Kapitel 2

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"Lucy mach es uns doch nicht so schwer! Wir wissen das es hart für dich ist, dies alles hinter dir zu lassen, aber es muss eben sein." Ich blickte meine Eltern voller Wut an. "Schwer? Ich mach es Euch schwer? Dad, willst du mich verarschen?" Die Tränen stiegen mir in die Augen. Ich war kurz davor mit dem Fuß aufzustampfen wie eine dreijährige. Mir war nach schreien, nach irgend etwas was ich zerrstören konnte. Ich ballte die Hände zu Fäusten, das die Knöchel weiß schimmerten. Drehte mich um und rannte mit einem Arggghh aus der Küche. Kurz blieb ich unschlüssig im Flur stehen. Sollte ich rausrennen? Ich entschied mich erstmal für mein Zimmer. Rannte also die Treppe rauf und die Tür flog hinter mir mit einem lauten krachen ins Schloss, das die Fenster bebten. Ich hielt den Atem an und bereitete mich auf die unvermeintliche Auseinandersetzung vor, die Folgen musste. Sowas liesen meine Eltern nicht zu, das ich so ausrastete. Doch unten blieb alles still. Die Wut verpuffte für einen kurzen Moment, bis er wieder Fahrt in mir aufnahm und sich mein Herz zusammen zog.

Meine Eltern wollten hier weg ziehen. Alle meine Freunde sollte ich verlassen. Neue Umgebung, neue Schule. Nein, ich wollte nicht. Und das war sooo unfair. Sie wollten mich in die Entscheidung kein bisschen einbeziehen. Warum war man als Kind so ungefragt. Warum taten Eltern immer das was sie für richtig hielten. Es war zum verzweifeln. Die blöden Tränen stiegen wieder in die Augen und der Schmerz nahm mir die Luft.

Ich war geschockt, verzweifelt und nur noch wütend. Mein Handy fiel mir ins Auge. Ich schnappte es, aber mir zitterten die Finger vor Aufregung so sehr, das ich nich schreiben konnte. Kurzerhand nahm ich eine Voice auf. "Steph, wir müssen reden. In zehn Minuten an unsrer Stelle. Dringend!!!" Ich schnappte mir meine bequeme rote Stoffhose. Ich liebte sie. Nicht nur das sie sich toll meinem Körper anpasste, die Farbe stand mir auch hervorragend. Meine Turnschuhe hatte ich gleich an, in die musste ich nur hinein schlüpfen. Ja ich war zu faul zum ständigen Schnürrsenkel binden. Alles wichtige Lebenszeit, sag ich immer. Riss in Hektik meine schwarze Strickjacke vom Kleiderbügel und flog in Eile die Treppe hinunter so schnell es ging raus aus dem Haus. Das rufen meiner Eltern überhörte ich absichtlich.

Unser Platz war an einer Lichtung tief im Wald. Dorthin kam selten ein Wanderer vorbei. Hier konnte man in Ruhe und ungestört reden. Ich lief wie ein Raubtier im Käfig meine Runden, bis Steph entlich nach gefühlten Stunden total außer Atem ankam.
"Hey ... Lucy ... was ... gibt ... es ... so ... dringen...des?" Völlig verschwitzt, um Atem ringend und mit den Händen auf den Oberschenkeln gestützt sah sie mich forschend an.
Ich holte tief Luft und alles sprudelte aus mir herraus. Mit jedem Wort wurde mein Herz schwerer, da es damit auch realer wurde. Aber innerlich wurde ich ruhiger, weil das Adrenalin was mir durch die Adern rauschte abgebaut wurde.
Am Ende meines Berichtes, ließ ich mich schwer neben Steph auf den Baumstamm sacken, den sie schon am Anfang gebraucht hatte, als ihr Hirn aufnahm, was das bedeutete. Für mich, für uns...

Wir saßen eine ganze Weile sprachlos nebeneinander. Keiner wusste noch was darauf zu sagen. Doch irgendwann meinte Steph: "Portugal? Muss es ausgerechnet sooo weit sein? Ich mein, man kann da bestimmt toll Urlaub machen und so, aber naja... Aww, das ist so eine verfluchte Scheiße. Mist. Mist. Mist." Ich sah meine Freundin fassungslos an. Sie hatte ja voll und ganz recht, aber wenn sie schon fluchte und dann so! Holla die Waldfee.

Ich lies mich rücklings vom Baumstamm ins Moos plumpsen. Und stöhnte genervt auf. "Ja und das schlimmste, meine Meinung und Wünsche sind nicht gefagt. Hier ist mein Leben, meins! Du und unsre Clique. Und wie soll ich denn ohne ihn leben?" Er, das ist der für mich süßeste Junge weit und breit. Er zog vor ca. einem dreiviertel Jahr hier her. Sein Name war Kyus. Ungewöhnlich und geheimnisvoll fand ich, was sehr passend für ihn war. Zwar beschränkte sich unsere gemeinsamen Gespräche bisher auf das nickende grüßen, wenn wir uns sahen und im Unterricht, wärend einer Gruppenarbeit. Aber mein Herz hatte ich an ihn bereits verloren. Der Schmerz in meinem Herzen flammte wieder auf.

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