Der See

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Jenny PoV

Prinz Manuel und ich lenken unsere Pferde aus der Stadt und vor der Stadtmauer lassen wir sie in einen leichten Trab fallen. Mein Wallach beginnt unter mir zu buckeln vor Übermut. Viel zu lange habe ich ihn sich nicht mehr richtig austoben lassen. Auf einer weiten Wiese lasse ich ihn in Galopp fallen und sofort spüre ich das grenzenlose Gefühl von Freiheit in mir. Die kleinen Hufe trommeln in einem schnellen Takt auf den weichen Boden und die lange graue Mähne kitzelt in meinem Gesicht. Der kalte Wind treibt mir Tränen in die Augen und ich kann es nicht unterdrücken einen lauten Freudenschrei aus zu stoßen. Ich fühle mich wirklich glücklich. Mein Leben kann im Moment gar nicht schöner sein. Ich reite hier frei mit meinem Pferd über die Weiten der Graslandschaft und mich begleitet der wichtigste Mensch in meinem Leben. Alles ist gerade unwichtig. Die Frage, warum er sich solange nicht bei mir gemeldet hatte und die verwirrenden Worte der Wahrsagerin. Es zählt nur das Hier und Jetzt.

Als wir unseren überschüssigen Bewegungsdrang gestillt haben, fällt mein Pferdchen wieder in einen zockeligen Trab und ich schaue mich zu Manuel um. Seine braune Stute hat natürlich keinerlei Probleme mitzuhalten. Und auch Manuels Wangen sind von der Kälte gerötet. Ersieht jetzt wieder viel gesünder aus, als noch gestern. Er schließt jetzt auf, so dass wir nebeneinander herreiten und sein Lächeln lässt mich wieder dahin schmelzen. Neugierig frage ich, wo wir denn hin wollen und er zeigt in die Ferne. Dort kann man im verschwindenden Nebel das große hügelige Waldgebiet erkennen. Aber auf meine Frage, was dort wäre, grinst er nur „Lass dich überraschen." Ich schmolle. Ich bin ungeduldig, aber ich will meinen Manolito nicht wieder in den Galopp treiben. Er hat so lange nicht viel getan, da kann ich ihn heute nicht gleich wieder so scheuchen. Also nutze ich die Dauer unseres Ausflugs, um den Prinzen darauf anzusprechen, warum er sich nicht blicken lassen hatte. Ausweichend senkt er jetzt seinen Blick und antwortet leise „Es ist wirklich kompliziert. Ich habe eine Nachricht erhalten, die mich sehr aus der Bahn geworfen hatte. Ich brauchte Zeit um mir über vieles klar zu werden." „Was für eine Nachricht?" Er schüttelt nur unmerklich seinen Kopf „Ich kann da noch nicht drüber sprechen. Tut mir leid. Es ist nicht, dass ich dir nicht vertraue, wirklich nicht. Aber..." Ich unterbreche ihn „Alles gut. Wenn du nicht darüber reden möchtest, brauchst du das nicht." Ein so zuckersüßes Lächeln erscheint wieder auf seinem Gesicht, dass mein Herz wieder mal vollkommen ausrastet. So langsam, aber sicher muss ich mir eingestehen, dass ich mehr für ihn fühle als nur so eine Kleines-Mädchen-Schwärmerei. Ich habe mich in ihn verliebt. In seine ganze Art. Er verurteilt mich nicht dafür, dass ich mich nicht unbedingt immer wie ein Mädchen benehme und bringt mir sogar Schach,das Spiel der Könige, bei. Dass er dabei auch noch umwerfend aussieht tut sein übriges dazu.

Manuel zieht jetzt fragend seine Augenbraue hoch und fragt mich gespannt „Ist irgendwas?" Jetzt merke ich erst, dass ich ihn die ganze Zeit angestarrt habe und sofort schießt mir das Blut in die Wangen und ich wende meinen Blick von ihm ab. Voll ertappt. Verlegen murmele ich nur „Nein, nein, alles ist gut. Ich habe nur überlegt, dass ich mich freue wieder etwas mit dir zu unternehmen." Ich kann ihm ja schlecht sagen, dass ich gerade die Erkenntnis gewonnen hatte, in ihn verliebt zu sein. Was eh eine absolute Katastrophe ist, denn es wird nie was aus uns werden. Ein Prinz würde sich nie in ein einfaches Bauernmädchen verlieben. Bevor mich der Gedanke jetzt vollkommen runter ziehen kann, sagt Manuel „Da vorne ist es schon." Wir hatten den Wald erreicht und vor uns lichten sich gerade die dichten Bäume und Büsche. Ich kann ein leises Plätschern hören, was auf einen Bach oder so schließen lässt. Aber was ich dann sehe, als wir auf eine Lichtung kommen, verschlägt mir regelrecht den Atem. Ein Teich liegt vor uns, der durch eine kleine Quelle auf der anderen Seite gespeist wird. Zwei kleine Bäche gehen von hier ab und es haben sich viele seltene Pflanzen und Büsche hier angesiedelt. Es ist so wunderschön. Ich steige von meinem Pferd und gehe zum Ufer. Ich stelle mir diesen Ort gerade im Frühling vor, wenn alles hierum grün ist und blüht. Dann ist es mit Sicherheit der romantischste Ort, den ich je gesehen habe. „Das ist wunderschön." hauche ich leise und Manuel stellt sich neben mich und lässt seinen Blick ebenfalls über das kristallklare Wasser schweifen. Ergriffen frage ich „Warum zeigst du mir das?" Ein ganz leichter rose Stich ist auf seinen Wangen zu erkennen, was auch durch den kühlen Wind hervorgerufen werden konnte und er antwortet nur „Ich hatte mir gedacht, dass es dir auch gefallen könnte." Ich nicke, denn das tut es wirklich „Kommst du oft her?" Ich sehe, dass er schluckt und nach den richtigen Worten zu suchen scheint „Immer, wenn ich mir über etwas klar werden muss. Und heute ist mir etwas ganz klar geworden." Stirnrunzelnd schaue ich zu ihm, aber er hat seine Augen immer noch auf den kleinen See gerichtet. Das ist jetzt so verwirrend für mich, wie die Worte der alten Frau heute morgen. Aber ich will nicht weiter nachhaken, um die friedliche und angenehme Stimmung zu zerstören. Wenn er darüber sprechen möchte, wird er es schon tun. Hoffentlich.

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Und noch ein kleines Kapitel, in dem jetzt nicht soo viel passiert. Aber was meint ihr, worüber sich Manu wohl gerade klar geworden ist? 

Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ