Kapitel 56

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Nachdem der Starke Mann Meggie hochgenommen hatte, waren sie innerhalb weniger Minuten unter freien Himmel. Meggie zog gierig die frische Luft ein, auch wenn es ihr in der Lunge schmerzte. In der Nähe einer Bank die unter einem Apfelbaum stand, sah Meggie ihren Bruder, Farid, Doria, Stabfinger und ihre Mutter, die ihr den Rücken zugewandt hatte. Als Lazaro Meggie enddeckte rannte er sofort zu ihr: ,,Meggie, du bist wieder wach!". ,,Ja und ich habe auch erstmal vor wach zu bleiben.", der starke Mann ging mit ihr bis zu der Bank und ließ sie dann darauf nieder. Resa drehte sich zu ihr um, auf ihrem Arm lag ein Bündel, das sich leicht bewegte. Meggie wurde nervös, sie wusste nicht ob sie das Kind lieben konnte, so wie sie es versprochen hatte. Langsam setzte Resa sich neben sie, alle anderen sahen Meggie angespannt an. Fragend sah Resa Meggie an: ,,Möchtest du deinen Sohn auch einmal auf den Arm nehmen?" Sie konnte die kurze Verwunderung nicht verbergen: ,,Es ist ein Junge?" Resa legte das Gesicht des Babys frei, sodass Meggie es gut sehen konnte. Sie erkannte ihre Nase und ihre Augen, aber der Mund und die Haare waren die von Eukarius: ,,Gib ihn mir." Meggie streckte ihre Hände nach ihrem Sohn aus und ließ ihn sich vorsichtig von ihrer Mutter in die Arme legen. Interessiert sah der Junge sie an und fing mit seiner kleinen Hand einen ihrer Finger ein. Die Hand war so klein und er wirkte so hilflos das Meggie das Bedürfnis hatte ihn zu beschützen. Sie sah aus dem Augenwinkel das Staubfinger an sie heran trat: ,,Was hältst du von ihm?" Meggie traute sich nicht nach oben zu sehen, da sie damit rechnete den Hals in diesem Falle zu sehr zu spannen, also lies sie ihre Augen auf dem Gesicht ihres Sohnes: ,,Ich denke das es gut ist das er meine Augen hat." Der Junge steckte sich ihren Finger in den noch zahnlosen Mund, sie musste lächeln. Lazaro legte seine Hände auf ihren Schoß und sah seinen Neffen interessiert an: ,,Hast du schon einen Namen für ihn, ich möchte ihn nicht die ganze Zeit Neffe nennen müssen?" Alle mussten lachen und nach einem Moment sahen sie Meggie gespannt an: ,,Eukarius und ich haben ein paar Mal über einige Namen gesprochen, eigentlich als Scherz, die Natternköpfin hätte unser Kind benannt. Er meinte einmal das sein Großvater Eugenio heiß und das er gerne wollte das, wenn das Kind ein Junge sein sollte, auch so heißen würde. Ich muss gestehen, erst mochte ich den Namen nicht, aber er Symbolisiert die gute Seite seiner Familie. Und Eugen ist doch auch kein schlechter Spitzname." Der kleine sah ihr in die Augen und sie spürte das es der richtige Name war. Mo, der neben Resa stand, die Hand auf ihrer Schulter sah Meggie liebevoll an: ,,Also heißt er Eugenio?" Meggie nickte, was sie gleich bereute, der Schmerz zog rund um ihren Hals. Sie zog scharf die Luft ein, versuchte jedoch den Schmerz zu überspielen: ,,Ja. Ich möchte aber noch eine Sache klar stellen, wenn er irgendwann einmal nach seiner anderen Familie und seinem Vater fragen sollte, dann werde nur ich diese Fragen beantworten. Keiner von euch wird ihm etwas davon sagen, ich möchte nicht das er . . . ." Doria unterbrach sie: ,,Ist schon gut, keiner von uns wird ihm etwas sagen. Eugenio wird in der besten Familie aufwachsen die er bekommen konnte."

Später am Abend hatte Meggie sich auf einen der Türme begleiten lassen und dann darum gebeten alleine gelassen zu werden. Farid hatte sich in der nähe der oberen Tür des Turmes im Schatten versteckt und bewegte sich schon seid Stunden keinen Millimeter mehr. Meggie stand nur stumm da und sah in die Ferne, ohne sich viel zu Bewegen. Die Sonne ging unter und tauchte den Turm in ein rot-goldenes Licht. Dann passierte etwas womit Farid fast nicht mehr gerechnet hatte, Meggie brach zusammen, Tränen liefen in Bächen über ihre Wangen und ein schlurzen verließ ihre Kehle. Sofort sprang Farid auf und kniete sich vorsichtig neben Meggie: ,,Hey, es ist alles gut, dir kann keiner mehr etwas tun." Gerne hätte er sie in den Arm genommen, aber er hatte schon gehört das Meggie kaum noch Körperliche nähe zuließ. Meggie hob leicht den Kopf: ,,Ich weiß dass sie das nicht mehr können, verdammt! Es ist das was sie schon alles gemacht haben! Die Schmerzen, die Demütigungen, sie haben mir meine Freiheit und die Luft zum Atmen genommen! Denkt ihr, ich hätte so oft versucht mir das Leben zu nehmen, wenn ich irgendeinen Weg gefunden hätte das alles zu überstehen? Aber selbst das haben sie mir genommen! Ich habe eine Mauer um mich aufgebaut, eine durch die keiner kommen kann. Alle Gefühle habe ich in mir eingeschlossen, in einen Kerker geschmissen und den Schlüssel gut versteckt. Und immer wenn ich versuchte diese Gefühle zu besuchen, haben sie mir mein Herz rausgerissen, es auseinander genommen und es danach zurück gelegt. Ich habe Angst davor mein Kind zu lieben, aus Angst es könnte mich irgendwann hassen, weil ich seinen Vater umgebracht habe! Könnt ihr euch vorstellen wie das ist?" Farid schwieg einen Moment und zog Meggie dann vorsichtig an seine Brust, doch sie entzog sich ihm sofort wieder: ,,Lass das!" Farid sah Meggie in die glasigen Augen: ,,Hör zu Meggie, wir können dir Helfen mit all dem umzugehen. Rede mit uns, sag uns was genau passiert ist. Dann können wir verstehen wie das war und dir versuchen zu helfen. Wir sind deine Familie, deine Freunde und wenn du nicht mit uns reden willst dann wenigstens mit Roman oder einem anderen Arzt." Meggie sah kurz auf ihre Hände und dann wieder zu ihm: ,,Ich weiß das ihr eigentlich recht habt, aber ich kann und will das nicht noch mal erleben, das schaffe ich nicht." Farid strich Meggie eine Strähne hinter ihr Ohr, sie zuckte wieder zurück: ,,Ich weiß und es muss auch nicht jetzt sein, lass dir Zeit, wir geben dir so viel davon wie du brauchst. Und irgendwann wirst auch wieder gelernt haben Nähe zuzulassen und bis dahin, versuchen wir alles um dir entgegen zu kommen und dir zu helfen, wo auch immer wir das können, versprochen." Meggie musste lächeln, Farid war der Meinung ein kurzes leuchten in ihren Augen zu sehen, aber es war so schnell wieder weg, das er es für eine Reflexion der untergehenden Sonne hielt.

Tintenflut - Beendet - Where stories live. Discover now