Heimweh

835 41 2
                                    

JennyPoV

Seit einigen Tagen werde ich von einer unheimlichen Unruhe getrieben. Ich versuche mich mit Lesen oder Schachspielen abzulenken, aber nichts hilft. Ich kann meine Konzentration keine paar Minuten aufrecht erhalten. Mein Kopf ist einzig und allein bei Manu. Irgendetwas stimmt nicht, das kann ich genau fühlen und ich drehe hier fast durch, nicht zu wissen wie es ihm geht. Warum bin ich nicht mit Pat und Claus mit geritten? Meine Großmutter versucht alles um mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen und überschüttet mich mit wunderschönen Kleidern und wertvollen Dingen. Aber das bedeutet mir alles nicht so viel, wie es sollte. Ich müsste wirklich dankbarer sein und habe echt ein schlechtes Gewissen, dass ich mich nicht angemessen über die ganzen Aufmerksamkeiten freuen kann. Auch wenn nun die Chance erheblich höher ist, dass Manus Familie mich als würdig genug ansehen könnte, mit dem Prinzen zusammen zu sein, sehne ich mich nach meinem alten Leben, allerdings trotzdem nach einem Leben mit Manu.

Missmutig sitze ich am Essenstisch und stochere in dem tollen Essen, welches mir Diener unter feinen silbernen Glocken serviert hatten. Der Herzogin entgeht das natürlich nicht und besorgt fragt sie mich „Ist etwas mit dem Essen nicht in Ordnung mein Kind? Soll ich dir etwas anderes bereiten lassen?" Ich werde rot, denn ich fühle mich wieder undankbar und schüttele sofort energisch meinen Kopf „Nein, Großmutter. Es ist alles wirklich vorzüglich, aber ich habe einfach keinen Appetit." Aufmunternd lächelt sie mir zu „Ach Kindchen, ich kann mir vorstellen, dass es alles unheimlich verwirrend und neu für dich ist. Ich habe bereits veranlasst, dass morgen in der Frühe eine Gruppe meiner Soldaten los reiten werden, um deinen Bruder ins Herzogtum zu holen. Und selbstverständlich ist sein Ritter auch herzlich willkommen, wenn er sich in unsere Dienste stellt." „Maurice wird Manu niemals verlassen. Er ist nicht nur ein Ritter des Prinzen, sondern auch einer seiner besten Freunde." Überrascht zieht mein Gegenüber eine Augenbraue hoch. Aber sie sagt weiter nichts zu dem Thema und ich versinke wieder in meine Gedanken an Manu und mein zuhause bei Pats Eltern mit meiner kleinen Apotheke und den Menschen, die mich aufgesucht hatten, damit ich ihnen mit meiner Medizin helfen kann.

Nachdem Essen beschließe ich mir die Hafenstadt mal genauer anzusehen und die Herzogin hat nichts dagegen. Allerdings darf ich nicht einfach ohne meine persönlichen Leibwachen aus dem Schloss. Die Herzogin hat aber auch wirklich die beiden ältesten und langweiligsten Soldaten für mich abgestellt, die sie wahrscheinlich im ganzen Herzogtum auftreiben konnte. Ich vermisse Pat an meiner Seite. Und wieder habe ich einen enormen Anflug von Heimweh. Die Stadt ist wirklich schön und es gibt hier sehr viele kleine Geschäfte mit interessanten Waren. Wertvolle Stoffe, wunderschöne kleine Kunstwerke aus Stein oder sogar Edelstein, interessante Kräuter und Pflanzen und vor allem gibt es einen Händler, der mit Schriften aus aller Welt handelt. Hier verbringe ich die meiste Zeit des Nachmittages und nehme einen ganzen Arm voller Schriftrollen mit zum Schloss. Sie werden mir die Zeit verkürzen bis Pat und Claus und vielleicht sogar Flori und Maurice wieder bei mir sind.

Aber in der folgenden Nacht träume ich schlecht und bin total aufgewühlt aufgewacht. Mein Traum handelte wieder einmal von Manu und mir ist es klar: Irgendetwas stimmt ganz und gar nicht. Und meine innere Unruhe treibt mich zu einem sehr waghalsigen Plan. Noch vor dem Morgengrauen schleiche ich mich aus dem Schloss in die Kaserne und entwende mir aus der Waffenkammer eine Soldatenrüstung und ein leichtes Schwert. Dann sattele ich Manolito. Mein kleiner Schimmel wiehert freudig, als er mich erkennt. Ich will aufbrechen, bevor die Soldaten bereit sind. Später will ich mich ihnen anschließen, wenn ich zu weit von Schloss weg bin, so dass sie mich nicht mehr zurück schicken können. Eine Erlaubnis meiner Großmutter würde ich im Leben nicht erhalten. Sie sorgt sich wirklich um mich und ich kann sie ja auch verstehen. Sie hat nur noch mich und sie will mich nicht auch noch verlieren, wie meine Mutter. Aber ich halte es nicht mehr aus. Ich muss mich mit eigenen Augen davon überzeugen, ob es Manu gut geht. Sonst werden diese wirren Träume nie enden.

Die Rüstung ist schwer und macht mich unbeweglich. Aber sie bietet wenigstens einen Schutz. Zusammen mit meinem Bogen und dem geliehenen Schwert müsste ich mich ganz gut verteidigen können im Notfall. Ich hoffe einfach, dass es nicht dazu kommen wird bis ich zu den ausgesandten Rittern stoße.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Jenny macht mal wieder Unsinn :) Ich hoffe, dass ich morgen noch ein Kapitelchen schaffe. So langsam möchte ich nämlich mit dieser Geschichte enden, weil ich schon wieder so viel Neues im Kopf habe, was unbedingt raus muss. #ganzvielliebe an Euch <3

Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadWhere stories live. Discover now