich hinter mir. Voller Panik drehte ich mich zu ihm um. Ich wollte ihn warnen, aber mein Hals war voller Angst zugeschnürrt.
"Ich hab deine Freundin getroffen und wir haben uns nur ein bischen unterhalten. Sie wirkte ein wenig aufgebracht.", säuselte er. Durch meine feuchten Augen, funkelte ich ihn wütend an.
"Lass sie zufrieden und mach das du weg kommst. Es wird Vater nicht gefallen das du hier 'rumhängst'!", drohte Kyus. Seine Stimme war dabei dunkel und rau. Sie klang sowas von heiß. Die Drohnung darin war je doch schon fast greifbar. Das verursachte bei mir eine Gänsehaut überall am Körper.
"Mein lieber Kyus. Meinst du nicht das ich spazieren gehen kann wo und wann ich will um Kraft zu tanken?", boshaft grinste er ihn an. Dann drehte er sich um und verschwand fast augenblicklich zwischem den Blättern des Dickichts.

Eine Hand tauchte vor meinem Gesicht auf. Ich blinzelte mehrmals. Kyus sah mich besorgt an. Ich griff danach und er zog mich an sich. Ohne ein Wort zu sagen umarmte er mich. Dabei legte er seinen Kopf auf den meinen. Ich atmete seinen wundervollen Duft tief ein und wurde ruhiger. Keine Ahnung, wie lang wir so da standen. Aber mir war es viel, viel zu kurz. Denn nun kam das unausweichliche Gespräch. Würde er mir ehrliche Antworten geben? Oder mich belügen und damit alles kaputt machen? So viel Schiss hatte ich nicht mal vor dem Sterben. Ich löste mich von ihm, setzte mich aber gleich auf den Stamm zu meinen Füßen. Ohne seinen Halt wusste ich nicht ob ich allein stehen konnte.

"Was wollte mein Onkel von dir? Was hat er dich gefragt?" Neugierig blickte er zu mir.
"Ich...", mit gerunzelter Stirn starrte ich auf ein Grasbüschel vor mir und versuche mich zu erinnern. "Ich weis nicht so genau. Er hat komisches Zeug geredet. Von 'unserer Spezies', was du mir über 'Euch' erzählt hast und das wir sterben müssen. Was meinte er damit?" Jetzt blickte ich zu ihm, direkt in seine Augen. Ich wollte seine Reaktionen darin sehn, wenn er mir antwortete. "Er ist verrückt, mach dir keine Gedanken darum. Er wird dich nicht nochmal belästigen."
"Kyus, ich will die Wahrheit!"
Er sah mich fest an. "Das ist die Wahrheit. Komm ich bring dich Heim."
Er log, das sah ich nicht nur in seinen Augen, sondern auch an seiner steifen Haltung. Hörte es in seinem Tonfall und spührte es tief in mir. Er ging los, wohl weil er dachte ich würde ihm folgen. Doch nach fünf Metern die er gegangen war, drehte er sich rum und sah mich noch immer auf dem Baumstamm sitzen, doch diesmal mit vor der Brust verschränkten Armen. Ich blickte ihm böse entgegen.

"Ich kann es dir nicht sagen. Es ist verboten."
"Ach, aber das ich grad von einem Psycho eine Morddrohnung bekommen habe, ist dabei unwichtig? Sollte ich da kein Recht auf die Wahrheit und die Gründe haben?"
"Er wird dir nichts tun", sagte Kyus Zähne knirschend.
"Sagt wer? Du? Das ich nicht lache. Willst du bei mir einziehen? Erklär das mal meinen Eltern. Und damit schweben sie auch in Gefahr.", der Knoten im Magen wurde immer größer.
"Er wird dir und deinen Eltern nichts tun, das verspreche ich.", murmelte er.
"Du kannst mich nicht immer beschützen verdammt nochmal. Ich will die Wahrheit Kyus. Bin ich kleines Menschlein das nicht wert?", meine Stimme brach beim letzten Wort weg. Der Schmerz darin war zu hören.
Kyus sah mich so entsetzt an, als hätte ich ihm eine schallende Ohrfeige gegeben. Mit einer unfassbaren Schnelligkeit kam er auf mich zu, zog mich erneut hoch in seine Arme. Er war völlig aufgebracht und atmete heftig.
"Lucy, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht kränken. Du bist mir wichtig. Sehr sogar. Mehr als du nur ahnst. Ich will nicht das dir irgendwas passiert. Je mehr du weist umso schlimmer wird es. Ich weis einfach nicht... ."
"Kyus bitte!", nuschelte ich in seine Brust.

Er schob mich erst ein Stück von sich und als er sicher war das ich nicht umfiel, lies er mich los. Ich war verwirrt. Er fuhr sich mehrfach durch sein ohnehin schon zerzaustes Haar und ging ein Schritt zurück. Er blickte hoch und unsere Blicke trafen sich. Seine Augen pulsierte förmlich, wie flüssiger Honig und war so klebrig das ich nicht wegschauen konnte.
Er atmete tief ein...

"Lucy, ich bin ein Elf."

---------------------------------------------------------

Hi meine lieben Wattys! :)

Heute mal ein langes Kapitel. Ich hoff es kam euch nicht im geringsten so vor, dass wäre nämlich ein gutes Zeichen. Da beide Seiten langsam vereint werden sollen, brauchte es einen Aha-Effekt, der dann wohl in nächste Kapitel kommen wird.
Uns so kommt also auch das Fantasy Genre dazu.

Nach all den Vampiren, Hexen und Gestaltenwandlern (Werwolf ähnlich), möchte ich versuchen das Volk der Elfen in die Neuzeit zu bringen. Ich hoffe sehr das mir das gelingen wird. Sie haben ja eher den Ruf eines schlauen eigenbrödlerischem Volkes, die über allem stehen.
Ein bischen eingestaubt halt.

Und wenn Vampire glitzern, heiße Kerle zum Schoßhund werden, warum dann keine Elfen unter uns und vorallem.... Naja, das behalt ich mir für die nächsten Kapitel vor.

Ich danke Euch sehr fürs lesen, ihr seid echt die Besten.
Über Kommentare freu ich mich wie immer sehr und natürlich auch über ein paar Sternchen!

Ich drück Euch
Eure Lunia :)

DarknessWhere stories live. Discover now