Kapitel 17

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Ich spührte Calatin immer noch mein Geist abtasten. Er murmelde irgendwelches unverständliches Zeugs. Genau verstand ich es nicht, aber ich ging davon aus, das es eine andere Sprache war. Nachdem er ein Elf ist, nicht ganz abwegig. Vielleicht waren es irgendwelche esoterischen Zauberfloskeln? Das war mir im Moment völlig egal. Daher stand ich weiter so ruhig wie möglich da und konzentrierte mich. Auf das was mich da vorhin anknurrte. Auf das was mich angegriffen und sichtbare Spuren hinterlassen hatte. Je mehr ich mich darauf fokussierte umso mehr spührte ich es. Die Luft vibrierte erst leicht und wurde nach und nach zu einem knistern. Calatin schien es auch immer mehr zu spühren, denn er fragte mich mehrfach 'was ich da tue'. Aber ich ignorierte ihn. Ich wollte diese Verbindung nicht verlieren.

Was hätte ich ihm auch antworten sollen? Ich wusste es ja selber nicht. Es war ein Spiel mit dem Feuer. Ich hatte keine ersichtliche Kontrolle über die Situation. Wenn dieses 'Vieh' nicht gut war, dann hatte ich auf jeden Fall noch die Hoffnung es würde nicht nur mich vernichten. Es war der rettende Strohhalm an den ich mich mit meiner letzte Hoffnung, die mir geblieben war, klammerte.

Meine Haut kribbelte, so aufgeladen war die Luft mittlerweile. Man konnte es aber nicht nur spühren und hören. Ich schmeckte die Elektrizität und konnte sie sehen. Ein schimmern lag um uns. Und zum Ende, im hier und jetzt, kam ein leichter Wind auf. Der kühlte meine langsam zu brennen beginnende Haut. Es wurde immer schwerer die Konzentration aufrecht zu erhalten. Ich glaubte Kyus zu spühren was mich stärkte und standhalten lies. Das leise viel zu schnelle piepen, was dieses Gefühl an ihm umspielte, irritierten mich zwar im Hintergrund, aber der Fokus auf das Monster, lenkten mich ab. Er erinnerte mich nur daran worum ich hier kämpfte.

Auf einmal vernahm ich das vertraute Knurren hinter mir. Der Wind wurde stärker. Etwas großes schlurfte aus der Dunkelheit herran. Mir lief es kalt den Rücken runter, doch ich machte weiter und hielt den Gedanken fest. Es manifestierte sich immer mehr. Die Gestalt in meinem Kopf wurde, wie das Ding hinter mir, immer realer. Der heiße Atem wärmte meinen Rücken und trotzdem vertrieb es nicht die Kälte die ihn überzog. Calatin vor mir sog scharf die Luft ein. "Was tust du da? Das kann nicht sein!" Er sah wirklich schockiert aus. Wenn ausgerechnet er schon so reagierte, wollte ich nicht weiter darüber nachdenken.

Ich spührte die schwere Tatzen, die sich auf mich zu bewegten. Es musste ein rießiges Monster sein. Calatin wurde immer bleicher.
In meinem Kopf puzzelte sich ein Bild von einer Art beige goldenem chinesischem Drachen. Der Körper ähnelte dem eines Löwen nur mit Schuppen überzogen. Der Schwanz, nein es waren mehrere Schwänze? Acht? Aus purer Panik die mich jetzt wieder ergriff, war ich mir nicht so sicher. Es sah aus wie Tentakeln von einem rießigen Kraken. Es war einfach furchteinflössend.
Meine Muskeln spannte sich an, bereit davon zu laufen. Aber ich wusste das es sinnlos wäre. Wo sollte ich auch hinlaufen. Hier war weit und breit nichts. Mal abgesehen davon, diese Kreatur hätte mich eh mit eine Schritt eingeholt.

Calatin musterte mich mit einem vernichtenden Blick. "Wer oder was bist du? Kein Mensch kann so etwas da erschaffen."
Ich sah ihm seine Nervosität an. Wärend ich sprach, rieb ich meine feuchten Hände unauffallig an meiner Hose ab. "Was meinst du?"

"Das weist du ganz genau. Wir reden von diesem Untier da. Wieso hast du es erschaffen?", erwiederte er genervt.

"Erschaffen?", ich blinzelte. "Ich hab es nur gerufen."

"Erzähl mir keine Lügen. Wir sind hier in deinem Kopf. Was hast du vor? Bist du gekommen um mein Volk auszulöschen?", donnerte er.

Ich sah ihn abschätzend an. War es möglich? Aber wie sollte ich das machen? Ich war schließlich wirklich 'nur' ein Mensch. Und vorallem, wieso sollte ich sowas können? Das Monster hatte mich ja schließlich auch attakiert und verletzen. Wäre doch dumm mich selbst angreifen zu lassen oder?

Das Vieh hinter mir schnaufte was mich aus den Gedanken holte. Ich durfte mich von Calatin nicht ablenken lassen.
"Ich habe keinen Grund zu lügen Calatin. Ich habe es nur gerufen. Und wenn ich dabei sterbe bin ich bereit, solang du keine Unschuldigen umbringen wirst."

Er schätze meine Worte eine ganze Zeit ab. "Entweder du bist eine gute Schauspielerin, oder du bist so dumm und weist wirklich nicht was du da tust. Ich glaube Kyus hatte mal erwähnte, das du ein offenes Buch bist, also doch nur ein sehr naives Menschenkind. Dann wird es mir ein leichtes sein dich zu vernichten. Und es zeigt sich, das ich mir das richtige Opfer ausgesucht habe."

Vergessen war meine Angst vor dem Monster und meine Wut stieg expolionsartig an.
Calatin lies die rechte Hand vorschnellen, als würde er mit mir Frisbee spielen wollen. Als mich auch schon etwas unvorbereitet und heftig an der Brust traf und mich sehr unsanft einige Meter nach hinten schleuderte. Ich landetet schmerzhaft am Boden. Arme und Beine wurden von den Steinen aufgekratzt. Tränen schossen in meine Augen. Meine Lunge schmerzte höllisch. Ich konnte nur schwer atmen.

Ich hatte keine Ahnung vom Kämpfen und das war Meilenweit entfernt von dem was man auch hätte lernen können.
Nach Luft schnappend schaute ich zu Calatin auf. Dieser stand mit geneigtem Kopf da, die Hände vor der Brust haltend. Die Handflächen nach oben gedreht. Und wieder lies er die Hände nach vorne schnellen und drehte die Handflächen zu mir. Ein schimmerndes Licht, traf mich erneut am Brustkorb.
Vor Schmerzen aufschreiend rutschte ich über den steinigen Untergrund weiter nach hinten und blieb wimmernd zwischen rießigen Tatzen liegen. Ich rang um Atem. Wollte nur noch vor Schmerzen aufgeben. Mein Kampfgeist war ziemlich schnell in sich zusammen gefallen. Hustend versuchte ich mich aufzurichten um zu sehen was Calatin tat. Als ich ihn grinsen sah, züngelte das Feuer der Wut, was gerade noch verpufft war, leicht auf. Ich blickte zu dem Drachenlöwen hinauf.
"Bitte, hilf mir. Töte ihn."
Mein Blick wanderte wieder zu Calatin.

"Na war das schon alles an Wiederstand?", lachte er.
Ich schaute ihn hasserfüllt an. Die Wut bäumte sich in mir auf. Ich stand unter höllischen Schmerzen langsam auf, was er unter belustigtem Blick zulies. "Ich hatte mir schon etwas mehr Gegenwehr vorgestellt. Das hier ist ja ein Witz. Schade, aber es wird mir Spaß bereiten, den letzten Lebensgeist aus dir weichen zu sehen."

Meine Lunge pfiff vor Anstrengung. Nur flach atmen war möglich. In meinem Kopf drehte sich alles. Irgendwo piepte schon wieder etwas viel zu schnell und ungleichmäßig. "Lucy du musst kämpfen! Bleib bei mir biiitteee!" Kyus Stimme war so voller Schmerz, tiefer Verzweiflung und brach am Ende weg. Es brach mir mein Herz und ich konnte ihm nicht beistehen so sehr ich mich in diesem Moment danach sehnte.
Ich raffte mich drauf hin zusammen. Was Kyus gerade fühlte, daran hatte definitiv nur Calatin Schuld. Meine Wut brodelte heiß in mir. Schwappte fast über. Über mir ein tiefes knurrten.
Ich zog den Hass gedanklich im Kopf zusammen und schleuderte es Calatin entgegen. In diesem Moment flog der Löwenhund los. Kraftlos sackte ich auf die Knie.
Ich hörte nur ein schrillen menschlichen Schrei und ein tiefes fletschendes knurren. Gefolgt von einem fieses krachen und knacken zusammen mit einem knurrenden aufbrüllen.
In meinem Kopf zog schwarzer Nebel auf und dann war es dunkel...

DarknessWhere stories live. Discover now