Kapitel 4

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Mich sah ein Mädchen an. Aus Augen, die vom weinen völlig verquollen waren. Traurigkeit und pure Hilflosigkeit schrie aus ihnen. Flehend sah sie mich an. Ihre Wangen die gerötet und fleckig wirkten. Der Mund zu einem dünnen Strich zusammen gekniffen, dass kein Schrei entweichen konnte. Mitleid stieg in mir auf, drohte mich zu überfluten. Ich wollte nach ihr greifen, sie schütteln, das bestimmt alles wieder gut werden wird. Bis mir bewusst wurde, das ich in den Spiegel schaute. Die Erkenntnis fühlte sich an, als kippe mir jemand Eiswasser über den Kopf. Die Nacht war kurz gewesen. Als ich irgendwann einschlief, war es wohl schon nach vier Uhr Morgens. Und gefühlt klingelte der Wecker zehn Minuten später. Ich war total erschlagen. Völlig fertig und leer.

Ich stieg unter die Dusche, lies das heiße Wasser meine Nerven betäuben. Danach versuchte ich mit Make-up die Schatten der Nacht ein wenig zu überdecken. Ich hoffte das es gelang, denn durch die Schwellung der Augen sah ich nicht viel, auch wenn sie schon deutlich besser war wie vorher. Meine Haare lies ich offen, das sie von allein trockneten.

Gähnend stieg ich die Treppe hinunter. Ging in die Küche und aß die Schüssel Cornflakes, die mir mein Vater hingestellt hatte. Meine Mutter war schon aus dem Haus. Ich hatte nicht wirklich Hunger, stocherte also mehr in dem schwimmenden Kringeln herum als das ich sie aß. Ich bemerkte aus dem Augenwinkel, das mich mein Vater beobachtete. Die Gedanken in meinem Kopf kreisten, aber keine war sichtbar im Vordergrund. Es war wie ein summen im Bienenstock. Abgelenkt von der Grüblerei, wurde es heute auch später, das ich los kam. Ich rief meinem Pa noch ein schnelles 'Tschüß' zu und rannte hinaus. Ich lief völlig Kopflos bis zur nächsten Straßenecke, das er mich nich noch mal zurückrufen konnte, weswegen auch immer. Ich wollte noch nicht mit einem der beiden reden. Momentan eigentlich nie wieder.

Und als ob der Tag nicht so schon gelaufen war, rannte ich in jemanden hinein. Der Aufprall lies mich zurück taumeln und ich landete auf meinem Hintern. Das tat höllisch weh. Suuuper. Ich war total gestresst vom Zeitdruck und genervt von allem.
Ich blickte böse schauend auf und verlor mich in Honigfarbenen Augen. Sie schauten mich belustigt an und blitzten kurz auf als sie mich erkannten. Und wie sollte es auch anders sein, als das genau der, der mich jetzt am wenigten sehen sollte, vor mir stand. Kyus!

DarknessWhere stories live. Discover now