Liebe geht durch den Magen

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Jenny PoV

Die Männer sitzen am Tisch und machen sich mit Heißhunger über mein bereitetes Essen her. Der blonde Ritter, Maurice oder so, hat den Teller hoch voll mit meinem Püree aus Kartoffeln und Karotten geladen und auf seinem Gesicht liegt ein seliges Lächeln. Flori und der andere Ritter haben dafür große Portionen vom gebratenen Kaninchen. Ich stehe immer noch etwas irritiert vor unserem Holzofen und denke über den Ausbruch des jungen Prinzen nach. Habe ich ihn falsch eingeschätzt? Mir kommen Patricks Worte wieder in den Sinn, der gesagt hat, dass Prinz Manuel nicht mit Gefühlen umgehen kann. In diese Gedanken vertieft schöpfe ich einen Teller voll Essen und gehe in Floris Zimmer. Der Prinz hatte sich im Schneidersitz vor das Bett gesetzt und unterhält sich leise mit Patrick. Ich kann nur noch einige Worte aufschnappen „Meinst du wir finden den mysteriösen Bogenschützen hier im Dorf?" Sie verstummen, als sie mich bemerken. Wenn sie wüssten, wie nah „er"  ihnen in Wirklichkeit ist... Ich gebe Prinz Manuel wortlos den Teller, den er mit einem Nicken annimmt. Patrick seufzt hinter mir „Ach, das war total lecker. Du kannst richtig gut kochen. Am besten heirate ich dich." Ich erstarre und mir weicht die Farbe aus dem Gesicht. Der Prinz lacht leise „Boa Pat. Du bist so verfressen. Vorgestern hast du dem Wirt in der schäbigen Spelunke ebenfalls einen Antrag gemacht." Erleichterung macht sich breitet sich in mir aus: es war nur ein Scherz gewesen. Pat bestätigt meine Vermutung Augen zwinkernd mit den Worten „Liebe geht bei mir halt durch den Magen." Immer noch lachend schüttelt der Prinz den Kopf. Das Lachen steht ihm gut, finde ich und ich habe das Gefühl, dass er das viel zu selten macht. Warum schlägt mein Herz plötzlich so viel schneller, wenn ich ihn ansehe? Beim Blick in seine leuchtend grüne Augen spüre ich auf einmal so ein eigenartiges Kribbeln im Bauch. Und als der Prinz mich jetzt mit einem spöttischen Ton anspricht „Wolltest du noch irgendwas?" spüre ich das Blut in meine Wangen schießen, weil mir erst jetzt bewusst ist, dass ich ihn die ganze Zeit anstarre. Schnell schüttele ich meinen Kopf und stottere „Nein... Äh, ja doch...Ich habe... ich wollte... Ihnen anbieten, dass ich Ihnen mein Bett für die Nacht überlassen kann." Ernst sieht der Prinz mich an „Nein, das kommt nicht in Frage. Ich bleibe hier bei Patrick. Es reicht, dass dein Bruder schon auf seinen Schlafplatz verzichten muss. Morgen reiten wir zum Grafen." Stirnrunzelnd sehe ich ihn an „Ich glaube nicht, dass Ihr Begleiter morgen schon in der Lage ist zu reiten. Aber mein Bruder muss auch ins Dorf und unsere Ernte in der Burg abliefern. Er kann ihn auf dem Wagen mitnehmen." Der Prinz lenkt seinen Blick kurz auf seinen Ritter und kurz darauf wieder auf mich, bis er dann nickend sagt „Danke, dass ist wirklich ein freundliches Angebot." Er stellt seinen Teller zur Seite von dem er nicht gerade viel gegessen hat. Sorgenvoll frage ich „Hat es Ihnen nicht geschmeckt?" Und diesmal ist sein Blick unsicher und entschuldigend antwortet er „Doch, sehr gut. Aber ich bin nicht sehr hungrig. Vielen Dank für deine Gastfreundschaft." Nun wirkt er seltsam verlegen, aber noch bevor ich irgendetwas erwidern kann, meldet sich Pat „Also, bevor das gute Essen umkommt... Ich würde es essen." Mit einem Augenrollen, aber dann wieder mit einem liebevollen Lächeln reicht der Prinz seinem Freund den Teller.

Ich lasse die beiden allein. Ich bin immer noch total verwirrt. Der Spruch von Patrick über das Heiraten hat mich mehr aus der Bahn geworfen, als ich mir eingestehen will. Und nicht ganz ohne Grund: Ich bin 16 und so ziemlich alle Mädchen aus dem Dorf in meinem Alter sind ihrem zukünftigen Ehemänner versprochen. Das erste Mal bin ich richtig erleichtert, dass mein Vater nicht mehr ins Dorf geht und noch keine solche Vereinbarung für mich getroffen hat. Ich will nicht heiraten und von einem Mann abhängig sein, schon gar nicht von irgendeinem Wildfremden, den ich nicht mal kenne. Aber es wird meine Bestimmung sein und ich werde nichts dagegen tun können, außer ich flüchte in den Wald und lebe mit den Gesetzlosen. Aber das ist auch eine grauenvolle Vorstellung.

Lange liege ich in dieser Nacht wach und bin mit meinen Gedanken eigentlich nur im Zimmer neben an. Die beiden Männer scheinen zu schlafen, denn ich höre leise Schnarchgeräusche durch die dünne Wand. Es ist ein komisches Gefühl, zwei fremde Männer so nah zu wissen. Aber ich habe keine Angst vor ihnen, eher im Gegenteil. Ich fühle mich seltsam beschützt und so langsam aber sicher überkommt mich die Müdigkeit nach diesem turbulenten Tag.

Unsere Tosca ist angespannt und wartet geduldig auf ihr Zeichen den schweren Holzwagen beladen mit einem Dutzend Körben Kartoffeln und einem verletzten Ritter zu ziehen. Flori klettert ebenfalls auf den Wagen und gibt ihr ein Zeichen zum loslaufen. Die beiden anderen Ritter sitzen auch bereits auf ihren Pferden. Nur der Prinz kommt mit seinem und Patricks Pferd zu mir „Begleitest du uns nicht in das Dorf?" Ich bin geschmeichelt von seiner Frage, aber ich schüttele meinen Kopf. Ich betrete das Dorf nicht freiwillig. Außerdem ist Vater aufgewacht und es scheint ihm nicht gut zu gehen. Ich muss mich um ihn kümmern. Nach meiner Erklärung nickt der Prinz und sehr leise sagt er „Noch einmal vielen Dank." Er sieht mich an, als würde er noch etwas sagen wollen, aber dann springt er mit einem eleganten Satz auf sein edles Pferd und reitet hinter der kleinen Kolonne her, die sich bereits langsam in Bewegung gesetzt hatte. Mein Herz schlägt wieder so schnell und ich fühle auf einmal ein wenig Traurigkeit darüber, dass ich ihn nie wiedersehen werde. Er wird nie erfahren, dass ich es war, die ihm das Leben gerettet habe und ebenfalls nicht, dass ich mich wahrscheinlich in ihn verliebt hatte...

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Jaja... Das glaubt aber auch nur sie ;) Vielleicht kommt heute noch ein Kapitel, da ich nicht ganz fit bin und eh nur im Haus rumhänge... Dann kann ich auch schreiben, nh? :D

Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadWhere stories live. Discover now