99. Mal

3.6K 253 66
                                    

[A/N: Das hier ist das vorletzte Kapitel! 😭 Und wenn ihr so lieb seid wie immer, kommt später das letzte auch noch! Wenn ihr das denn wollt ;)]


Es war viel zu warm beim Friseur. Wieso hatte ich mich von Carla überreden lassen, mit ihr hinzugehen? Nur damit sie ihre Farbe auffrischen konnte, um Kai zu imponieren. Na gut, ich ließ mir auch die Haare schneiden, aber auch nur weil ich ja sowieso schon hier saß. Wäre ja Verschwendung meiner Zeit gewesen.

»Morgen gehen wir ins Kino, Lust mitzukommen?«

Um euch beim Knutschen zu beobachten und den Film, den ich nicht ausgesucht habe, alleine anzusehen? Nein Danke.

»Ich kann leider nicht«, war jedoch das, was wirklich aus meinem Mund kam. Der Höflichkeit halber. »Aber das nächste Mal gern.«

Mein vibrierendes Handy lenkte mich von Carlas nächster Frage ab. Dass sie von ihrer Friseurin abgeholt wurde, um die Farbe auszuwaschen, half auch.

Eine Benachrichtigung meiner DHL-App. Mein Paket wurde verweigert. Nicht angenommen und an den Absender zurückgeschickt.

Was? Wieso ... Hä?

Die letzten zwanzig Pakete hatte Noah angenommen, ohne jeden Zweifel. Er hatte sie erhalten und laut Elaine auch jedes Mal ausgepackt. Und heute, ausgerechnet heute, entschied er sich, es nicht mehr zu wollen? Das 99. Mal nicht hören zu wollen? Oder eher zu sehen. Nicht dass es etwas viel Besonderes war als die anderen. Es war eine dieser niedlichen Funko Pop Figuren, die ich modifiziert hatte, damit sie ein Stück Pappe hielt.

Was Noah jetzt nicht sehen konnte.
Was war heute anders?

»Aly, alles gut?«, fragte Carla, als sie wieder zu ihrem Platz zurückkehrte.

Nein. Es war absolut nichts in Ordnung.

***

Nathalie wusste natürlich auch wieder einen schlauen Rat, kaum dass ich ihr Zuhause davon erzählte.

»Vermutlich hat er einen schlechten Tag.«

Ich hatte mir Eis aus dem Froster genommen und sie in ihr Schlafzimmer begleitet, wo sie gerade Kistenweise Schuhe aufs Bett warf.

»Und das ausgerechnet heute?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Es sei ihm doch auch einmal gestattet, denkst du nicht? Du darfst nicht vergessen, dass er streng genommen keinen Kontakt mehr mit dir haben wollte.«

»Aber er hat sich bisher doch auch nicht geweigert!«, hielt ich laut dagegen. Vermutlich etwas zu laut, denn ihr Blick erschien mir eine Spur zu rügend.

Aber ich verstand es nicht. Elaine hatte doch auch gesagt, dass alles in Ordnung war! Dass er sich insgeheim über die Anträge freute, auch wenn er es nicht zugab. Aber dass er sie alle sammelte und aufhob.

»Was ist schon ein verpasster Antrag?« Nathalie ließ sich inmitten des Haufens nieder und sah etwas ... verloren aus. Scheinbar hatte sie vor einen Thron aus Schuhen zu errichten, was gar nicht so abwegig war. Es war manchmal eine Sucht, so oft wie sie sich neue Schuhe zulegte.

Ich nahm einen Löffel voll Eis. »Nichts. Der wichtigste Antrag kommt ja erst.«

»Wie läuft es damit?«

»Ähm.«

Nathalie lachte bloß. Sie kannte mich und meinen Hang zu Prokrastinationen. Ich würde das Video fertig stellen, natürlich würde ich das. Nur nicht mehr heute. Ein bisschen Freizeit war auch mir gegönnt. Vor allem da es der wohl emotionalste Antrag sein würde, den wir je hatten.

99 MalWhere stories live. Discover now