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[Aly an Carla]
»Ich glaube, ich hab was Dummes angestellt :(«


[Carla an Aly]
»Das ist ja bei dir nix Neues mehr :P Wo brennt der Schuh?«

[Aly an Carla]
»Noah antwortet nicht mehr auf meine Anrufe. Ich erreiche ihn gar nicht.«

[Carla an Aly]
»Überrasche ihn mit einem Antrag. Er liebt die Dinger, dann könnt ihr reden. Aber sag Bescheid, wann und wo. Dann komm ich mit x3«

Das war gar keine so schlechte Idee. Genau aus diesem Grund gab es unsere Anträge ja. Um den anderen aufzuheitern, ihn besser zu verstehen und unsere Bindung zu stärken. Carla war einGenie!

[Aly an Noah]
»Ohne Widerworte kommst du morgen um 16 Uhr ins BOHNE. Ich weiß, dass du kein Seminar hast. Muss mit dir reden, asap!«

***

Ich saß Carla gegenüber in dem kleinen Bistro, nicht weit von der Innenstadt entfernt. Ich war bisher erst einmal dort gewesen, wusste aber, dass der Kaffee dort fürchterlich war, weswegen ich auch Eistee bestellt hatte. Carla sprach gerade über einige Jobangebote, die sie erhalten hatte, ich hörte aufmerksam zu und starrte dennoch auf die Fensterfront vor mir.

»... Es ist ja okay, wenn ich weniger Lohn, aber mehr freie Tage bekomme. Aber für die Zukunft wäre das auch bescheuert. Oder?«

»Es wäre eine Übergangslösung«, murmelte ich und schaute Carla kurz an. »Entschuldige. Ich ...«

»Bist nicht gut drauf«, beendete Carla den Satz und wedelte mit ihrer Hand herum. Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Cola-Glas, lehnte sich mit verschränkten Armen zurück und schaute mich fragend an.
»Warum ist Noah sauer? Das kam noch nie vor.«

»Ich wollte ihm etwas sagen und wir wurden unterbrochen«, gestand ich langsam. Mehr wollte ich dazu eigentlich nicht sagen.
»Er denkt, ich verheimliche ihm etwas.«

»Tust du doch auch.«
»Was?«
Carla schüttelte leicht den Kopf. »Meine liebste Alyssa, ich weiß, dass du Geheimnisse hast. Noah weiß das auch. Dein seltsames Benehmen an Silvester, deine Abneigung Elaine gegenüber ...«

»Ich hasse Elaine nicht!«, sprang ich sofort dazwischen und sah ruckartig zurück zum Fenster.
Wo blieb Noah nur?

»Ich sagte ja auch nicht hassen.« Auf Carlas Lippen stahl sich ein leichtes Lächeln, das nichts mit ihrem sonst so freundlichen Gesicht zu tun hatte. Dieses hier war traurig, enttäuscht. War sie etwa gekränkt? Wovon? Von mir?
»Du liebst Noah, nicht wahr? Ich wusste, dass es mal so weit kommen musste, aber ...«

Erneut unterbrach ich meine Freundin mitten im Redefluss. Das war absurd. Ich liebte Noah nicht. Nicht so. Das hatten wir doch schon hinreichend geklärt.

»Entschuldigen Sie«, eine dritte Stimme mischte sich in das Gespräch ein und eine Kellnerin stellte ein kleines Tablett auf den kleinen Rundtisch ab. Neugierig beugte Carla sich vor, um einen Blick auf die Bestellung zu erhaschen, die keine von uns getätigt hatte.

»Da kam dir wohl einer zuvor«, grinste Carla und sah sich im Laden um. »Wo ist er?«

Gute Frage. Denn auf dem Tablett stand ein kleiner rosa Muffin mit Wunderkerze und die Schatulle mit dem Ring. Von Noah fehlte jedoch jede Spur.

»Das ist so aufregend«, verriet die rothaarige Kellnerin und auch sie sah sich suchend um. »Ist ihr baldiger Verlobter denn süß? Bestimmt.«

Doch ich wusste, dass Noah nicht im Laden darauf wartete, aus einer Ecke zu kommen, um mir einen romantischen Antrag zu machen. Er befand sich genau genommen nicht einmal im Laden, denn er stand vor der Tür, vor der Glasscheibe und hob mit ernstes Gesicht eine Hand zum Groß. Mit der anderen deutete er auf das Tablett und ich hob erst die Schatulle und den Muffin an, bevor mir der kleine gelbe Zettel in die Hand flog.

»Willst du meine Frau werden?«, stand in Noahs ordentlichen Handschrift darauf. Und ein Pfeil, als Zeichen, dass ich den Zettel umdrehen sollte. »Ich kann nicht in den Laden kommen, Al. Tut mir leid. Melde dich, wenn du bereit bist, um mit mir zu reden. Offen zu reden. Du bist die wichtigste Person der Welt für mich.«

Es klang wie ein Abschiedsbrief. Und war es nicht genau das? Noah wollte erst mit mir reden, wenn ich ... mit ihm redete.

»Verdammt«, stieß ich aus und rammte den Tisch beim zu schnellen Aufstehen. Noah war bereits verschwunden, was mich nicht davon abhielt, hinaus zu rennen und ein Stück die Straße entlang zu laufen.

Seine Reaktion war viel zu heftig. Ich hatte nichts Böses getan! Wieso waren alle Menschen nur so extrem angespannt?
Besonders wenn ich diejenige war, die unter Strom stand. Ich hatte eine verrückte böse Mutter in meinem Nacken, die frei herumlaufen konnte und wer weiß was anstellte!
Ich! Nicht die anderen. Und trotzdem waren alle sauer auf mich. Als wäre ich die Übeltäterin! Das war nicht fair!

»Verdammt!«, fluchte ich erneut, lauter diesmal. »Verdammte Scheiße.«

99 MalWhere stories live. Discover now