Alles eine Lüge

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Jenny PoV

Schweigend reiten wir durch die Straßen der riesigen Stadt. Sie ist um einiges gewaltiger als alles, was ich bisher in meinem Leben gesehen habe.Neugierig beobachten uns die Leute, aber keiner von ihnen scheint uns feindlich gesinnt zu sein. Viele nicken oder lächeln uns zu und einige verneigen sogar leicht ihr Haupt, als wir an ihnen vorbeikommen. Claus scheint hier fast jeden einzelnen Menschen zu kennen. Mir ist die Aufmerksamkeit, die wir auf uns ziehen echt unangenehm und am liebsten würde ich mich irgendwie hinter meinen beiden Begleitern verstecken.

Wir kommen an ein großes Tor vor dem zwei Soldaten stehen, die Claus sofort freundschaftlich begrüßen „Ach nein. Du bist auch mal wieder im Lande?" Claus grinst sie breit an und antwortet „Ja, schön wieder zuhause zu sein. Ich habe hier auch eine große Überraschung für die Herzogin." Damit blickt er in Patricks und meine Richtung. Die Wachen beäugen uns sorgfältig und ich sehe das Erstaunen in ihren Gesichtern. Ich sacke weiter in mich zusammen, weil ich es einfach nur hasse so angestarrt zu werden. Ohne eine weitere Erklärung winkt Claus uns zu, dass wir ihm durch das Tor folgen sollen und ich beeile mich schnell aus der unangenehmen Situation heraus zu kommen. Wir durchqueren das weitläufige Gelände des Schlossparks. Alles ist sehr gepflegt und schön anzusehen, aber ich bin einfach zu angespannt alles genau zu betrachten. Weitere Wachen kommen auf uns zu und scheinen sich aufrichtig zu freuen, Claus wiederzusehen. Sie nehmen uns unsere Pferde ab und führen sie in ein helles Stallgebäude. Ich hätte mich lieber selbst um meinen kleinen Schimmel gekümmert, aber Claus drängt uns „Los, wir suchen Herzogin Anne. Ich kann kaum erwarten zu sehen, was sie zu den Neuigkeiten sagt."

Das mulmige Gefühl in meinem Bauch wächst zu einer richtigen Übelkeit. Mittlerweile finde ich die Idee, mit der Herzogin über Lady Josephine zu sprechen nicht mehr allzu verlockend, sondern macht mir Angst. Was ist, wenn sie uns als Betrüger sieht und uns im besten Fall aus der Stadt jagt? Aber Claus pfeift fröhlich vor sich hin und scheint keinerlei Sorgen in dieser Richtung zu haben. Zielstrebig läuft er durch die Gänge des Schlosses und ich beeile mich mit ihm Schritt zu halten. Vor einer schweren Holztür begegnen wir einem Diener, der sich tief vor uns verbeugt und mit vornehmer näselnder Stimme verkündet „Lady Anne erwartet euch bereits." Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Gleich werde ich erfahren, ob meine Vermutungen richtig sind oder ob das alles nur ein Hirngespinst ist.

Wir betreten einen großen hellen Raum. Überall stehen hier wertvolle Möbel und Kunstwerke und am Fenster bemerke ich vor einer Staffelei eine Frau. Das ist also die Herzogin? Ich hatte sie mir komplett anders vorgestellt. Ihr Kleid ist vornehm, aber trotzdem recht schlicht für eine so hochgestellte Persönlichkeit. Ihre blonden Haare, in denen man erste grau weiße Strähnen erkennen kann, sind streng zu einem Knoten zurück gebunden. Ihre Augen haben eine ähnliche undefinierbare Farbe wie meine, ein Gemisch aus verschiedenen blau und grün Tönen. Sie sind wachsam und strahlend, als sie uns jetzt aufmerksam ansieht. Mit einem sanften Lächeln wendet sie sich an unseren neuen Vertrauten „Claus. Schön, dass du dich mal wieder sehen lässt. Und ich hoffe, du bringst mir erfreuliche Neuigkeiten über meine Tochter. Deine Begleiter haben ja schon einen gewaltigen Eindruck bei den Menschen hinter lassen." Damit kommt sie auf uns zu und als sie mir jetzt geradewegs in die Augen schaut, sehe ich wie sie in ihrer Bewegung erstarrt. „D.. Das kann nicht sein... Josie? Bist du es?" Tränen glitzern in ihren Augen und auch ich spüre einen dicken Kloß in meinem Hals feststecken, als ich den Spitznamen meiner Mutter höre.

Claus ergreift jetzt das Wort, weil ich zu keiner Regung fähig bin „Mylady, ich habe interessante Dinge in Erfahrung gebracht über die junge Dame, die ich auf dem Weg hierher gefunden habe. So wie es aussieht, ist das ihre Enkeltochter. Darf ich vorstellen: Lady Jennifer." Umständlich verbeuge ich mich vor der Herzogin, die mich immer noch mit weit aufgerissenen Augen anstarrt. Aus dem Augenwinkel bekomme ich mit, wie Claus Patrick anstößt und ihm mit einem Kopfnicken andeutet die Herzogin und mich allein zu lassen. Langsam kommt sie nun auf mich zu und fast flüsternd sagt sie „Das kann doch nicht möglich sein... Bitte mein Kind erzähle mir alles." Ich versuche den Kloß in meinem Hals herunter zu schlucken und beginne stockend von meiner Geschichte zu erzählen.

Als ich an der Stelle angekommen bin, dass meine Mutter von Räubern ermordet worden ist, sucht die Herzogin Halt an einem Stuhl in ihrer Nähe und lässt sich darauf sinken. Tränen laufen jetzt über ihr Gesicht „Ich habe es geahnt. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben... Aber eine Mutter spürt, wenn seinem einzigen Kind etwas zugestoßen ist... Warum hat sie nicht auf mich gehört und ist einfach weggegangen?" Ich stehe immer noch unsicher an der Tür. In meinem Kopf herrscht ein riesiges Chaos. Ganz langsam realisiere ich, dass mein ganzes bisheriges Leben eine große Lüge war. 

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Huhu, noch jemand da? Es tut mir so leid, dass ich momentan so lange brauche, um wieder etwas hochzuladen, aber ich habe mich in den letzten Wochen wieder sehr stark mit meinem Sims-Merch befasst. Jetzt habe ich aber endlich wieder ein Kapitel fertig und so langsam nähern wir uns dem Ende... #ganzvielliebe an euch alle <3

Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadWhere stories live. Discover now