Stegi und Tim

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TimPoV

Ich bin Stegi gefolgt, als er sich heimlich von unserer Gruppe entfernt hat. Und mein Verdacht hatte sich bestätigt: Er war auf dem direkten Weg zum Prinzen gelaufen. Ich sehe meine Chance ihn der Prinzessin auszuliefern, aber dann belausche ich das Gespräch der beiden und mein Entschluss gerät ins Wanken. Ich gehe um das Haus herum und erwische den Prinzen, als er aus dem Haus heraus kommt, sofort ziehe ich mein Schwert und richte es auf ihn. Doch dann bohren sich seine Worte in meinen Kopf „Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt. Und ich lasse es mir von niemanden vorschreiben." Der Auftrag meiner Herrin ist unmissverständlich: Ich muss ihn töten, wenn ich ihn gefunden habe. Aber mit einen Blick in seine grünen Augen, werde ich immer unsicherer. Sie erinnern mich an die Augen meines treuen Knappen. Stegi. Und mein Herz wird schwer. Seine Augen sind auch grün, wenn auch wieder rum vollkommen anders. Aber es löst was in mir aus. Etwas, was ich viel zu lange versucht hatte zu verheimlichen, vor anderen und am meisten vor mir selbst. Niemand kann sich aussuchen, in wen er sich verliebt... Und plötzlich lasse ich mein Schwert sinken und sage leise zu dem Mann, den ich eigentlich umbringen sollte „Geh, Manuel." Er sieht mich noch einen kurzen Augenblick ungläubig an, als hätte er sich verhört, aber als mein Schwert jetzt aus meiner Hand auf den Boden fällt, scheint er verstanden zu haben und läuft weg. Ein leises „Danke Tim." vernehme ich noch und dann ist er in den dunklen Gassen der Stadt verschwunden. Ich stehe mit hängenden Schultern und dem brennenden Gefühl aufsteigender Tränen einfach da und sehe ihm nach. Ich hoffe, er findet sie. Wenigstens er soll glücklich werden. 

„Tim? Hey, was tust du?" vernehme ich das aufgeregte Rufen meines besten Freundes Rafael. „Warum hast du ihn entkommen lassen?" Er ist jetzt bei mir und hebt mein Schwert auf und gibt es mir „Los komm, hinterher. Den kriegen wir noch." Da erst kommt wieder Leben in mich und ich halte ihn am Arm auf. Mit zittriger Stimme sage ich leise „Rafi. Lass ihn gehen. Er hat uns nichts getan. Warum sollten wir ihn umbringen? Nur weil er sich in Jenny verliebt hat? Und weil die Prinzessin nicht damit klar kommt?" Er dreht sich wieder zu mir und sieht mich ernst an „Tim, verdammt was ist los mit dir? Es ist ein Befehl. Wir sind die Ritter König Bastians und der Prinzessin und nicht dazu da ihre Entscheidungen zu hinterfragen. Ob es richtig oder falsch ist, hat uns nicht zu interessieren."

Wütend sehe ich ihn an. Es sollte uns aber interessieren. Wir sind keine hirnlosen Marionetten, sondern Menschen mit Verstand und Gefühlen. Das habe ich in der Zeit entdeckt, als ich gesehen habe, wie Prinz Manuel mit seinen Rittern umgeht und auf sie hört. Er behandelt sie wie Freunde. Leise, aber mit Nachdruck sage ich zu Rafi „Ich werde Prinz Manuel meine Dienste anbieten. Ich weiß nicht, ob er das annehmen wird. Aber ich kann und will nicht mehr für so einen herzlosen Menschen, wie der Prinzessin arbeiten." Gerade als mein Freund etwas erwidern will, hören wir einen Schrei. Sofort gefriert mir das Blut in meinen Adern. Nur zu gut habe ich die Stimme erkannt. Sie gehört zu niemand anderem als zu meinem kleinen Stegi. Auch Rafi ist alarmiert und wir rennen in die Richtung aus der wir den Schrei vernommen haben. Nach ein paar Metern kommen wir an einen Stall und ich stoße das schwere Holztor auf. Unvermittelt stehen Rafi und ich vier weiteren Rittern unseres Königreichs gegenüber. Auf dem Boden liegt bewusstlos der Prinz und mein kleiner Stegi kniet vor ihm und verteidigt ihn verzweifelt mit seinem Schwert gegen die erfahrenen Kämpfer. Einer schlägt es ihm jetzt aus der Hand und will geradezu einem Schlag gegen ihn ausholen, als er schon von meinem Schwert durchbohrt wird.

Ich stelle mich schützend vor Stegi und den Prinzen und kämpfe gegen meine ehemaligen Kollegen. Auch Rafi hat sich entschieden und steht mir bei. Gegen uns beide haben die verbleibenden drei Männer keine Chance und schnell ist der Kampf vorbei. Zitternd eile ich zu meinem Knappen und ziehe ihn sofort in meine Arme. Er sagt mit bebender Stimme „Sie wollten mich umbringen, weil sie herausgefunden haben, dass ich Prinz Manuel Informationen über die Machenschaften des bösen Grafen verraten habe. Der Prinz hat mir beigestanden. Timmi, wir müssen ihm helfen, bitte." Ich streiche beruhigend über seine Haare während ich ihn fest an mich drücke. „Ja, mein Kleiner. Wir werden ihm helfen. Wir bringen ihn zu Jenny." Er schaut mich dankbar an und seine Augen funkeln in dem hellen Grün, was ich so liebe. Ohne weiter darüber nachzudenken, lege ich meine Lippen auf seine. Erst ist er überrascht, aber sofort erwidert er meinen Kuss. In diesem Moment fühle ich mich endlich frei. Viel zu lange habe ich das Verlangen zurückgedrängt und meine Liebe zu dem Kleinen verleugnet. Wir lösen uns voneinander und er schaut mich fragend mit Tränen in den Augen an und ich flüstere heiser „Ich liebe dich, Stegilein." Überglücklich schlingt er seine Arme um mich und drückt mich so fest an sich, dass mir beinahe die Luft wegbleibt. Ich habe nicht mit der Kraft des Jüngeren gerechnet. Mit seinem Gesicht an meiner Schulter verborgen, nuschelt er glücklich „Ich dich auch, Timmi."

Ein Räuspern lässt uns auseinander fahren. Hinter uns steht Rafi und grinst breit „Habt ihr das endlich geschnallt, dass ihr zusammen gehört? Los jetzt. Wir müssen hier weg und den Prinzen in Sicherheit bringen." Ich fühle mich, als würde ich schweben vor Glück. Endlich habe ich meine Liebe eingestanden und dann findet mein bester Freund das auch noch vollkommen normal und nicht abstoßend oder so.

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So :D Das musste einfach sein ;) Jetzt geht es langsam aber sicher dem Ende entgegen, aber es gibt trotzdem noch einige Höhen und Tiefen und ich hoffe, ihr bleibt bis zum bitteren Schluss...

Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadWhere stories live. Discover now