Belauscht

1K 47 3
                                    

Stegi PoV

Ich fühle mich hier in der Kaserne des fremden Königs recht wohl. Schon bei unserem letzten Aufenthalt wurden wir freundlich empfangen. Die Ritter hier sind zum größten Teil so anders, als die grobschlächtigen Krieger unseres Königs, Tim und Rafi sind da eine Ausnahme. Die fremden Ritter sind gebildet, geschickt und höflich. Und... sie behandeln mich nicht wie den letzten Abschaum, der nur das Glück hat, dass Timmi sein Versprechen, was er mir gegeben hatte, nie brechen würde. Sie respektieren Tim, denn er ist aus einem sehr hohen Hause und mit seinem Freund Rafi im Kampf unbesiegbar. Die beiden sind schnell und listig und kaum ein Gegner kann es mit ihnen aufnehmen. Und doch war es vor ungefähr eineinhalb Jahren, dass sich mein Herr in größter Lebensgefahr befand.

Ich komme aus einem kleinen Dorf am Rande des Königreiches von König Bastian. Unsere Leute arbeiteten in den Minen des Königs. Somit standen wir unter strengster Überwachung der königlichen Ritter.Denn in unseren Minen befanden sich nicht nur Kohleadern, sondern auch einige wertvolle Bodenschätze. Jeder Arbeiter wurde gründlich nach seiner Schicht untersucht und wehe ihm, er hat auch nur ein Krümelchen Goldstaub in der Tasche. Diebe wurden sofort öffentlich auf dem Marktplatz gehängt, als Abschreckung für Nachahmer. Ich war aber immer schon recht zierlich und nicht stark genug für diese Arbeit. Nach dem Tod meiner Eltern lebte ich bei meiner Tante auf einem kleinen Hof. Meine Mutter war schwer krank gewesen und mein Vater war bei einem Mineneinsturz ums Leben gekommen. Meine Tante war eine unglaublich liebe Frau und verwöhnte mich so gut sie konnte. Sie war sehr arm und das bisschen, was sie von den Nachbarn gegen Milch und Käse tauschen konnte, reichte immer nur so gerade für uns beide. Aber trotzdem brachte sie mir immer wieder mal Papier und Kohlestifte aus dem Dorf mit, wenn sie ein kleines bisschen Geld übrig hatte. Denn ich zeichnete für mein Leben gern. Ich zeichnete alles, was ich so sah und meine Werke wurden immer besser. Ich bin ihr heute noch dankbar, dass sie mir das ermöglicht hatte.

Nach der kümmerlichen Ernte im vorletzten Herbst kam es dann zu einem Aufstand. Die Menschen hungerten und ihre verzweifelte Wut richtete sich gegen den König. Sie unterschlugen die Nahrungsmittel, die eigentlich als Steuern abzuführen waren und einige Minenarbeiter töteten die Wachen der Mine. Sie wollten die wertvollen Erze für sich selbst abbauen und es gegen Essen im Nachbardorf tauschen. Das ließ König Bastian sich natürlich nicht gefallen und schickte seine Ritter aus, um den Aufstand mit Gewalt zu beenden. Sie schlugen ihr Lager vor den Toren unserer Schutzmauer auf. An dem Tag sah ich Tim zum ersten Mal. Er versuchte noch mit den Männern unseres Dorfes zu verhandeln, damit es nicht zum Kampf kommen musste. Aber niemand hörte auf ihn. In der folgenden Nacht schossen die königlichen Ritter dann Brandpfeile auf die Strohgedeckten Häuser und ein höllisches Inferno brach aus. Niemand war in der Lage so einen Großbrand zu löschen und er trieb die obdachlos gewordenen Menschen aus dem Dorf, direkt in die Arme der wartenden Ritter. Aber einige Männer von uns gaben sich immer noch nicht geschlagen und kämpften mit Mistgabeln und alten rostigen Schwertern gegen die überlegenen Kämpfer. Ich beobachtete den Kampf vom Fenster unseres Hofes aus. Meine Tante packte schon einige Sachen zusammen, weil sie mit mir fliehen wollte. Da kamen vier Männer auf das Haus zu und ich erkannte den Ritter vom Vortag, der versucht hatte, dieses Gemetzel zu verhindern. Er kämpfte allein gegen drei Männer aus unserem Dorf. Zwei seiner Angreifer konnte er besiegen, aber dann passierte ihm ein Missgeschick und er stolperte über einen Stein. Der Mann aus dem Dorf erkannte natürlich sofort seine Chance und holte zum tödlichen Schlag aus, als ihn ein Stein an der Schläfe traf und ihn ebenfalls zu Fall brachte. Der Ritter sprang auf und rannte zu mir herüber. Ich ließ ihn ins Haus. Zwar war er in dieser Situation unser Feind, aber ich spürte, dass es richtig war ihm zu helfen. Ich werde nie den warmen freundlichen Blick seiner haselnussbraunen Augen vergessen, als er sich bei mir für die Rettung bedankte. Ich hatte ohne lange zu überlegen einen dicken Stein geworfen und war selbst von mir überrascht, dass ich so zielsicher getroffen hatte.

Die Ritter töteten in dieser Nacht den größten Teil der Dorfbewohner und die überlebenden Männer wurden gefangen genommen. Als einer von ihnen mich packen wollte um auf den Wagen der anderen Festgenommenen zu verfrachten, hatte Tim sich schützend vor mich gestellt und mit fester Stimme gesagt, dass ich zu ihm gehörte und ich von nun an sein Knappe sein würde. Die anderen Ritter sahen ihn nur verständnislos an und ich wusste warum. Ich würde nie ein so starker großgewachsener Kämpfer wie sie werden, aber Tim meinte, ich hätte dafür aber viel mehr Mut, als die meisten die er kannte. Und dann gab er mir sein Versprechen, dass er immer für mich da sein werde.

Lächelnd erinnere ich mich an Tims Versprechen zurück, als ich jetzt in der Waffenkammer sein Schwert poliere. Er hatte es bis jetzt auch immer gehalten, auch wenn die Sticheleien und die Gemeinheiten der anderen nicht aufhören. Ich mag ihn dafür sehr. Nein, das ist so nicht richtig. Ich liebe Tim. Meine Gefühle für ihn sind eindeutig, wenn auch chancenlos. Aber mir macht das nichts aus, solange ich nur bei ihm sein kann.

Plötzlich höre ich näher kommende Stimmen. Schon aus Reflex vor den Anzüglichkeiten der Ritter verstecke ich mich in einer Ecke hinter dem Waffenschrank und mache mich so klein es geht. Die Schritte und Stimmen sind jetzt sehr nah und die schwere Tür der Waffenkammer wird geschlossen. „Hier sind wir ungestört. Also hört zu: Ihr müsst dieses Bauernmädchen für mich finden und fangen. Denn diese Hochzeit muss auf jeden Fall stattfinden. Ich habe die Befürchtung, dass sie meinen schönen Plan zunichte machen könnte. Schon viel zu oft ist sie mir auf der Nase herum getanzt. Morgen um die Mittagszeit geht ihr mit euren besten Männern runter in die Stadt und holt sie. Aber nehmt euch in Acht. Sie ist eine Hexe und kann euch gefährlich werden." Das war ganz eindeutig der Graf, der mit uns hergekommen ist, was hat Jenny ihm denn nur getan, dass er sie so hasst? Denn das die Rede von ihr ist, kann ich mir schnell zusammen reimen. Ich höre zustimmendes Gemurmel von den anderen Personen im Raum und erkenne die Stimmen von den beiden niederträchtigsten Rittern unseres Königs. Was haben sie mit dem Grafen zu schaffen? Ich halte mir die Hand vor den Mund, damit ich nicht aus Versehen einen Laut von mir gebe. Ich muss ihr helfen. Sie ist ein so liebenswerter Mensch und außerdem meine Lebensretterin. Ich warte noch bis die drei die Kammer verlassen haben und mache mich dann auf die Suche nach Tim. Da sehe ich den Prinzen über den Platz laufen und fasse einen Entschluss.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Hier habt ihr mal eine ganz andere Perspektive und ein wenig Backround Information vom lieben Stegi. Viel Spaß beim Lesen und #ganzvielliebe

Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadKde žijí příběhy. Začni objevovat