Lady Josephine

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Jenny PoV

Ich schlage meine Augen auf mit der Hoffnung, dass alles nur einschlechter Traum gewesen war und ich friedlich in meinem Bett aufgewacht bin. Aber ich liege in einem fremden Haus auf einem Kuhfell vor einem Eisenofen und eingehüllt in einer warmen Decke. Ich sehe mich ein wenig in dem Zimmer um und entdecke eine alte Frau an einem Spinnrad in der Ecke des Raumes. Als sie merkt, dass ich wach bin, sagt sie fröhlich „Guten Morgen Lady Josephine. Ich hoffe, Sie haben wohl geruht in unserem bescheidenen Heim." Ich bin komplett verwirrt und will ihr gerade sagen, dass ich Jenny und nicht Josephine heiße, als die Türe aufgeht und Pat mit dem Hausherren herein kommt. Sofort ruft die alte Dame aus „Frederick sieh doch. Wir haben hohen Besuch. Lady Josephine erweist uns die Ehre. Schlachte das Schwein. Wir müssen doch ein gescheites Mahl für die hohen Herrschaften bereiten." Der Mann schaut jetzt in mein fragendes Gesicht und lächelt traurig „Meine Frau ist leider manchmal ein wenig verwirrt und bringt viele Dinge durcheinander. Obwohl..." Er macht eine Pause und betrachtet mich eingehend „Ich muss sagen, Ihr seht der Tochter der Großherzogin wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich, nur um einige Jährchen jünger." Da mich diese Information noch mehr irritiert, schaue ich zu Pat, der ebenfalls aussieht wie ein wandelndes Fragezeichen. Ich befreie mich aus der Decke und lege sie sorgfältig zusammen. Dann setze ich mich an den Esstisch und frage neugierig unsere Gastgeber „Wer ist diese Lady Josephine?" Die Frau hält mit ihrer Tätigkeit inne und sieht verträumt an die Decke als suche sie dort nach Antworten und ihr Mann beginnt zu erzählen.

Hinter den Bergen liegt das ehemalige Großherzogtum von Herzog Steffan und Herzogin Anne. Ein großes Reich, was unabhängig von den Königshäusern König Bastians und König Georgs regiert wurde. Die Hauptstadt lag direkt am Meer und war die größte Handelsstadt des Westens. Die Händler bezahlten nicht geringe Steuern, um ihre Waren durch das Großherzogtum zu den Königreichen zu transportieren, daher herrschte großer Wohlstand. Der Herzog und die Herzogin bekamen dann eine Tochter: Lady Josephine. Sie war wunderschön und vor allem auch sehr klug. Die Herzogin war so stolz auf ihre Tochter und ließ sie das Rechnen und Schreiben erlernen. Der große Traum von Herzogin Anne war es, dass ihre Tochter einmal die erste weibliche Herrscherin des Landes werden würde. Herzog Steffan war von dieser Idee nicht ganz so angetan wie seine Gattin und so beschloss er, als Lady Josephine gerade 16 geworden war, sie mit einem Mann ihres Standes zu vermählen, der dann die Staatsgeschäfte leiten würde, wenn er einmal starb. So kam es, dass der junge Graf von Hohenau ihr den Hof machte.

Bei der Erwähnung des Grafen läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Hohenau ist die Grafschaft, in der ich geboren wurde. Der böse Graf hat wohl überall seine Finger im Spiel. Aber es ist mir überhaupt nicht geläufig, dass er jemals verheiratet war...

Die junge Herzogin war allerdings gar nicht angetan von dem machthungrigen Grafen. Aber sie willigte schließlich doch in die Heirat ein. Hinter vorgehaltener Hand wurde gemunkelt, dass der Graf die Junge Frau erpresste und dem Herzogtum den Krieg erklären würde, falls sie ihn nicht heiraten würde. Sie ließ sich eine Erklärung von ihm unterschreiben, dass er das Herzogtum in Ruhe ließe und dann geschah es am Tag der Trauung, dass sie den Grafen vor dem Traualtar in der Kathedrale stehen ließ. Der Graf war selbstverständlich außer sich vor Zorn und wollte das Herzogtum angreifen, aber die kluge junge Frau hatte ihrem Vater das beglaubigte Dokument mit dem Friedensversprechen überbringen lassen. Er konnte nichts mehr ausrichten ohne wegen Vertragsbruchs öffentlich gehängt zu werden, da er die junge Herzogin unterschätzt hatte. Der Teil der Abmachung, dass der Friedensvertrag nur Gültigkeit durch die Heirat hatte, war mit magischer Tinte geschrieben worden, die wenige Tage nach Unterzeichnung verschwunden war. Der Graf ließ die junge Frau überall suchen, aber sie blieb verschwunden. Weitere Gerüchte behaupteten, dass sie sich in einen einfachen Bauern verliebt hatte und mit ihm einen kleinen Hof in der Nähe der Grafschaft bewirtschaftete. Aber sie wurde nirgendwo mehr gesehen.

Ich lausche gebannt der Erzählung des alten Mannes. Die Geschichte bewegt mich ungemein. Diese Lady Josephine war so eine außergewöhnliche und starke Frau gewesen und nur zu gerne würde ich sie kennen lernen. Sie hatte sich mutig gegen den abscheulichen Grafen zur Wehr gesetzt und ihn in seine Schranken verwiesen. Doch plötzlich kommt mir ein Teil der Geschichte merkwürdig vor. Sie hatte einen Bauern der Grafschaft geheiratet?

Ich springe auf und laufe aus dem kleinen Bauernhaus. Im Stall setze ich mich in das Stroh zu meinem kleinen Schimmel und denke nach. Nach kürzester Zeit setzt sich Pat zu mir und sieht mich besorgt an „Was ist mit dir?" Eine Weile sage ich nichts. Es ist einfach viel zu unsinnig, es überhaupt zu denken, aber nach einer schier unendlich langen Zeit sage ich monoton „Meine Mutter hieß Josie..."

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Hi ihr Süßen <3 Hier habe ich ein neues Kapitel für euch. Es ist etwas kurz, aber doch ziemlich wichtig für alles, was jetzt weiter passiert... Sorry, dass ihr jetzt eine Woche auf Updates warten musstet, aber ich war echt ziemlich daneben. So richtig fit bin ich immer noch nicht und ich weiß nicht, ob ich dieses Wochenende noch mehr schaffe zu schreiben. Auf jeden Fall bleibt es spannend. Danke auch für über 1,6k Reads und bereits 300 Sternchen <3 Ihr seid einfach die Besten. #ganzvielliebe


Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz