Familienangelegenheit

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Manu PoV

Ich mache mich fertig für den alles entscheidenden Tag. Micha und Maurice sind keine Minute in den letzten Tagen von meiner Seite gewichen, denn die Situation im Schloss ist sehr angespannt. Natürlich blieb mein Plan nicht unbemerkt und der Graf versucht im Hintergrund alle möglichen Fäden zu ziehen, um diese Hochzeit auf Biegen und Brechen durch zu ziehen. Zum Glück habe ich durch unseren neuen Verbündeten, dem Knappen Stegi, immer seine neuesten hinterhältigen Schachzüge rechtzeitig in Erfahrung bringen können und konnte so immer wieder gegensteuern. So musste ich Flori in Sicherheit bringen, weil der Graf ihn nun als Druckmittel einsetzen wollte. In der vorletzten Nacht habe ich ihn zu Pats Tante geschickt mit einer Nachricht an Patricks Eltern, was hier auf dem Schloss los ist. Ich weiß, dass er dort erst einmal sicher ist. Er wollte nicht gehen und er kann fast genauso stur und dickköpfig wie seine Schwester sein. Aber als ich ihn darum gebeten habe, um Jenny den Kummer zu ersparen, wenn ihm etwas zustoßen würde, hat er schweren Herzens eingewilligt.

Nun schreite ich mit meinen treuen Rittern schweren Schrittes durch die Gänge des Schlosses zum Thronsaal. Die beiden sind die einzigen, di emir geblieben sind und ich sehne mir Pat herbei. Auch wenn es vollkommen egal ist, ob wir nun zu dritt oder zu viert gegen zwei schwer bewaffnete kampferprobte Armeen stehen würden, wenn es wirklich hart auf hart kommt. Mein Herz ist leer seit Jenny weg ist, irgendwie bin ich nicht mehr im Stande irgendetwas zu fühlen, außer die Sehnsucht sie wieder zu sehen. Und das ist mein einziger Antrieb und so gehe ich Schritt für Schritt meinem Schicksal entgegen. Ein letztes Mal hole ich tief Luft, bevor ich die Türe zum Thronsaal durchschreite, die von zwei Dienern aufgehalten wird. Micha berührt kurz meinen Rücken, um mir zu verstehen zu geben, dass er bereit ist. Egal, was nun passieren wird. Erwartungsvoll drehen sich alle Anwesenden zu mir um, als ich den Raum betrete. Es sind sehr viele Menschen hier: Alle aus meiner Familie, die höchsten Ritter beider Königreiche, angesehene Geschäftsleute aus der Stadt und noch einige mehr, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe.

Sie bilden nun ein Spalier durch das ich zum Thron meines Vaters gehen kann. Links von ihm sitzt meine Mutter und auf der anderen Seite Prinzessin Bianca mit ihrem Vater Bastian, dem König des benachbarten Königreiches.Er sieht schlecht aus und hält sich nur mühsam aufrecht. Seine Krankheit ist in den letzten Tagen rapide fortgeschritten. Meine Knie zittern leicht, als ich jetzt in gebührendem Abstand vor meinen Eltern stehen bleibe und die erwartungsvollen Blicke meiner vermeintlichen Verlobten und der restlichen Gäste auf mir spüre. Zögernd verbeuge ich mich leicht vor den Herrschaften und mein Vater steht auf um mit seiner Rede zu beginnen. Jetzt heißt es allen Mut zusammen zu nehmen und ihm endlich meine Meinung zu der ganzen Hochzeitssache zu sagen.

Meine Stimme ist erst arg wackelig, als ich beginne „Vater! Bevor du anfängst zu sprechen, möchte ich, dass du mich anhörst." Sein Blick ist überrascht und er hält inne, was ich mir zu nutze mache und fortfahre „Ich weiß, dass es in unserem Stand üblich ist, Verbindungen aus rein geschäftlichen Interessen einzugehen. Aber ich werde mich dem nicht unterordnen. Ich habe mich in eine andere Frau verliebt und werde dieser Hochzeit nicht zustimmen." Ein Raunen um mich herum ertönt, alle tuscheln hinter verborgener Hand, wer die Glückliche wohl sei. Meinem Vater sieht man seine grenzenlose Wut über meine Unverschämtheit nur zu deutlich an. Schnell hat sein Gesicht eine ungesunde rot-blau Färbung angenommen. Meine Mutter sitzt nur regungslos daneben und vermeidet jeglichen Blickkontakt zu mir. Dann brüllt mein Vater los „Du. Hast. Nicht. Das. Recht..." Jetzt steigt auch in mir die Wut hoch und ich sage bestimmt „Ich habe nicht das Recht mein Leben so zu leben, wie ich es mir wünsche? Ich habe nicht das Recht, mich in eine Frau zu verlieben, die mir mehr Liebe und Geborgenheit schenkt, als meine Familie? Ich würde sagen, dass du nicht das Recht hast über mein Leben zu bestimmen als wäre ich eine gefühllose Marionette." Mit diesen Worten nehme ich meine Krone und werfe sie vor mir auf den Boden. Damit ist es besiegelt: Ich bin nicht länger Teil dieser Familie.

Ich will mich gerade zum Gehen wenden, da springt der Graf vor und ruft „Beruhigt euch, eure Majestäten. Der Junge weiß nicht, was er da spricht. Er ist vom Fluch einer bösen Hexe besessen." Voller Zorn drehe ich mich zu ihm um und sage warnend „Ihr lieber Graf, haltet euch besser aus diesen Familienangelegenheiten heraus. Ihr seid nur auf Macht und Reichtum aus. Ich habe Informationen über euch, die euch des Hochverrats überführen können." Er funkelt mich böse an, aber ich sehe auch eine Spur Unsicherheit in seinem Blick. Bevor er was darauf erwidern kann, ertönt ein Stöhnen von König Bastian, der sich an sein Herz fasst und leblos auf dem Stuhl zusammen sackt.

Jetzt bricht um uns herum das reine Chaos aus. Micha zieht mich am Arm durch die Menschenmenge aus dem Raum. 

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Es geht weiter... Mal endlich wieder die Sicht von Manu und da gibt es gerade richtig Action. Ich versuche noch ein Kapitel zu schaffen, denn nächste Woche wird es wieder knapp mit der Zeit, weil ich zwei schwere Klausuren schreibe... #ganzvielliebe an alle neuen Leser und an die "alten" natürlich sowieso <3

Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin