Kapitel 15

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Ich schlug hart auf dem Boden auf.  Kleine Kieselsteine drückten sich tief in meine Hände und Knie. Staub wirbelte auf. Nachdem mir durch den Aufprall die Luft aus der Lunge gepresst wurde, atmete ich jetzt natürlich tief ein. Meine Lunge rebellierte dabei. Mir fehlte die Luft zum husten, meine Atemwege brannten und ich fing an zu würgen. Es war der blanke Horror. Alles tat mir weh. Sollte das der Tod sein, dann war er beschissen. Oder starb ich gerade noch, was auch nicht besser wäre. Und was hatte ich verbrochen das ich in der Hölle gelandet war, statt auf einer schönen flausche Wolke zu sitzen? Aber die Hitze fehlte mir. War die Hölle kein Ort des Feuers. Ich versuchte also mal wieder meine Gedanken zu ordnen.

"Ahhhhhh!", brüllte ich unter husten und würgen. Meine Hand tat furchtbar weh, denn es stand wer mit seinem Fuß drauf. Dieser jemand schien tierischen Spaß an meinem Leiden zu haben. Ich blickte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf.

"Hallo junge Dame! Treffen wir uns entlich wieder. Lange hast du dir ja Zeit gelassen. Und diesmal wird uns keiner stören."

"Calatin? Aber wie kommen sie hier her?", keuchte ich. Meine Stimme war belegt, wegen dem ganzen Dreck den ich schlucken musste und meine Lunge brannte. Sein Anblick zog mir den Boden unter den Füßen weg. Ich schwebte in großer Gefahr. Kyus war nicht hier und sonst auch keiner der mir helfen konnte. Es war völlig verrückt. Vielleicht hatte ich auch einfach nur Wahnvorstellungen?
Meine Hand pullsierte derweile pochend. Morgen würde ich sie nicht mehr bewegen können. Das schien er zu bemerken und gab mit einem fiesen Grinsen nochmals Druck drauf, bevor er den Fuß wegnahm und in einem Kreis um mich lief.

Ein jammerndes Stöhnen entwich meinen Lippen. Meine Augen tränten vor Schmerz. Ich blinzelte ihn böse an und sagte: "Wo sind wir hier? Und warum sind Sie hier? Kyus konnte nicht zu mir kommen." Er lachte schallend auf. Dann betrachtete er mich, wärend er mich weiter umrundete. Die Minuten vergingen und die Stille machte mich nervös. Ich erschrag, als er sich entlich entschied, mir doch zu antworten.

"Was für eine dumme Frage junge Dame. Aber du bist ja auch nur ein dummes kleines Menschlein. Nennen wir es also Lucys persönliche Hölle." Er breitete dabei die Arme aus als ob er alles umarmen wollen würde. "Du befindest dich hier, dank deines wundervollen dich liebenden Freundes. Ich bin mir ziemlich sicher, wenn er gewusst hätte was passiert, hätte er es wahrscheinlich nicht getan. Eine Beziehung zwischen Elfen und Menschen ist nicht ohne Grund verboten. Regeln der Alten haben für die Jugend nur den Grund, sie einzuengen und Spaß zu verbieten. Ihr macht Euch keinerlei Gedanken. Nicht darum, das wir auch mal jung waren. Nicht, das wir vieles erlebt haben und aus Erfahrung sprechen. Nicht einmal, das wir uns Sorgen um Euch machen." Kopf schüttelnd ging er auf und ab.

"Aber WAS ist das für ein Ort? Was soll ich hier?" Es klang fast flehend, ich hoffte er hatte es nicht bemerkt wie meine Stimme dabei zitterte. Ich war in Lebensgefahr und anstatt, das ich mir Gedanken machte, wie ich weg kam, quatsche ich mit diesem Psychopaten. Er verdrehte derweil nur die Augen.

"Du bist in deinem eigenen Körper gefangen, oder genauer gesagt in deinem Kopf. Du wirst es hier auch nicht lebend herraus schaffen.
Erstens, ich werde dies zu verhindern wissen.
Zweitens, passiert das nur ungefähr aller dreihundert Jahre einmal. Das letztemal war vor fünfzig Jahre, das sowas ein Mensch überlebt hat. Also mach dir keine Hoffnung. Du würdest es also nicht überleben.", er kichert vergnügt.

Was dachte er sich. Das ich mich einfach von ihm töten lassen würde? Ich musste eine Lösung finden. Mein Kopf ratterte auf Hochtouren.

"Es wird mir eine Freude sein, dich zu töten. Eigentlich wollte ich dich ja bis zum Schluss aufheben, oder wenigstens bis ich Kyus hätte, das er auch was von dem Spektakel mitbekommt. Aber so kann ich ihm zusehen wie er nach deinem Tod von selbst dahin rafft.", höhnt er.

Wut wallte in mir auf. Ich konnte nicht zulassen das er der Menschheit etwas antat, und schon garnicht Kyus. Ihn würde ich schützen und wenn ich dabei sterben sollte, dann würde es so sein. Ich würde nicht Kampflos dabei zusehen, wie er auch meiner Familie etwas antat oder Steph.

"Du musst wissen, das er schon seit Wochen neben deinem Bett sitzt wie ein Häufchen Elend. Ein wundervoller Anblick, wie ich finde!" Sein Blick war so dermaßen herablassend, das mir die Sicherungen durchbrannten.
Ich sprang auf rannte auf ihn zu. Meine Findernägel trafen sein Gesicht. Wütend und schmerzvoll brüllte er auf. Packte voller Hass meine Hände und schleuderte mich erneut zu Boden. Schmerz schoss durch meinen Arm und meine Hand knickte weg, als ich mich mit meiner verletzten Hand abfing.

"Kleines Miststück!", fluchte er. Dabei wischte er mit seiner Hand übers Gesicht und schaute sich die Blutspuren darin an. "Du legst es darauf an sofort zu sterben was?"
In unfassbarer Schnelligkeit packte er mich am Hals und hob mich hoch.
Röchelnd strampelte ich in der Luft.
Ich japste nach Luft. Mein Kopf lief zwar langsam, aber ich erlebte alles intensiver.
Es musste ein jämmerliches Bild abgeben, wie ich hier hing. Keine große Chance, trotz meines Entschlusses bis in dem Tod zu kämpfen. K.O. in der ersten Runde.

Calatin hatte gerade mal ein paar Kratzer. Ich bekam kaum mehr Luft. Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen. Mein Hirn schwirrte und alles drehte sich. Ich versuchte meine letzten Kräfte zu sammeln. Legte diese in einen Tritt gegen ihn. Ich konnte nur hoffen, das es reichte.

Ich traf ihn leider nicht in seine Weichteile, aber in seinen Bauch. Er stolperte ächzend zurück und lies mich fallen.
Ich wiederrum landete ein weiteres mal unsanft auf dem Boden. Um Luft ringend und hustend hielt ich mich auf allen vieren. Oder eher auf allen dreien. Ich kämpfte darum bei Bewusstsein zu bleiben und meine Lunge mit Sauerstoff gefüllt zu bekommen. Es wäre einfacher sich seinem Schicksal hinzugeben, aber das konnte ich nicht. Nicht solange Kyus in Gefahr war und ich noch bei Kräften. Wobei von denen nich mehr viel übrig war.

Calatin knurrte vor Hass und kam langsam auf mich zu gelaufen. In seinen Augen blitzte die Mordlust.
Was sollte ich nur tun? In Büchern gab es doch auch immer noch Lösungen. Ok, die meisten waren ja auch nicht real. Aber ein Wunder oder ein Einfall. Warte, sagte er nicht wir sind in meiner Welt? "Sag bitte, wie bist du in meinen Kopf gekommen?"

Kurz vor mir hielt er erstaunt an. "Als ob das noch was zur Sache tut." Forschend betrachtete er mich. "Aber ok, du sollst nicht dümmer sterben als du eh schon bist. Sieh es als letzten Wunsch, den ich dir gewähre. Das wiederum tue ich nur, weil du mich ehrlich überrascht hast, wie zäh du bist. Also wir Elfen haben das Talent der mentalen Stärke. Und Menschen sind leicht zu manipulieren. Und in Eure Köpfen über Meditation einzudringen ist keine große Kunst, vorallem wenn ihr angeschlagen seid. Kyus hat dich zusätzlich auch gut abgelenkt, das hat mir mehr Vorteile verschafft. Und er hat sich zu sehr auf dich konzentriert, als das er mich bemerkt hätte.
Ihr Menschen seid einfach zu unaufmerksam und ihr schützt Eure Gedanken nicht."
Ein wenig mitleidig sah er mich an.

"Und dieses Vieh? Ist das auch von ihnen?", fragt ich. Er sah mich irritiert an und sagte: "Was für ein 'Vieh' meinst du?" Ich wollte den Ärmel meines Shirt hochschieben um ihn die Streifen zu zeigen. Bevor ich dazu kam, hörte ich ein Knurren. Es lies mich inne halten. Fragend sah er mich an. "Ich... Ich dachte da wäre was gewesen, aber wenn sie davon nichts wissen, dann... dann hab ich mir das wohl nur eingebildet oder?" Ich versuchte meine Verwirrung zu überspielen.

Er schien mir nicht zu glauben, musterte mich aber sehr genau. Er blickte sich um, schien aber nichts zu sehen oder spühren, was ihn beunruhigen würde.
Ich senkte meinen Kopf und versuchte mich meditativ zu konzentrieren. Ich atmete ruhig ein und aus. Ich merkte ein drücken im Kopf. Was immer stärker wurde.
"Was tust du? Wieso kannst du mich blocken?"

Das war also er, der versuchte in mein Kopf zu sehen. Er wollte wohl wissen was ich mit dem 'Vieh' meinte.
Aber wenn es nicht von ihm kam, gehörte es dann zu mir? Wer anderes war nicht da. Ich wachte ja auch immer auf, wenn es mich berührt hatte fiel mir ein. Hat es vielleicht verhindern wollten, das ich schlief? Weil Calatin mich sonst im Schlaf angegriffen hätte? War das möglich? Irgendwie sagte mein Bauchgefühl das ich nahe dran war. Sollte ich versuchen es zu rufen?  Sterben würde ich ja sowieso, aber doch lieber durch das Unbekannte als durch Calatins Hand.

Ich musste es versuchen...

DarknessWhere stories live. Discover now