Kapitel 36

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Kapitel 36

Da Aaron langsamer lief, damit sie mitkam, fühlte sie sich wohl. Nicht gehetzt zu werden und Zeit zu haben war richtig schön. Es fiel ihr auch nicht schwer, in dieser Weise neben ihm zu laufen. Ihren Arm hatte die Dämonin bei ihm eingehakt und er konnte spüren, wie glücklich sie in diesen Momenten war.

Das änderte sich aber schlagartig, als sie Tabitha in der Ferne entdeckte. Von einer Sekunde auf die andere war sie angespannt und hatte plötzlich Angst. Als wäre Tabitha eine gefürchtete Gegnerin. Saoris Atem beschleunigte sich und sie versuchte, sich aus seinem Griff zu entwenden.

Aaron hielt sie fest und wechselte die Seite, so dass Saori an der Wand lief und er sie flankierte. Tabitha musste auf diese Weise an ihm vorbei und konnte Saori nicht zu nah kommen. "Guten Morgen, Tabitha", grüßte er mit einer distanzierten Höflichkeit. Er erinnerte sich an Anoshkas Worte.

Saori versteckte sich beinahe hinter Aaron und grüßte Tabitha ebenfalls mit leiser Stimme.

„Guten Morgen Aaron. Dein Termin ist in drei Stunden. Wir müssen bald los", erinnerte sie den Engel daran, ohne Saori Beachtung zu schenken.

"Danke, ich werde mich beeilen", sagte er, wirkte jedoch nicht, als würde er sich wirklich darum kümmern. Dennoch schenkte er ihr ein lächeln.

Tabitha nickte ihm zu und warf Saori einen weniger freundlichen Blick zu. In diesem Moment sah das Mädchen aus wie ein kleines Kind, welches sich vor dem bösen Wolf versteckte.

Ihre Anspannung ließ auch nicht nach, als Tabitha vorbeigegangen war, denn sie spürte förmlich den finsteren Blick in ihrem Rücken. Das sorgte bei Saori dafür, dass ihr Tränen in die Augen aufstiegen. Sie wollte doch niemanden wegnehmen. Vor allem nicht von Tabitha, mit der sie Mitleid hatte.

Aaron versuchte sie von Tabithas Blicken abzuschirmen und entschied sich dafür, dass es besser war, wenn er das Dienstmädchen in einer anderen Gegend einsetzte. Solange sie hier herumlief, würde Saori jedes Mal Angst haben, sobald Tabitha vorbeilief. Das wollte er nicht. "Alles in Ordnung?", fragte Aaron besorgt und blickte zu Saori nach unten.

Sie nickte und versuchte sich auf den Weg zu konzentrieren. Es würde ihr nicht helfen, jetzt in Tränen auszubrechen. Es war klar, dass Aaron ihre Gefühle spürte. Saori versuchte auch nicht, diese jetzt zu verstecken, wie sie es bei der Königin getan hatte. Aber sie wollte einfach nicht weinen. Stattdessen sehnte sie sich nach ihren beiden Katudjalls, die womöglich mit Lica in ihrem Zimmer waren.

Sie traten in einen Flur, in dem es sehr ruhig war und wo sie ungestört sein konnten. Aaron hielt inne und mit einer Bewegung hob er die junge Frau hoch, so dass er sie im Arm halten und sie mit seinen Flügeln abschirmen konnte. Seine Finger streichelten beruhigend über ihren Rücken.

„Was macht Ihr da?", fragte sie überrascht, aber nicht mehr ängstlich, da diese Geste zu beruhigte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er das tun würde. Immerhin waren sie nicht dafür unterwegs, sondern dafür, dass sie die Etikette lernte. Dennoch legte sie ihre Arme um ihn und schmiegte sich an ihn.

"Ich muss dich nicht unnötig quälen, wenn es nicht sein muss. Solange ich dich beruhigen kann, werde ich das machen", erklärte er ihr sanft. "Hier sind wir noch sicher."

„Noch?", fragte sie tonlos. Was sollte das heißen? Saori legte ihren Kopf in seine Halsbeuge und atmete tief seinen Geruch ein. Es war so seltsam, dass ausgerechnet das sie so beruhigte.

"Wenn wir auf den Fest sind, wird das nicht gehen", gestand er widerwillig. "Aber wir sind gerade noch am Anfang. Es ist also in Ordnung, wenn du ab und an ein bisschen Ruhe und Erholung brauchst. Niemand drängt dich."

Aingeru Aroha - Dämonenherz (Band 2)Where stories live. Discover now