Sonderbarer Begleiter

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Jenny PoV

„Bevor hier noch mehr von diesem Abschaum auftaucht, sollten wir sehen, dass wir aus dem Wald heraus kommen. Dann ist noch genug Zeit Höflichkeiten auszutauschen." Der eigenartige Fremde, der sich mit dem Namen Claus vorgestellt hatte, lenkt sein Pferd an uns vorbei und reitet voraus. Immer noch zitternd klettere ich auf Manolitos Rücken und folge ihm, wie auch Pat, nachdem er sich vergewissert hatte, ob es mir gut geht. Auch ich möchte nichts lieber, als von diesem gruseligen Ort wegzukommen, aber ebenso bin ich neugierig, woher Claus gekommen war und was ihn allein hierher verschlagen hatte. Eine gute Stunde lang lassen wir die Pferde in einem leichten Trab laufen, als der Wald endlich lichter wird. Wir parieren die Pferde durch, damit sie am langen Zügel verschnaufen können. Jetzt wende ich mich an unseren neuen Begleiter. Seine Erscheinung ist ungewöhnlich. Er ist groß, schlank und unter seiner dunklen Kapuze kann ich erkennen, dass seine Haare sehr lang sind. Aber mehr kann ich nicht von ihm sehen. Trotzdem kommt er mir bekannt vor „Habe ich dich schon mal am Königsschloss gesehen?" Er dreht sich zu mir und sagt fröhlich „Kann schon sein. Ich bin überall und nirgendwo." Wie tiefsinnig, denke ich mir mürrisch. Trotzdem murmele ich leise „Danke, dass du uns geholfen hast. Sonst hätte es echt schlecht für uns ausgesehen." Pat schnauft beleidigt, aber er sagt nichts. Auch er muss einsehen, dass unsere Lage wirklich aussichtslos war. Claus grinst breit und sagt nur „Nicht dafür. War ja eh auf meinem Weg." Er ist echt ein komischer Kerl. Neugierig wie ich aber bin, hake ich weiter nach „Wohin führt dich dein Weg denn? Vielleicht kannst du uns ja noch ein wenig begleiten. Wir wollen ins Herzogtum und ich versuche bei Herzogin Anne vorsprechen zu dürfen." Er zieht sich seine Kapuze ein wenig aus dem Gesicht und sieht mich jetzt überrascht an „Was wollt ihr denn von der Herzogin?" Ich weiß nicht, ob ich ihm trauen kann. Andererseits hat er mein und auch Pats Leben gerettet. Ich bleibe aber lieber ein wenig vage mit meiner Antwort „Ich möchte gerne etwas über Lady Josephine erfahren." Er hält sein Pferd plötzlich an und fragt mich aufgeregt „Was weißt du über Lady Josephine? Hast du sie gesehen? Weißt du, wo sie lebt?" Ich bin erstaunt über seine Aufregung bei meinen Worten und stelle vorsichtshalber eine Gegenfrage „Du kennst sie?" Böse funkelt er mich an und sagt streng „Ja. Aber was hast du mit ihr zu tun?" Ich seufze. Widerwillig beginne ich ihn von meinen Vermutungen zu erzählen, dass meine Mutter Lady Josephine sein könnte. Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund starrt er mich jetzt an. Eine ganze Weile sagt er gar nichts. Dann verbeugt er sich tief vor mir und sagt mit ergebener Stimme „Mylady. Ich begleite Euch zur Herzogin und werde persönlich dafür sorgen, dass Ihr eine Audienz bekommt." Ich spüre die Wärme in meine Wangen schießen vor Verlegenheit. „Es ist doch gar nicht sicher. Ich habe nur durch die Erzählungen meine eigene Idee daraus gesponnen."

Unser mysteriöser Begleiter setzt sich wieder in Bewegung und beginnt dann seinerseits seine Geschichte zu erzählen: „Ich bin Ritter im Dienste der Herzogin. Sie hat mich vor zwei Jahren beauftragt ihre vermisste Tochter zu suchen. Ich sollte den Grafen ausspionieren, weil sie denkt, dass er etwas mit dem Verschwinden von Lady Josephine zu tun hat. Aber ich reiste ihm sogar bis zum Königshof nach. Ich habe bisher keine Anhaltspunkte über ihren Verbleib finden können. Allerdings habe ich dort am Hof erfahren, dass der junge Prinz, wenn er denn dann endlich König ist, das Herzogtum angreifen will." Stirnrunzelnd sehe ich ihn an „Nein. Manu würde so etwas nicht tun. Da musst du dich irren." Kopfschüttelnd sagt Claus „Nein. Die Ritter von König Bastian machen sich schon kampfbereit. Aber... Wieso nennt Ihr den Prinzen Manu? Kennt Ihr ihn näher?" Meine Wangen glühen jetzt regelrecht auf und verlegen senke ich meinen Blick. Eine Antwort bekommt unser Weggefährte von Pat „Mein Herr ist über beide Ohren in Jenny verliebt. Und deshalb wird er der Hochzeit mit der Tochter von König Bastian auf keinen Fall zustimmen. Damit hat er auch nicht vor das Herzogtum anzugreifen." Ein überraschter Laut ertönt von Claus „Das sind ja alles interessante Neuigkeiten. Es ist ein glücklicher Zufall, dass ich euch getroffen habe."

Wir kommen über einen sanften Hügel und als wir auf der Kuppe stehen, erstreckt sich vor uns ein unfassbarer Anblick. Eine große Stadt liegt vor uns, die sich um ein prächtiges kleines Schloss gruppiert hat. In der Ferne am Horizont erkennt man das Glitzern des Meeres in den Strahlen der beinahe schon untergehenden Sonne. Mit einer ausladenden Geste sagt Claus nun ehrfürchtig „Willkommen in Eurem Reich, Lady Jenny."

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Ein kleines Kapitel für euch <3 Es sind endlich Ferien und ich hoffe, dass ich jetzt in den zwei Wochen einiges der Geschichte geschafft bekomme. Einige Kaps sind fertig, allerdings nicht in der richtigen Reihenfolge XD Manchmal habe ich eine gute Idee, was später passieren kann und schreibe daran. Dann muss ich wieder den Weg dahin finden :) Ich danke euch für die lieben Kommentare und eure Bewertungen <3 ganzvielliebe an euch :*

Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadOnde histórias criam vida. Descubra agora