Wieder zuhause

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Jenny PoV

Wenn man weiter darüber nachdenkt, passt alles immer mehr zusammen. Mutter konnte sehr gut schreiben und rechnen und bei einem Besuch im Dorf, als ich noch sehr klein war, hatte sich eine alte Frau vor ihr verbeugt. Sie schien sie zu kennen, aber Mutter hat mich schnell an der Hand weiter gezogen. Und dann der abgrundtiefe Hass des Grafen gegen mich. Ich muss ihn an sie erinnert haben, als ich älter wurde und er wollte sich rächen... Erst jetzt spüre ich die warmen Tränen auf meinem Gesicht und entschlossen sage ich zu Patrick „Ich muss ins Herzogtum und nachforschen, ob ich recht habe." Pat nickt nur und beginnt unsere Pferde zu satteln. Ich kehre derweil ins Haus zurück, um unseren Gastgeber nach dem Weg zu fragen. Geduldig erklärt er mir die kürzeste Strecke, aber die führt durch unsere Grafschaft. Zu Pat gewandt sage ich „Lass uns außen herum reiten. Es dauert dann vielleicht drei oder vier Tage länger. Aber ich habe keine Lust dem Grafen über den Weg zu laufen." Pat sieht mich schuldbewusst an und sagt dann leise „Wir können den direkten Wegnehmen. Es dürfte sicher sein." Fragend sehe ich ihn an, denn ich spüre, dass er etwas vor mir verbirgt. Ertappt senkt er seinen Blick, aber ich hake nach „Patrick? Was weißt du?" Verlegen murmelt er „Der Graf ist im Schloss..." Fassungslos sehe ich ihn an. Das sagt er mir jetzt? Bittend sieht er mich an „Du darfst Manu nicht sagen, dass ich es dir erzählt habe. Bitte Jenny. Er hat nicht vor die Prinzessin zu heiraten und es wird wahrscheinlich einen Krieg auslösen. Er wollte dich aus der Reichweite des Grafen wissen, damit du in Sicherheit bist." Ich weiß gerade nicht, was ich denken oder fühlen soll. Mich freuen, dass Manu mich anscheinend wirklich liebt und das alles nur ein vorgeschobenes Schauspiel war oder enttäuscht sein, dass er mir, mal wieder, nicht die Wahrheit gesagt hat? Ich muss das alles erst verarbeiten und nehme die Zügel meines Pferdes aus Patricks Hand. Mein Entschluss steht vorerst fest: Ich werde ins Herzogtum reiten, auf der Suche nach meiner Abstammung und dann kann ich mir immer noch Gedanken darüber machen, ob ich Manu verzeihen kann.

Wir reiten den ganzen Tag schweigend nebeneinander her. Immer wiederstartet Pat einen Versuch mit mir zu reden, aber meistens bin ich einfach nur in meine Gedanken versunken und ignoriere ihn. Ich bin ihm ja dankbar, dass er mir letztlich alles anvertraut hat, entgegen dem Befehl seines Herren, aber trotzdem schmolle ich immer noch. Ich wäre lieber an Manus Seite, falls es wirklich zu einem Kampf kommen sollte. 

Spät am Abend erreichen wir mein Heimatdorf. Seit ich weiß, dass der Graf nicht hier ist, möchte ich gerne nach dem Rechten sehen und mich vergewissern, ob die Dorfbewohner meinen Vater beerdigt hatten. Bei der Ruine unseres Hofes sehe ich auch schon ein aus Steinen aufgeschichtetes Grab mit einem liebevoll geschnitztem Holzkreuz. Ich lasse mich davor auf die Knie sinken und verberge mein Gesicht in meinen Händen. Noch im letzten Sommer war ich hier ein glückliches junges Mädchen. Hatte hier mit meinem Vater und Flori ein ruhiges Leben. Und was ist jetzt? Ich weiß nicht mal mehr, wer ich eigentlich wirklich bin. Meine Eltern haben mich all die Jahre ebenfalls immer im Unklaren über meine Herkunft gelassen. Ich weiß, dass sie es getan haben um mich zu schützen, aber jetzt fühle ich mich einfach nur verloren. Pat kniet sich neben mich und zieht mich tröstend in seine Arme. Meinen Tränen lasse ich freien Lauf. Im Moment bin ich froh, dass wenigstens er noch an meiner Seite ist, in diesen Tagen, in denen ich alles verloren habe. Meine Familie, den Mann, den ich liebe, meine Heimat und auch meine Identität.

Irgendwann zieht mich Pat sanft aber bestimmt auf die Beine. Wir müssen einen Platz für die Nacht finden, denn der Boden ist immer noch hart gefroren und wir würden uns hier draußen den sicheren Tod holen. Wir laufen zurück ins Dorf, die Pferde trotten am Zügel hinter uns her. Auch sie sind hungrig und müde und sehnen sich nach einem warmen Stall und Heu. An der Schmiede machen wir Halt und Pat regelt es, dass die Pferde dort untergestellt werden können. Wir selbst gehen in das kleine schäbige Gasthaus gegenüber. Einige der Leute dort starren mich neugierig an und manche auch ängstlich. Viele von ihnen sind wahrscheinlich im Glauben, dass der Graf mich bereits ausgeschaltet hat. Der Wirt aber ist ein alter Freund meines Vaters und gibt uns sofort ein Zimmer. Freundlich sagt er zu mir „Willkommen zurück Jenny." Ich nicke nur dankbar, denn ich kann kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen vor Müdigkeit und Trauer. Morgen will ich die alte Frau von damals aufsuchen, Gott allein weiß, ob sie noch lebt und sie nach meiner Mutter fragen. Irgendjemand muss doch etwas von ihrer Vergangenheit wissen und es nur aus Angst vordem Grafen verschwiegen haben. Das sind meine letzten Gedanken bevor ich in einen tiefen traumlosen Schlaf falle.

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Ich habe meine Datei auf mein Laptop gezogen und kann zum Glück damit ins Internet, wenn ich mich direkt neben den Router setze :/ Hoffentlich bekommen wir bald einen Verstärker, dass ich auch wieder von meinem PC aus ins Internet kann. Ich hoffe, dass euch dieses kleine Kapitel von Jenn auf der Suche nach sich selbst gefallen hat und freue mich natürlich weiterhin auf eure Kommis und Sternchen :* #ganzvielliebe an euch <3

Der Prinz und das Bauernmädchen | GLP | FreedomsquadWhere stories live. Discover now