C'est la vie

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„Wie kannst du es wagen, meine eigene Gabe gegen mich zu verwenden?" War das gerade wirklich ihr Ernst? „Oh nein. Ich werde mich ganz sicher nicht rechtfertigen! Du bist ja wohl selbst schuld! Du hast mich provoziert und deine Gabe gegen mich angewendet, einfach so. Ich wusste nicht, dass das überhaupt erlaubt ist!", machte ich meiner Wut Luft. „Das ist es in der Tat nicht, Jane und das weißt du auch", mischte sich Aro nun ein. „Dennoch, Caroline, du hättest anders reagieren und nicht denselben Fehler begehen sollen. Die gegenwärtige Situation bietet mir keine andere Wahl. Ihr müsst bestraft werden, denn solche Streitigkeiten unter den Wachen, und besonders in der Garde, werden nicht toleriert. Bruder? Kümmerst du dich bitte darum?"

Caius kam mit einem Grinsen im Gesicht auf uns zu. „Ich erlege euch beiden drei Tage Folter im Kerker auf, auf das ihr eure Lektion lernt und euch in Zukunft zu benehmen wisst." Während er sprach wurde mir immer kälter und ich hatte das Gefühl meine Sicht verschwamm. Ich hatte unglaubliche Angst und ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich die Bestrafung durch Caius überleben sollte. Warum machen sie das mit ihren eigenen Clanmitgliedern? Und dass auch noch wegen einem Streit, der nicht mal wirklich meine Schuld war. Ich mag nicht schnell aggressiv werden, aber wenn mich jemand wie Jane vorhin provoziert, sollte er schleunigst das Weite suchen. Ich schwieg, während Jane demütig mit einem „Ja, Meister" antwortete.

Ich wollte nicht in den Kerker und schon gar nicht wollte ich von Caius gefoltert werden, dem das Alles auch noch Spaß machte. „Santiago, Felix bringt sie hinab", wies Caius die beiden Wachen an und diese gehorchten. Dieser sogenannte Santiago ergriff mich am Arm und wollte mich fortziehen, aber stattdessen bewegte ich mich keinen Zentimeter. Ich blickte starr auf den Boden und registrierte es gar nicht richtig, bis meine Sicht immer undeutlicher wurde und mich ein plötzliches Schwindelgefühl überkam. Ich taumelte und fand mich im nächsten Moment auf dem Boden wieder. Ich atmete schwer, was mich total verwirrte, da ich eigentlich nicht atmen musste, als Vampir. Nun guckten mich die anderen auch komisch an, sogar Caius. Ich stützte mich mit einem Arm auf dem Boden ab während mein anderer zu meinem Kopf wanderte. Was war das denn? Wodurch kam dieses Schwindelgefühl Moment, hatte ich das nicht letztens schon? Genau, das war als ich die Lampe mit meiner Gabe angemacht hatte und mir meine Geige materialisiert hatte. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Meine Gabe war daran schuld. Ich hatte also doch meine Limits. Was mir jedoch Angst machte war, dass es vorhin wieder besser wurde, jetzt schien es sich jedoch noch weiter zu verschlimmern. Schwarze Punkte begannen vor meinen Augen zu tanzen und ich fühlte wie ich langsam abdriftete. Ich hörte Caius noch fragen, was denn mit mir los sei, als ich das Bewusstsein verlor.

Ich spürte ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut und etwas schien mir ins Gesicht. Ich blinzelte ein paar Mal, ehe ich meine Augen offen halten konnte. Die Sonne schien durch das Fenster in meinem Zimmer und durchflutete es mit gleißendem Licht. Ich betrachtete meine Hand, die wie ein Diamant glitzerte. Das war ungewöhnlich aber gleichzeitig wunderschön. Ich wusste gar nicht, dass das bei Vampiren so war, dass sie in der Sonne glitzern. Das hatte ich früher auch tatsächlich noch nie irgendwo gelesen. Vermutlich gab es noch vieles, was ich nicht wusste über meine eigene Spezies. Ich sollte definitiv mehr hinterfragen und nicht alles akzeptieren, denn es ging mir langsam gegen den Strich, dass Vampire wie Caius oder Jane mir einfach auf der Nase herumtanzten und ich nichts gegen sie tun kann. Auch wenn Caius mein Meister war, kann er sich meiner Meinung nach nicht alles erlauben. Apropos nervige Vampire: Wo waren denn eigentlich alle, beziehungsweise warum befand ich mich in meinem Zimmer wenn ich gerade noch im Thronsaal war? Obwohl, was hieß gerade noch. Die Sonne schien wieder, das hieß, es musste mindestens schon der nächste Tag angebrochen sein. Ich zog meine Decke zur Seite, mit welcher mich anscheinend irgendjemand zugedeckt hatte, und schwang meine Beine aus dem Bett. Zufrieden stellte ich fest, dass das Schwindelgefühl komplett verschwunden war und so konnte ich endlich wieder sicher stehen. Außerdem trug ich noch immer mein Abendkleid. Gut, dass hieß schon mal, dass mich keiner ohne Erlaubnis umgezogen hatte. Gerade als ich weiter darüber nachdenken wollte, wie ich wohl hier her gelangt war, wurde meine Zimmertür aufgerissen und Chelsea stürmte zu mir, nur um mich in eine feste Umarmung zu schließen. „Oh mein Gott Caroline, du bist endlich wach. Weißt du eigentlich was für Sorgen wir uns alle gemacht haben?! Es passiert ja schließlich nicht alle Tage, dass ein Vampir in so eine Art Ohnmacht fällt", schrie sie mich fast an und blickte mich erschüttert an. „Weißt du denn, wie das geschehen konnte?", fragte sie gleich darauf und ich nickte. „Meine Gabe. Sie schwächt mich, jedes Mal wenn ich sie einsetze. Als ich mir kleinere Sachen vorgestellt hatte, hatte ich auch schon ein geringes Schwindelgefühl, aber ich dachte, es wäre durch die ganze Aufregung seit meiner Ankunft hier. Aber als ich dann wollte, dass Jane das gleiche spürt wie ich und als ich kurz darauf auch noch meine ganze Willenskraft darauf fixiert hatte, nicht von Caius gefoltert werden zu wollen, war das wahrscheinlich zu viel. So erkläre ich mir das jedenfalls", erläuterte ich Chelsea. Diese hatte aufmerksam zugehört und blickte mich mitleidig an. „Das ist ja nicht so schön. Da hat man so eine tolle Gabe wie du und kann sie nicht wann immer man will einsetzen." Doch ich zuckte nur mit den Schultern. „So ist das Leben. Es läuft selten so, wie man es erwartet und wie man es sich wünscht. Denk dran, obwohl ich jetzt nicht mehr so aussehe, habe ich auch schon einiges an Lebenserfahrung", sagte ich und zwang mich selbst zu einem Lächeln, welches Chelsea erwiderte.

„Wie könnte ich vergessen, dass du eigentlich schon eine alte Schachtel bist?", stichelte sie und boxte mich freundschaftlich gegen die Schulter. „Haha, wirklich sehr lustig Chelsea." Kurz herrschte Stille bis wir beide in Gelächter ausbrachen. „Ich bin froh, dass ich hier eine so tolle Freundin gefunden hab wie dich", meinte ich ehrlich. „Na und ich erst."

Shadows in paradise (Volturi ff/ Deutsch)Where stories live. Discover now