Glaube der Menschen oder wahrhaftige Existenz?

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Mit dem beißenden Geruch von Feuer in meiner Nase schlug ich mit einem Ruck meine Augen auf. Noch völlig benebelt hielt ich mir den Kopf, ehe ich mich irgendwie auf meine Beine hievte. Erst jetzt wagte ich einen gezielteren Blick auf meine Umgebung. Zumindest versuchte ich es. Alles war von Rauch bedeckt und durch diesen sah ich immer wieder einen rötlichen Schimmer der Feuerstätten, welche hoch in die Luft ragten. Schreie drangen von weit entfernt, so schien es, an mein Ohr. Unter meinen Füßen erstreckte sich Boden aus schroffen Gestein soweit das Auge reichte.

Mühsam und die Arme um mich geschlungen setzte ich einen Fuß vor den anderen und kämpfte mich durch den Flammensturm, immer noch nicht wissend wo ich mich befand. Es schien mir, als würde ich nicht vorwärts kommen. Die Umgebung blieb die gleiche. Wo war ich hier nur gelandet? Was war geschehen? Das Letzte, an was ich mich erinnern konnte, war, dass wir von den Skinformern umstellt wurden und sie Caius und Amelie in ihrer Gewalt hatten. Es gab keinen Ausweg...Da hatte ich...Ich kniff meine Augen zusammen und ein Schmerz zuckte durch meinen Kopf. Ich wusste nicht, was danach geschah, egal wie sehr ich darüber nachdachte.

Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich so an diesen Ort gekommen war. „Hallo?", schrie ich aus lauter Verzweiflung und Ungewissheit. „Ist hier jemand?" Ich erhielt keine Antwort, stattdessen teilte sich das Flammen- und Rauchmeer und bildete einen kleinen Pfad. Ich schätzte, dort sollte ich wohl lang gehen. Ich tat, wie es mir anscheinend angewiesen wurde und tapste langsam den kleinen Weg durch die Flammen entlang. Die Hitze, die von ihnen ausging, konnte selbst ich als Vampir spüren und die ganze Zeit lang hatte ich die Befürchtung, der Weg würde in der nächsten Sekunde zusammenbrechen und von Flammen eingenommen werden. Jedoch geschah nichts dergleichen.

Es wurde immer düsterer je weiter ich ging und die Schreie wurden immer leiser, bis die Flammen um mich herum schließlich erloschen und mich Dunkelheit umgab. Ich konnte aufgrund meiner Vampiraugen gerade noch so gewisse Schemen und Formen erkennen, da das Feuer weit hinter mir noch eine geringe Menge Licht ausstrahlte, aber je weiter ich ging, desto schwieriger wurde es, irgendetwas zu sehen, bis ich mich schließlich beinahe blind fortbewegen musste. Noch vorsichtiger als vorher tat ich ein Schritt vor den anderen. Keine Ahnung wie lange ich jetzt schon hier umherirrte, aber ich lief immer weiter. Ich wusste nicht, was ich sonst tun könnte.

Dann, plötzlich, umhüllte mich gleißendes Licht und im nächsten Augenblick war alles hell erleuchtet. Ich befand mich auf einmal in einem rustikal aussehenden Raum, welcher mit Fackeln, Kronleuchtern und einem steinernen Thron ausgestattet war. Und auf diesem saß ein grimmig aussehender, dunkelhaariger Mann, welcher mich musterte und auf einmal interessiert dreinblickte. Überrascht schaute ich ihn an. Ich hätte nicht erwartet, dass ich hier irgendjemanden begegnen würde, wo immer ich mich auch befand.

„In der Hölle, Caroline", antwortete der Mann plötzlich auf meine Gedanken und ich zuckte vor Schreck zusammen. „W-wie bitte?", stotterte ich und mein Körper zuckte unkontrolliert. Meine Augen weiteten sich und ich konnte es einfach nicht glauben. Ich sollte in der Hölle sein? Gab es die überhaupt? Außerdem musste das ja heißen, dass ich...gestorben war? „Genauer gesagt in der Unterwelt. Du solltest es lieber glauben, schließlich glaubtest du auch an Vampire und sonstige Mythen. Warum sollte es die Hölle also nicht geben?"

Der Mann grinste und erhob sich von seinem Thron. „Ach wirklich, und Sie sind dann der Teufel, oder was?", fragte ich sarkastisch und bereute es im nächsten Moment schon wieder. „Nein." Innerlich war ich erleichtert über seine Antwort. „Ich bin Hades." Ich glaubte abermals mich verhört zu haben. „Der Teufel ist nur etwas, an was die Menschen glauben, aber in Wahrheit existiert er in dieser Form nicht. Nur ich existiere wahrhaftig." „Und wieso sollte ich Ihnen all das, was sie behaupten zu sein, glauben?"

„Denk doch mal nach. Was sollte dieser Ort sonst sein? Du bist gestorben, Caroline." Er sprach meine größte Befürchtung aus. „Und nun befindest du dich vor dem Gericht der Unterwelt: Mir." Wie erstarrt blieb ich dort stehen, wo ich war. Irgendwie, auch wenn es unmöglich schien, glaubte ich ihm. Er hatte Recht, all das ergab irgendwie Sinn. Keiner konnte wirklich sagen, ob es die Hölle gab, aber es konnte auch niemand beweisen, dass es sie nicht gab. Nur warum ich jetzt vor einem griechischen Gott stand, schien mir unbegreiflich. Das überstieg wahrhaftig ein wenig meine Vorstellungskraft.

„Oh wenn es nur das ist: Alle Götter existieren in irgendeiner Form, auch wenn sie ein wenig von der Vorstellung der Menschen abweichen." Ja, das erklärte natürlich alles. Nicht. Das war alles so unwirklich. Es kam mir so vor, als wäre ich in einem Albtraum gefangen. „Nun irgendwie bist du das auch." Hades erhob seine Hand und eine blaue Flamme erschien darum. Ich erschrak mich nur ein kleines bisschen. Irgendwie nahm ich das alles nicht mehr so deutlich war. „Hören Sie auf, meine Gedanken zu lesen", flüsterte ich, doch er schien es dennoch zu hören.

„Weißt du Caroline...". Er kam ein Stück auf mich zu. „Ich habe den ersten Vampir erschaffen. Nur den ersten. Doch es hat gereicht, um eine ganze Rasse zu entwickeln." Er schien in Erinnerungen zu schwelgen. „Und dennoch bin ich für jede Gabe, die es jemals gab, verantwortlich." Ich horchte auf. Wegen ihm hatte ich also meine Gabe? Aber warum hatte er mir eine so eine mächtige gegeben? „Gute Frage, ich wollte gerade darauf zu sprechen kommen", meinte Hades und schritt langsam um mich herum.

„Weißt du, tausende von Jahren die Welt zu beobachten, wie sie sich entwickelt, wie sich Völker bekriegen und wir ihr euch selbst auslöscht, mag ja schön und gut sein, aber auf Dauer ist es langweilig. Gaben bekommen von mir nur diejenigen, von denen ich denke, sie haben einen interessanten Charakter und ihre Zukunft könnte interessant zu beobachten sein. Natürlich irre ich mich auch manchmal, aber naja." Er zuckte mit den Schultern. „Jedenfalls, zugegeben sehr selten, verteile ich wirklich mächtige Gaben, wie bei dir. Jedoch nicht einfach so. Es gibt immer eine Bedingung, wie bei dir deine Nachwirkungen. Und dann beobachte ich, ob ihr euch als würdig erweist."

Er erschien rechts von mir, sein Kopf so nah an meinem, dass mir ein eiskalter Schauer den Rücken herunter lief. „Du hast zahlreiche Personen umgebracht. Das ist für mich ein großer Pluspunkt. Aber noch besser: Du hast dich für seelenlose Monster, für Vampire geopfert. Obwohl du selbst einer bist, aber trotzdem. Es war deine eigene Entscheidung, niemand hat dich dazu gezwungen und dennoch hast du es getan." Er entfernte sich wieder und klatschte einmal in die Hände. „Wirklich, ich bin beeindruckt. Du hast einen sehr starken Charakter." Er grinste mich an.

„Und deswegen, weil du mir imponierst und ich nicht will, dass einer der interessantesten Vampire hier eingesperrt wird, werde ich dich zurück schicken und noch besser: Ich werde dir die Schmerzen nehmen, so dass du deine Gabe ohne Bedenken einsetzen kannst, so lang du die Welt im Gleichgewicht hältst." Irgendwie kaufte ich ihm das nicht ab und er schien gerade den letzten Teil nur sehr ungern zuzugeben. Ich zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum sollten Sie das tun? Sie sind der Herr über die Unterwelt und erfreuen sich an dem Leid anderer. Durch meinen Verbleib hier wäre ich von meinem Liebsten getrennt und wahrscheinlich würde mich dies zerstören und dennoch wollen Sie mich zurück schicken? Das ergibt keinen Sinn."

Ich versuchte die Situation sachlich zu beleuchten, was mir relativ gut gelang. Hades wirkte zerknirscht. „Ja", brachte er anscheinend mühevoll heraus. Ich blickte ihn weiterhin ungläubig entgegen. „Also gut, ich habe einen Vertrag mit meinem Bruder. Ich durfte die besonderen Vampire nur erschaffen unter der Bedingung, dass ich jene, die sich durch ein Selbstopfer als würdig erweisen, wieder zurück bringe und ihnen ihre Beeinträchtigung nehme", gab er widerwillig zu und ich grinste in mich hinein. Der große Hades musste sich also auch Regeln unterziehen.

„Dennoch die Bedingung bleibt die Gleiche: Sollte die Welt durch dich ins Ungleichgewicht kommen, wirst du wieder zu mir kommen müssen. Und dann gibt es keine Rückkehr", sagte er und ein hämisches Grinsen zierte sein Gesicht. Bevor ich darauf noch etwas erwidern konnte, hüllte sich Hades in blaue Flammen und schnippte mit den Fingern. „Ich hoffe, wir sehen uns wieder, Caroline", hörte ich ihn noch bedrohlich flüstern, dann verschwamm meine Sicht.



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Hey :)

Ich hoffe, das wirkt nicht alles zu abstrakt, aber irgendwie kam diese Idee in meinen Kopf. Ich hoffe, euch hat das Kapitel trotzdem gefallen. Einen schönen Tag euch allen noch. <3

GLG Moka

Shadows in paradise (Volturi ff/ Deutsch)Место, где живут истории. Откройте их для себя