Der Plan

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Manuel PoV

Mit gepresster Stimme sage ich zu Pat „Suche Micha und Maurice. Wir treffen uns in deiner Unterkunft. Achte aber bitte darauf, dass Jennys Bruder nichts davon mitbekommt. Umso weniger er weiß, desto sicherer ist es für ihn." Pat nickt verstehend und verschwindet in der Kaserne. Ich drehe mich zu dem Knappen und lege meine Hand auf seine Schulter „Danke, dass du mir das gesagt hast. Du bist ein mutiger Knappe und dein Ritter muss sehr stolz auf dich sein." Das Leuchten der grünen Augen und das Strahlen in seinem Gesicht sind rührend, als würde er diese Worte heute zum ersten Mal in seinem Leben hören.

In Pats bescheidener Behausung warten meine drei engsten Freunde schon auf mich. Die Stimmung ist angespannt, also wird Pat ihnen schon von den neuesten Vorkommnissen berichtet haben. Ich sehe nacheinander in ihre besorgten Gesichter. Der sonst eher ruhige und äußerst auf Frieden bedachte Maurice fragt jetzt ernst „Wie stoppen wir den hinterhältigen Mistkerl?" Ich setze mich auf Patricks Pritsche und zucke nur hilflos mit den Schultern. Leise antworte ich „Ich weiß es nicht. Aber eins ist sicher. Jenny muss hier weg, bevor der Graf sie in die Finger kriegt." Micha, der kühle Stratege meiner treuen Ritter merkt trocken an „Du weißt genau, dass sie nicht so einfach gehen wird, wenn sie denkt, dass du in Gefahr sein könntest. Dafür liebt sie dich viel zu sehr." Ich nicke und muss den aufsteigenden Kloß in meinem Hals herunterwürgen. „Ja, ich weiß. Und deshalb werde ich ihr sagen, dass ich sie nicht liebe und es alles nur ein Abenteuer für mich war." Brennende Tränen sammeln sich in meinen Augen und verschleiern so die Sicht auf die geschockten Gesichter meiner besten Freunde und Vertrauten. Ich wende mich an Pat „Du wirst auf sie aufpassen, damit ihr nichts zustößt. Und du wirst ihr nicht den wahren Grund verraten. Verspreche mir das." Meine Stimme versagt fast und ich verberge mein Gesicht in meinen Händen. Wie um alles in der Welt soll ich ihr glaubhaft klar machen, dass sie nur eine kleine Affaire für mich war? Mein Herz zerspringt bei dem Gedanken, wie sehr sie mich dafür hassen wird, bereits jetzt schon in tausend Teile. Aber alles ist besser, als wenn der niederträchtige Graf sie zu fassen kriegt. Ich will nur ihre Sicherheit und dafür würde ich mein Leben geben. Ich spüre Pats große warme Hand auf meiner Schulter und auch seine Stimme hört sich leicht zittrig an „Natürlich Manu, du kannst dich auf mich verlassen. Ich werde sie nicht aus den Augen lassen. Micha und Maurice werden hier bei dir die Stellung halten und dich beschützen." Ich nicke nur, ohne dass ich meinen Kopf hebe. Mir ist schlecht und schwindelig, die Auswirkungen des Fiebers der letzten Tage und der ganzen Aufregung machen sich bemerkbar. Aber trotzdem ist in meinem Kopf nur der eine Wunsch diesen hinterhältigen Grafen auszulöschen. Ich umarme meine Freunde noch bevor ich mit Pat wieder zurück ins Schloss gehe. Ich bin so froh, sie zu haben. Ihre Loyalität mir gegenüber ist nicht selbstverständlich, da sie eigentlich unter der Herrschaft meines Vaters dienen.

Ich muss mit meinem Vater sprechen. Vielleicht gibt es ja doch noch einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass er mich versteht und mir seinen Segen gibt. Auch wenn die Chance verschwindend gering ist, will ich es versuchen. Ich bin doch schließlich sein Sohn verdammt. Es kann ihm doch nicht vollkommen egal sein, dass es mir schlecht geht.

Doch auch diesmal wird mein Vorhaben durch eine unliebsame Begegnung verhindert, als Pat und ich vor dem Thronsaal auf meine angebliche Braut treffen. Aber vielleicht bringt es ja etwas mit ihr zu reden. Ich verbeuge mich höflich vor ihr „Lady Bianca. Habt Ihr einen Moment für mich Zeit?" Sie lächelt mich gekünstelt an und antwortet mit ihrer hohen Piepsstimme „Für Euch doch immer, werter Gemahl." Mein Magen dreht sich bei diesen Worten beinahe vor Übelkeit. Sie ist mir seit dem ersten Augenblick unsympathisch und das nicht nur, weil ich sie gegen meinen Willen heiraten soll. Sie ist verwöhnt und aufgetakelt. Ihre Wangen und Lippen sind künstlich rot gefärbt mit einem Saft aus Beeren, während ihr restliches Gesicht mit einer Art Staub überdenkt ist um ihre vornehme Blässe hervorzuheben. Das stößt mich extrem ab. Aber trotzdem versuche ich so freundlich wie möglich zu ihr zu sein. Ich geleite sie in einen kleinen Saal und biete ihr einen Platz an und ohne Umschweife komme ich auf mein Anliegen zu sprechen „Prinzessin, warum habt ihr entschieden mich zu ehelichen? Es war doch mit unseren Vätern vereinbart, dass Ihr meinen Bruder heiratet." Sie verzieht ihr bemaltes Gesicht zu einer Grimasse, die an ein schmollendes Kleinkind erinnert „Ihr Bruder ist so herrschsüchtig. Und ich bin so sensibel, das könnte ich nicht ertragen mit so einem Mann mein Leben zu verbringen." Kalt mustere ich sie. Aber ich soll mein Leben mit so einer Schreckschraube verbringen? Undenkbar. Falsch lächelnd fährt sie fort „Dann hörte ich, dass ihr ganz anders, als Euer Bruder seid. Ihr strebt nicht so sehr nach Macht und Reichtum, sondern gebt euch der Musik und des Schachspieles hin. Das hat mich begeistert." So langsam dämmert es mir, warum sie mich anstatt Sebastian heiraten will. Sie weiß, dass ich mich nicht sehr für die Staatssachen interessiere und wenn ihr Vater mal abdanken sollte, würde sie die Regierung übernehmen. Ein Mann wie Sebastian hätte so etwas nie zugelassen, aber mich hält sie für naiv und dumm genug. Ich setze jetzt ebenfalls ein falsches Lächeln auf und sage zuckersüß „Ja, die Musik ist meine Leidenschaft. Aber als angehender König werde ich dafür ja wenig Zeit haben, wenn ich mich um die Staatsgeschäfte kümmern muss." Ihre Gesichtszüge entgleisen fast, nur mühsam kann sie sich unter Kontrolle halten und gepresst entgegnet sie „Natürlich werter Gemahl." Das ist mir Beweis genug. Ohne noch ein weiteres Wort verlasse ich den Saal und gehe auf mein Zimmer. Für heute habe ich genug von erbärmlichen Intriganten und Lügnern.

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Ach komm, ihr musstet so lange warten, dafür gibt es jetzt noch einen Part :) Na? Wem ist Prinzessin BeautyBibi auch unsympathisch? 

Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadWhere stories live. Discover now