riskanter Plan

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Jenny PoV

Die Tage und Wochen vergehen. Es ist kühl geworden und der Winter steht vor der Tür. In diesem Jahr werde ich mir keine Sorgen machen müssen, ob wir genug zu essen haben. Patricks Eltern sind im Vergleich zu unserer Familie recht wohlhabend. Pats Vater hat sehr viel gearbeitet und sich einiges zur Seite gelegt und außerdem werden sie von Pat tatkräftig unterstützt. Er hat als Ritter einen festen Lohn und dadurch, dass er in der Kaserne freie Kost und Logis hat, gibt er nicht viel aus. Ich gehe dem älteren Ehepaar gerne zur Hand und übernehme schwere Aufgaben für sie, wie Holzhacken und mich um die Tiere kümmern. Erst waren sie strickt dagegen, aber ich konnte ja nicht so auf ihre Kosten hier leben. Sie sind mittlerweile wie eine richtige Familie für mich geworden.

Auch in der Stadt komme ich jetzt schon gut klar und ich liebe die Tage, wenn die reisenden Händler hier ihre Stände aufbauen und ihre fremdartigen Waren zum Verkauf anbieten. Ich habe einige neue Schriften über Heilpflanzen mit ihnen ertauscht mit von mir selbst hergestellten Salben und Tränken. Unter der Hand hat es sich auch bereits herumgesprochen, dass ich kleinere Wunden oder Krankheiten behandeln kann und immer mehr Leute nehmen meinen Rat in Anspruch. So wächst mein Vorrat auch an seltenen und exotischen Kräutern und Pflanzen immer weiter und mein Sortiment an Heilmitteln ebenso. Pats Eltern unterstützen mich dabei auch mit aller Kraft und sind ehrlich stolz auf mich. Das bedeutet mir wirklich viel.

Flori und Pat besuchen uns oft und mein kleiner Bruder blüht in der Ausbildung zum Knappen richtig auf. Maurice hat ihn zu seinem Knappen ernannt. Ich hatte mich ein wenig gewundert, ich hätte mir gewünscht, dass Pat das übernimmt. Aber er sagt selbst von sich, dass er für einen Knappen kein gutes Vorbild ist, auch wenn ich das nicht ganz verstehen kann. Ich kenne immer noch keinen Menschen, der positiver und ehrlicher ist als er. Außer seinen Eltern vielleicht. Alles in allem scheint mein Leben perfekt zu sein, aber trotzdem fehlt mir etwas. Beziehungsweise jemand. Denn Manuel hat sein Versprechen bisher nicht gehalten und war nicht einmal hier gewesen seit wir uns voneinander am Tag unserer Ankunft verabschiedet haben. Es vergeht kaum eine Nacht, in der ich nicht von unserm Kuss auf dem Hügel vor der Stadt träume. Und meine Sehnsucht nach ihm wird immer unerträglicher. Immer wenn Pat vorbei kommt, habe ich die Hoffnung, dass er vielleicht doch mit dabei ist, aber immer werde ich enttäuscht. Patrick ist es natürlich nicht entgangen. An einem Abend hat er mich in den Arm genommen, bevor er wieder zurück in die Kaserne musste und hat mir leise gesagt „Manu vermisst dich auch, glaub mir. Er wäre viel lieber hier, als irgendwo anders." Aber warum kommt er dann nicht einfach mal hier her? Nur für ein paar Minuten? So viel kann er doch nicht zu tun haben, dass er sich nicht mal kurz die Zeit nehmen könnte. Und so fasste ich an diesem Tag einen Plan. Ich werde zum Schloss gehen und ihn besuchen.

Ich nehme mein schönstes Kleid aus dem Schrank, was ich besitze. Mittlerweile habe ich einige. Manche Frauen haben sie mir im Tausch für meine Medizin gegeben, wenn sie kein Geld hatten. Auch Schleifen, Schmuck und andere wertvolle Kleinigkeiten dienten als Bezahlung und ich nehme jetzt eines der edlen Samtbänder, was farblich sehr schön zu meinem Kleid passt und flechte es mir in meine Haare. Heimlich verlasse ich das Haus. Ich möchte mein Vorhaben nicht erklären müssen, auch wenn ich mir eigentlich sicher bin, dass Pats Eltern nichts dagegen hätten. Aber falls mich doch der Mut verlassen sollte, weiß wenigstens niemand davon. Denn ich bin furchtbar aufgeregt. Werde ich Manuel in dem riesigen Schloss überhaupt finden? Ich kann ja schlecht da rein spazieren und den nächstbesten nach dem Weg zu ihm fragen. Ein kleines bisschen weiß ich, wie das Schloss von innen aussieht aus Floris begeisterten und sehr anschaulichen Erzählungen. Also habe ich mir vorgenommen durch den Kücheneingang in das gut gesicherte Innere zu kommen. Und bisher klappt alles wie am Schnürchen. In dem Gewusel der schwer beschäftigten Köche und Küchenhilfen falle ich gar nicht auf. Ich habe gerade die Küche beinahe hinter mir, als mich plötzlich eine sehr rundliche Köchin anspricht „Hey du! Bist du die neue Magd? Los, bring das auf das Zimmer des jungen Prinzen." Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Jetzt darf ich nur keinen Fehler machen. Besser kann es ja gar nicht laufen. Und mit einem angedeuteten Knicks nehme ich den Teller mit der silbernen Glocke und frage vorsichtig „Ja, ich bin heute den ersten Tag hier. Können sie mir bitte sagen, wo ich das Zimmer der königlichen Hoheit finde?" Sie verdreht genervt die Augen und ich habe schon Angst, dass sie mir das Essen gleich wieder abnimmt und jemand anderen schickt, aber dann erklärt sie mir kurz und knapp den Weg. Eilig verlasse ich die Küche und folge der Beschreibung der Köchin. Es ist beinahe eine kleine Weltreise durch dieses große Gebäude. Manuels Zimmer liegt ziemlich abseits. Vor der großen edlen Holztür angekommen, atme ich noch einmal tief ein und aus um mich zu beruhigen. Was wird er sagen, wenn er mich sieht? Erschrocken keimt der Gedanke in mir auf, dass er mich ja vielleicht gar nicht sehen will. Vielleicht ist er ja einfach nie zu Besuch gekommen, weil er keine Lust hatte. Am liebsten würde ich jetzt einfach weglaufen, aber dann reiße ich mich zusammen und klopfe zaghaft an die Tür. Es kommt nur ein leises „Ja." aus dem Zimmer und mein Herz springt schon wieder im viel zu schnellen Takt. Seine Stimme. Wie sehr hatte ich sie vermisst, wie einfach alles an ihm. Zögernd trete ich ein und sehe ihn am anderen Ende des riesigen Raumes an einem kleinen Tisch sitzen. Er ist in irgendetwas vertieft, denn vor ihm stehen schwarze und weiße Holzfiguren auf einer schwarz-weißen Platte. Er nimmt keinerlei Notiz von mir, auch als ich jetzt mit dem Essen durch das Zimmer auf ihn zukomme, hebt er nicht einmal den Kopf.

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So, der Part musste noch sein ^^ Jetzt gehe ich aber schlafen. Ich weiß, mieser Cut und das nächste Kap dauert noch bis morgen Abend voraussichtlich. Aber dann könnt ihr euch ja bis dahin Gedanken machen, wie Manu wohl reagieren wird, wenn er Jenny erkennt... Ob er sie überhaupt erkennt? Ich hab euch lieb <3 Gute Nacht :*

Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadWhere stories live. Discover now