Kapitel 16

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Kapitel 16

"Ich entscheide, mit welchen Frauen davon ich meine Zeit verbringe", sagte er streng.

Sie wollte gerade etwas erwidern, als sie plötzlich Schwierigkeiten mit dem Atmen bekam. Die dünne Luft, die so weit oben herrschte, machte es ihr schwer, richtig Luft zu holen. Die blauen Augen weiteten sich, als wäre Saori in Panik, sodass Myuvi anfing, mit ihrem winzigen Doppelschwanz auf ihre Brust zu klopfen.

Aaron bemerkte das, kam aber nicht auf die Idee sofort wieder abzudrehen. Stattdessen hielt er für einige Minuten diese Höhe, achtete aber dennoch auf Saoris Verfassung.

Sie brauchte diese Minuten, um sich daran zu gewöhnen, aber es war trotzdem nicht einfach, bei der dünnen Luft richtig zu atmen. Allerdings war sie ein wenig ruhiger, sobald sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Schmollend, weil er nicht auf sie gehört hatte, drückte sie die Katze wieder an sich und seufzte. „Ihr seid undankbar, wenn ich Euch vor etwas schlimmeren bewahre", stellte sie fest.

"Das magst du so sehe", meinte er nüchtern und setzte seinen Flug fort. Aber er blieb in dieser Höhe, auch wenn er wusste, dass sie noch sehr viel höher mussten. Doch mit einem Katudjall im Gepäck war das nicht so praktisch.

„Ich sehe es nicht nur so, ich weiß es. Ihr warf der Grund, warum ich letzte Nacht so schlecht geschlafen habt. Und das wisst Ihr genau. Also macht es mir nicht noch schwerer, wenn Ihr so viel Zeit mit mir verbringt und ich Euch vermisse und weine, wenn Ihr nicht da seid", fauchte sie ihn an.

"Und du bist dir sicher, dass es das besser macht, wenn ich auf einmal gar nicht mehr da bin?", fragte er skeptisch. "Und warum ist es schlecht, wenn du mich vermisst?"

„Ja, es ist um einiges besser!", murrte sie. Aaron war nicht dumm, das wusste sie. Dass Saori ihr Leben lang allein gewesen war und gerade in eine Spirale von Freundlichkeit und Abhängigkeit gezogen wurde, war doch offensichtlich. Selbst wenn sie die Katudjall hatte, ersetzten sie Aaron nicht. Auf die andere Frage antwortete sie gar nicht erst.

"Nur, weil ich nicht mehr so viel Zeit mit dir verbringe, da ich Termine habe, heißt das nicht, dass ich gar keine Zeit mehr mit dir verbringen kann", stellte er fest. "Warum freust du dich nicht einfach auf die Zeit, die wir zusammen verbringen können, statt dich unglücklich zu machen?"

„Das ist nicht Euer Problem", schnappte sie schmollend und seufzte erneut. Plötzlich, als würde es aus ihr herausbrechen, begann sie zu weinen, sodass Myuvi sofort anfing, sie abzuschlecken. „Ihr habt Recht", schluchzte Saori auf einmal. „Ich freue mich, wenn Ihr Zeit mit mir verbringt. Aber ich bin das alles nicht gewöhnt. Plötzlich seid Ihr ständig da, dann nur so wenig. Wie soll ich damit umgehen, wenn ich es nicht gelernt habe?", fragte sie mit heiserer Stimme.

Aaron drückte sie fest an sich. "Ich habe nicht vor, dich gleich lange allein zu lassen", sagte er leise. "Ich weiß, wie schwer es ist. Daher machen wir es langsam, damit du dich daran gewöhnen kannst. Und es wird auch Tage geben, wo ich wieder mehr Zeit habe", versicherte er ihr. "Ich werde dich aber nicht allein lassen."

Seine Worte ließen sie erneut weinen, aber auch die Geste, dass er sie an sich drückte. Aber dieses Mal weinte sie vor Erleichterung. Sie war nicht eifersüchtig oder missgünstig, sondern einfach traurig. Dadurch, dass sie das nicht gelernt hatte und die Dämonen sowieso nicht so waren wie sie, kannte sie all die Gefühle, die auf sie einprallten, nicht und konnte sie auch nicht zuordnen.

Aaron, der ihre Gefühle fühlte, sie aber nicht in sich trug, wusste eher, was zu tun war und was nicht. Er wollte nicht mit ihr oder ihren Gefühlen spielen. Er wollte, dass sie glücklich war. Das lag ihm am Herzen. "Ich bin mir sicher, dass du auch noch andere Freunde findest, die dir helfen, dich nicht einsam zu fühlen", sagte er liebevoll und küsste sie auf die Stirn.

„Ich bin nicht einsam, sondern nicht gewohnt, so viele ungewohnte Gefühle auf einmal zu haben. Und ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Die Katudjall sind Freunde und werden wohl auch meine Begleiter sein, aber es ist anders als ... jemand menschlichen zu haben", versuchte sie zu erklären.

Es war nicht so einfach, das zu beschreiben. Dennoch erschien ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen, als er sie auf die Stirn küsste. „Wagt es nicht, genauso wie die Katzen anzufangen, mich abzuschlecken."

"Nein?", fragte er, doch auf ihre letzte Aussage hin. "Schade, ich bin mir sicher, dass sie das machen, weil du so gut schmeckst."

Leise lachte sie und schüttelte den Kopf. „Ich schmecke nicht. Außerdem sollt Ihr mich nicht verführen, sondern mich davon abhalten, Euch zu küssen", tadelte sie ihn streng. Mittlerweile hatte sie sich an die dünnere Luft gewöhnt und ihre Laune war umgeschlagen. Sie schien fröhlicher zu sein. „Oder wollt Ihr sterben oder vom Pech verfolgt werden?"

"Ich glaube, meine Liebe, dazu bin ich zu spät dran. Du hast mich bereits geküsst", sagte er gespielt tadelnd und kopfschüttelnd. "Und du hast mir Hunger auf mehr gemacht."

„Ich spreche von einem Kuss auf die Lippen!", protestierte sie und zeigte auf seine. „Manchmal stellt Ihr Euch wirklich dämlich an", stellte Saori kopfschüttelnd fest.

"Ach so? Das heißt dein Kuss auf meine Wange hat keinen Effekt?", fragte er und klang zweifelnd. Warum sonst sollte sie ständig etwas unterlegen, wenn sie die Katudjall küsste?

Frustriert seufzte sie auf. „Dass ich Euch auf die Wange geküsst habe, habe ich viel zu spät gemerkt! Das war nicht beabsichtigt gewesen!", protestierte Saori leise. Warum hatte sie das überhaupt getan? „Außerdem habe davon gesprochen, dass Ihr mich davon abhalten sollt, dass ich es noch einmal tue oder dass meine plötzlich auf Euren liegen", murrte sie.

"Es hat sich gut angefühlt", gestand er. "Wieso also glaubst du, dass es sich nicht gut anfühlen würde oder dass etwas Schreckliches passieren sollte?"

„Seid Ihr wirklich älter als ich, oder stellt Ihr Euch gerade so dämlich an? Was ist eine Todesbringerin? Jemand, die bei Berührung andere tötet. Egal ob mit den Fingern oder mit einem Kuss", wies sie ihn daraufhin.

Aaron betrachtete sie für einen Moment, dann spürte Saori, wie er noch höher stieg. Dabei nutzte er einen Stein, der für einen gewissen Druckausgleich sorgen würde. Allerdings wusste er noch nicht, ob Saori diese Wirkung spürte, ohne dass sie den Stein direkt berührte.

Gut, dass das Thema beendet war. Saori spürte, dass es ihr jetzt nicht so schwer fiel, zu atmen. „Was habt Ihr getan? Und wohin fliegen wir eigentlich?", wollte Saori wissen.

"Hättest du das Kätzchen nicht mitgenommen, wären wir nach oben geflogen", erklärte er ihr. "Aber so teste ich nur, ob der Stein funktioniert. Ich möchte nicht, dass du Probleme bekommst."

„Welcher Stein?", wollte sie wissen. Hätte er sie einfach dort gelassen, wäre das Kätzchen nicht einmal hier. Aber er war ein Mann, der anscheinend nie zuhörte.

"Einen, der dir hoffentlich das Atmen erleichtert", sagte er und konnte gar nicht auf ihn deuten, weil er sie nicht eine Sekunde loslassen oder ihr das Gefühl geben wollte, dass sie vielleicht stürzte.

„Ich verstehe. Danke", sagte sie leise und lächelte. Sie war nicht wirklich glücklich gewesen, dass er so reagiert hatte. Aber sie war so verdammt unsicher, was sie eigentlich fühlte.

"Er scheint zu funktionieren, aber dem Kätzchen zu liebe, gehen wir gleich wieder in Richtung Boden", sagte er und sie spürte, dass er seinen Flug ein kleines Stück änderte.

Aingeru Aroha - Dämonenherz (Band 2)Where stories live. Discover now