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[A/N: Ich hoffe sehr, bei euch scheint die Sonne genauso toll wie bei mir ☀️ Daher direkt noch ein Kapitel. Ein etwas längeres. Aber es lohnt sich ;)
Ein schönes Wochenende, Herzchen!]

Es gab noch nie eine Zeit in meinem Leben, in der ich nicht auf Noah hatte zählen können. Ich wollte das auch gar nicht.

Als ich am Tag nach meinem Treffen mit Daniel vor Noahs Haustür wartete, überlegte ich mir gut, was ich sagen wollte. Seit Tagen hatte ich nichts mehr von Emma gehört, es waren keine neuen Briefe gekommen und bisher sah es nicht so aus, als wäre Elaine eine Kröte, die Noah wehtun wollte.
Vermutlich hatte ich die ganze Zeit nur fantasiert oder zu viel in Indizien hinein interpretiert. Vielleicht hatte Emma ja recht. Vielleicht musste ich das auch einfach nur glauben, um mein Leben wieder hinzubekommen.

Es war Zeit, das aufzuklären.

Ich hatte mit Noahs Schwester Leonie gesprochen, um Noahs Zeitplan zu erfahren. Die Schatulle hatte ich dabei, Luftballons und einen altmodischen Ghettoblaster, aus dem gleich »Candyman« von Christina Aguilera laufen würde. Ich wusste, dass Noah auf die Sängerin stand, sodass ich zu dem Musikvideo passend ein zusammengewürfeltes Outfit trug. Bestehend aus Segler-Uniform, Rock und dem Kapitänshut, der so klassisch für das Video war. Keine Ahnung, wie ich auf die Idee dazu gekommen war, ich hatte es nur einfach lustig gefunden.

»Viel Spaß!«, rief Leonie von oben herunter und streckte ihren Kopf weit aus dem Fenster ihres Zimmers. Die Jugendliche war vermutlich aufgeregter als ich. Was kein Wunder bei all der Routine war.

Kaum eine Sekunde später erschien Noah im Türrahmen und blieb grummelnd stehen. Er trat aus dem Haus und starrte zu seiner Schwester hoch.
»KeinWunder, dass du unbedingt wolltest, dass ich gehe!«, brüllte er und wollte an mir vorbei gehen, als ich ihn festhielt. Mit der Musik im Hintergrund legte ich ihm beide Hände an die Brust und lächelte.

Es waren die ersten Worte aus seinem Mund, die ich seit gefühlten Jahren vernahm. Wow.

»Ich will mit dir reden, Seemann.«

»Such dir jemand anderen dafür«, erwiderte er und es verletzte mich, wie abweisend er wirkte. Immerhin war das hier unser Ding. Nach wie vor. Oder nicht? War ich auch nicht mehr sein Ding?

»Ich bin nur ein Mädchen, das geheiratet werden möchte«, spielte ich meine Einlage dennoch weiter und drückte Noah einen Kuss auf die Wange. Seine Mundwinkel zuckten verräterisch und ich wusste, dass ich ihn hatte.
Endlich! Wie erwartet konnte er dieser Gelegenheit nicht lange standhalten. Früher oder später hatte er einfach nachgeben müssen. Dafür machte ihm das viel zu viel Spaß.

»Ich bin leider einer anderen versprochen, Ma'am.«

Ich zog eine Schnute. »Aber Sir, stimmen Sie ein, mich zu ehelichen und Sie werden niemals Traurigkeit kennen.«

»Die Antwort bleibt Nein.« Noah drehte sich um und stellte die Musik aus. »Den Ring hätte ich dennoch gern zurück.«

Erschüttert über die Kälte seiner Stimme reichte ich ihm die Schachtel mit dem Ring, die ich in die Vordertasche des Rockes gequetscht hatte. Er griff danach und als unsere Finger sich berührten, zuckte er umgehend zurück, als hätte er sich verbrannt.
Eis und Feuer, beides in ihm vereint.

Es verunsicherte mich, mehr als ich vor mir selbst zugeben wollte. Ich war doch wirklich nur ein Mädchen, das vor ihrem besten Freund stand und ihn bat, es zu lieben. Es wieder zu lieben. Überhaupt zu lieben.

»Ich bin bereit, zu reden«, sagte ich und ließ die Arme an den Seiten herunter hängen.

»Wärst du das, hättest du keine Show abgezogen. Hältst du das für einen Spaß, Aly? Glaubst du, dass ich mir keine Sorgen um meine beste Freundin mache, wenn sie mir nur Häppchen hinwirft, mit denen ich nichts anfangen kann?«

99 MalWhere stories live. Discover now