Kapitel 22

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Ich erwachte das nächste mal durch ein leises Geräusch, einer sich öffnenden Tür. Als ich aufsah, näherte sich von der Tür eine Krankenschwester. Sie nickte mir zu und schaute auf die Monitore. Dann überprüfte sie eine Infusion, die ich in der Nacht nocheinmal bekommen hatte. Wohl zur Stärkung des Immunsystems. Da diese leer war stöpselte sie diese ab. Ihr blick wanderte dabei neben mich. Ich folgte ihrem Blick. Da lag Kyus mit dem Oberkörper auf meiner Decke und schnarchte leichte.

Als ich die Schwester wieder ansah lächelte sie leicht. Sie sprach leise zu mir, dass sie jetzt noch die Elektroten des Monitors entfernen würde. Nach zehn Minuten hatte sie alles erledigt und wante sich zum gehen. Ich räusperte mich, wodurch sie sich nocheinmal umdrehte. Ich blickte kurz zu Kyus hinunter, der noch immer völlig entspannt da lag. Sein Gesicht sah, bis auf die immer noch sehr dunklen Augenringe, so jung und entspannt aus. Mein Herz weitete sich bei dem Anblick. Ich blickte auf, räusperte mich nochmals und fragte sie: "War er die ganze Nacht hier oder hat er das Zimmer mal verlassen?" Sie dachte kurz nach, bis sie erwiderte kopfschüttelnd: "Ich glaube nicht. Als ich deine Werte überprüfte und die Infusion legte, war er immer da." Ich nickte ihr dankend zu. Sie drehte sich um und verschwant.

Durch das zufallen der Tür fing sich Kyus an zu bewegen. In mir brodelte es. Wir hatten eine Abmachung gehabt. Er wollte hinunter in das Wäldchen, aber er sah nicht so aus als ob er auch nur in der Nähe gewesen wäre. Er schlug die Augen auf und sah mich mit vor dem Oberkörper verschränkten Armen und eine hochgezogene Augenbraue. Sein Blick ging zu dem schwarzen Monitor und mir. Langsam wurde sein Geist wacher. Er richtete sich auf. "Was ist los? Warum ist der Monitor aus?" Ich kniff meine Augen zusammen. "Die Schwester war so nett und hat es entfernt als du geschlafen hast. Wohlgemerkt im falschen Bett." Er sah mich ruhig an und verschränkte nun ebenfalls die Arme vor der Brust. "Wir hatten nur abgemacht das ich einen Spaziergang durch das Wäldchen unten machen werde."
"Nur das du das noch nicht auf die Reihe gebracht hast oder?" Ich kniff die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen.
"Du warst unruhig in der Nacht."
"Kyus, mir geht es gut! Im Gegensatz zu dir." Jetzt war er derjenige, der seine Lippen aufeinander presste. "Ich weis was ich tue Lucy." War das sein ernst? Selbst sein Vater hatte ihn dazu gedrängt. In mir brodelten die Gefühle weiter. Meime Gedanken drehten sich. Ich starrte durchs Fenster. Als Kyus zu reden begann, zuckte ich zusammen. "Ich mach mich kurz frisch, bevor das Frühstück kommt." Als Antwort schnaufte ich nur, aber mit dem Schnaufen hatte ich einen Plan. Kyus schnappte sich Klamotten aus dem Schrank und verschwant im Bad.

In dem Moment, als sich die Tür schloss, schwang ich meine Beine aus dem Bett. Das Wasser im Bad ging an. Ich holte eilig eine Hose und ein Shirt aus dem Schrank, schlüpfte in meine Turnschuhe und schlich mich aus dem Zimmer. So schnell es meine Beine, die vor Schwäche leicht zitterten, es zu ließen, ging ich auf den Aufzug am Ende des Ganges zu. Auf halben Weg stand der Essenswagen, zu dem die Schwester von vorhin trat. Sie sah mich überrascht an. Auf keinen Fall durfte sie mich aufhalten. "Ich brauche ein wenig frische Luft. Nur zehn Minuten." Sie schüttelte den Kopf. "Das musst du mit Dr. Ancoron besprechen, wenn er zur Visite kommt." Ich schüttelte panisch den Kopf. Kyus würde nicht mehr lang brauchen und wenn er bemerkte das ich weg war. Das durfte nicht passieren. Ich ging langsam Rückwärts um mehr Abstand zu ihr zu bekommen. Nur so hatte ich die Chance zu fliehen. Bis sie ihr Tablett abgestellt hatte, was sie noch immer im Arm hielt, um mir zu folgen, wäre ich dann schon weg. Sie zog eine Augenbraue hoch. "Entschuldige!"

Beim nächsten Schritt nach hinten, stieß ich mit jemanden zusammen. Erschrocken drehte ich mich um und wollte mich entschuldigen. Doch mir blieben die Worte im Halse stecken.
Stattdessen antwortete die Krankenschwester: "Lucy wollte sich ein wenig die Beine vertreten Dr. Ancoron." Er musterte mich eindringlich. "Okay, okay. Ich will raus ins Wäldchen, nur so bekomm ich Kyus dazu. So geht es nicht weiter." Wärend dem reden gestikulierte ich heftig mit den Armen. Dr. Ancorons Lippen verzog sich zu einem Lächeln, wobei er mir die Hände auf die Schultern legte. Das ließ mich verstummen. "Ich werde ihm ausrichten das du drüben auf der Bank auf ihn wartest." Mein Mund klappte auf um zu wiedersprechen, aber als mir seine Worte klar wurden, schloss ich ihn langsam.
"Du solltest dich auf den Weg machen, er ist trotz Erschöpfung deutlich schnell als du!" Ich nickte nur, denn für mehr war ich zu verwirrt. Ich nahm mir vor ihm später zu danken.

Die Sonne schien mir warm auf mein Gesicht. Innerlich entspannte ich mich langsam. Es war so ein herrlicher Tag, voller Ruhe. Ich atmete tief durch.
Das Knirschen vor mir sagte, das Kyus mich gefunden hatte. Ich atmete nocheinmal tief durch und öffnete langsam ein Auge. Sein Gesicht wirkte neutral. Ich wappnete mich auf seinen Ausbruch, aber es kam nichts. Er stand nur da und sah mich an. Ich öffnete meine beiden Augen ganz und musterte ihn. In seinen Augen wirbelte der Honig voller Zerrissenheit. Zwischen verärgert und voller Sorge. Aber er sagte noch immer nichts. Seine Haltung veränderte sich kaum merklich. Nach und nach richtete er sich auf. Die Augenringe wurden heller. Eine gefühlte Ewigkeit später lies er sich pustend neben mir nieder. Nach einer weiteren Minute in der er tiefer Durchatmete, räusperte er sich. "Eigentlich wollte ich sauer auf dich sein und die meine Meinung geigen. Das ich mir Sorgen gemacht habe, weil du auf einmal weg warst. Ich dich gesucht habe, bis mich die Schwester zu Dr. Ancoron geschickt hat." Ich blickte vorsichtig zu ihm rüber. Er drehte genau in dem Moment seinen Kopf und blickte mir tief in die Augen und hielt mich damit fest. Ich verlor mich langsam in den tiefen dieses flüssig, klebrigen Honigs. "Danke!"

Ich blinzelte mehrmals, bis mein Kopf dieses Wort verarbeiten konnte. "Hä? Was?" Ein kleines lächeln stahl sich auf seine Lippen und in den Augen blitzte es. Er zog mich auf seinen Schoß in eine tiefe Umarmung. "Ich danke dir, das du mich hierraus gelockt hast. Mir geht es viel besser."

Wir genossen die Zeit, in der wir nur auf uns fixiert waren und den Moment der Zweisamkeit einfach nur genossen. All der Druck, das Leid und die Ängste fielen von uns ab. Es war ein befreiendes Gefühl und unter der Umarmung spührte ich wie Kyus stärker wurde und sich sein Akku langsam auflud. Als es plötzlich hinter uns im Gebüsch raschelte.
Erschrocken drehten wir uns gleichzeitig herrum. Wir blickten in das Gesicht von Feyn. Wir atmeten gleichzeitig aus und entspannten uns wieder etwas.
"Vater?" Kyus senkte den Kopf zum Gruß. "Hallo mein Sohn, hallo Lucy.", antwortete er mit seiner Hand auf der Brust und einer leichten Verbeugung in meine Richtung. "Ich spührte dich und der Energie die von dir immer mehr ausging. Ich wollte nur sehen, was vor sich geht."
"Mir geht es gut Vater.", antwortete Kyus.
Nickend erwiederte Feyn: "Ich kann es sehen und spühren. Es wurde auch Zeit." Dann drehte er sich zu mir und runzelte die Stirn. "Hat dich Floriel schon entlassen?" Ich schüttelte den Kopf, aber Kyus antwortete für mich: "Sie ist nach draußen als ich duschen war."
"Dr. Ancoron hat mir die Erlaubnis gegeben!", warf ich ein. Kyus schaute zu mir. "Was?" Feyn legte seine Hand auf Kyus Schulter. "Das war richtig von ihm. Es tut Euch beiden gut. Ihr seht schon sehr viel besser aus. Und es wird Zeit das ihr Kraft gewinnt." Kyus schaute Feyn anschätzend an, dann lies er den Blick erst zu mir dann wieder zu Feyn schweifen. Er schien abzuwägen, ob er ihn vor mir fragen sollte. Scheinbar kam er zu dem entschluss denn er sagte: "Was ist los? Ist Calatin wieder zu sich gekommen?
Feyn blickte ernst in die Ferne. Als wäre er in einer anderen Welt. "Es scheint als ist er wohl kurz davor. Und so wie ich dich kenne, willst du dabei sein."
"Dann müssen wir sofort los!", entgegnete er ihm. Doch er stockte und sprach nicht weiter. "Dein Dilemma hab ich mir fast gedacht mein Sohn. Du willst nicht weg solang Lucy noch nicht hundertprozent fit ist stimmts? Aber sie dann ohne Schutz hier zu lassen kannst du auch nicht. Was aber heißt, dass du hier noch einige Tage verbringen musst."
Wärend Feyn sprach, flog mein Blick von einem zum anderen. Doch nun blieb er an Kyus heften. Jede Regung in seinem Blick nahm ich war. Seine Emotionen und Gedanken fuhren in ihm Achterbahn.
Nach ein paar Minuten konnte ich nicht mehr still halten. Ich legte meine Hand sacht auf seinen Arm und redete auf ihn ein: "Kyus! Mir geht es wieder gut. Sonst hätte Dr. Ancoron weder angeordnet den Monitor abzustellen, noch mir erlaubt einen Spaziergang zu machen. Und Schutz brauch ich auch keinen. Ich komm schon klar." Er sah mich bei den letzte  Worten an und ich spührte wie er ansetzte mir zu wiedersprechen, aber Feyn sprach zuerst. "Ihr werdet beide dort erwartet." Kyus wollte dagegensprechen, es ihm ausreden, aber Feyn schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab und redete weiter als wäre nichts gewesen: "Es wurde vom Rat beschlossen. Du hast dich in einen Menschen verliebt, geküsst und sie hat es überlebt. Außerdem wollen sie Euch zu Calatin befragen.", es folgte eine kurze Pause, bis er weitersprach: "Du hast sie jetzt mit uns verbunden Kyus. In drei Tagen geht es los." Damit drehte er sich um, nachdem er uns kurz zunickte, und verschwand im Gebüsch wo er hergekommen war.

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