Die einzige Chance

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„Oh ach wirklich?", meinte Jason und zog eine Augenbraue hoch. „Das ist ja tatsächlich ganz rührend aber glaub ja nicht, dass ich mir meinen Plan durch dich vereiteln lasse. Dafür habe ich zu lange darauf gewartet, endlich Rache nehmen zu können." Blitzschnell schoss ich vor, legte ihm einen Arm um den Hals und drückte zu. „Und was lässt dich annehmen, dass ich dich verschone, nur weil du mal mein Mann warst? Ich weiß doch wie das läuft: Du eliminierst die Vampire und dann lässt du dich von den Menschen feiern und als Gottheit verehren. Streite es nicht ab, ich habe es eben durch meine Gabe in deinen Gedanken gelesen, denn wie du schon sagtest, funktionieren eure Tricks nicht bei mir", zischte ich an sein Ohr.

„Kannst du auch...", er verwandelte sich wieder, „gegen deinen Seelenverwandten kämpfen?" Er befreite sich brutal aus meinem Griff und vor mir stand nun Caius. Oder besser gesagt Jason in Caius-Gestalt. Zugegeben, die Vorstellung Caius süßes Gesicht anzugreifen war nicht so schön, aber ich wusste schließlich, dass im Inneren Jason steckte und nicht Caius. „Da ich dich damit verletze macht mir das nichts aus", erwiderte ich grimmig. Egal wie viel mir Jason in der Vergangenheit bedeutet hatte, seine Absichten waren alles andere als gut oder ehrenhaft, denn selbst Rache ist ein scheußlicher Beweggrund.

Ich griff ihn plötzlich an und in Vampirgeschwindigkeit bewegten wir uns kämpfend durch den Raum. Er versuchte mich mehrmals zu fassen zu kriegen, aber ich wich immer wieder aus. Ich hatte schon oft gegen Caius gekämpft und somit kannte ich auch die Stärken und Schwächen seines Körpers. Ich wusste, dass er stark war und wenn er einen Treffer landete, dann viel das härter als bei anderen Vampiren aus, auch wenn er mit mir immer rücksichtsvoll war, war mir das dennoch aufgefallen. Auch wenn Jason jetzt die eigentliche Person war, gegen die ich kämpfte, steckte er trotzdem in dem physischen Körper von Caius. Ich hatte den Vorteil, dass ich mit der Zeit, während dem Training gegen ihn, schneller wurde als er und das nutzte ich somit aus. Ich sah Jason die Frustration über seine immer wieder misslingenden Angriffe an.

Da kam mir ein Gedanke: Er war ziemlich dumm. Er musste vorhin Renata gesehen haben, aber er verwandelte sich nicht in sie, dabei wäre er mit ihrem Schutzschild immun gegen meine Gabe, zumindest würde ich einige Zeit brauchen um sie zu überwinden. Ich hatte selbst schon mal erprobt, dass ich dazu in der Lage war, nach einer Weile ihr Schutzschild zu umgehen. Aber so konnte ich nach etlichem Ausweichen genug Konzentration aufbringen, um ihn psychisch mit meiner Gabe auf der Stelle festzunageln, so dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Außerdem versuchte ich ihn in seinem jetzigen Körper gefangen zu halten, damit er seine Dummheit nicht korrigieren konnte.

Die bekannten Kopfschmerzen rückten jedoch langsam aber sicher in den Vordergrund und ihn davon abzuhalten, sich in jemand anderen zu verwandeln, bedurfte einer dauerhaften Verwendung von Konzentration. Ich spürte, dass ich das nicht mehr lange durchhalten konnte. Jason fing an zu Grinsen. „Du weißt genau so gut wie ich, dass das nichts Dauerhaftes ist", sagte er mit der Stimme meines Verlobten. „Doch, wenn ich dich vorher töte, dann schon", erwiderte ich konzentriert und unter großer Spannung hielt ich ihn weiter an Ort und Stelle in seiner jetzigen Gestalt fest.

Ich trat ein paar mühsame Schritte auf ihn zu. „Das wird dir rein gar nichts bringen, Caroline. Meine Leute haben bereits die übrigen Volturi in Volterra unterwandert und selbst wenn du fliehst, wird dir keiner der richtigen Volturimitglieder dort Glauben schenken. Dafür sind wir einfach zu anpassungsfähig. Meine Armee bewacht die Echten." Aha, er gab also zu, dass sie noch lebten, wahrscheinlich damit sie sich Informationen über ihren Charakter und ihr Verhalten holen konnten. „Du kommst nicht an sie ran und in deinem Zuhause wird dir keiner glauben. Also, was wirst du jetzt tun?", meinte er schadenfroh und ich spürte wie meine Kraft schwand. Ich biss die Zähne zusammen.

Er hatte Recht, aber ich wollte es mir nicht anmerken lassen. Irgendetwas musste ich doch tun können! Ich konnte nicht glauben, dass dies das Ende meiner gerade erst kennengelernten, wahren Familie ist. Das Ende meines Verlobten. Das Ende von mir, gar das Ende der ganzen Vampirspezies. Moment warte, natürlich, dass war überhaupt die Lösung! Ich war nicht die Einzige, die ihren Seelenverwandten gefunden hatte. Ich war nicht die Einzige, die weiter leben wollte und die Existenz vor den Menschen auf Dringlichste geheim halten wollte. Es gab noch andere Vampire außer den Volturi und ein paar Mitglieder eines anderen Clans hatte ich kürzlich sogar kennengelernt.

Wie hießen sie noch gleich? Ach ja, die Cullens! Dieser Edward wollte sich umbringen lassen, weil er dachte, seine Seelenverwandte wäre gestorben. Ich könnte mir vorstellen, dass in dieser Familie ein ähnlicher Zusammenhalt wie in meiner sein musste. Vielleicht würden sie mir helfen. Aber dazu musste ich Caius und die Anderen in den Händen der Skinformer zurück lassen, was mir ganz und gar nicht leicht fiel. Aber ich sah keine andere Möglichkeit. Wenn ich hier sterben würde oder gar noch schlimmer, meine Gabe irgendwie unter ihre Kontrolle fallen sollte, wäre sowieso alles verloren.

Mein Entschluss stand fest: Ich musste fliehen. Zwischen meinem Plan stand nur noch Jason, im wahrsten Sinne des Wortes, denn er stand mit dem Rücken zum Fenster, aus welchem ich wohl am besten flüchten konnte. Ich musste ihn aus dem Weg räumen und es wäre wohl besser, wenn diese Räumung für immer anhalten würde. Ich ging mühsam weiter auf ihn zu, bis ich direkt vor ihm stand. „Es tut mir ehrlich Leid, was der Hass aus dir gemacht und was meine Familie deiner angetan hat, aber du kannst das nicht an zwei kompletten Spezies auslassen." Jasons Augen weiteten sich, so als wüsste er, was ich vorhatte.

„Du warst ein toller Ehemann, aber das war nicht echt und ist schon lange her. Du verdienst es aufgrund deiner Absichten, unsere Welt zu offenbaren und uns auszulöschen, nicht zu leben." Ich schluckte unnötigerweise einmal. „Ich verurteile dich im Namen meiner Familie zum Tode." Ich hörte Schritte näher kommen. Unser Kampf war also nicht unbemerkt geblieben. Ich musste mich beeilen. Ich legte meine Hände um seinen Kopf und er schien es hin zu nehmen. „Tu, was du für richtig hältst aber meine Freunde werden euch trotzdem ausrotten. Bis. Auf. Den. Letzten. Vampir", zischte er hasserfüllt. Ich schloss die Augen und riss, unter einem stummen Schrei meinerseits, seinen Kopf ab.

Ich schlug meine Augen wieder auf und stellte fest, dass ein Skinformer nach seinem Tod anscheinend wieder seine Ursprungsgestalt hatte, denn Jasons Körper lag vor mir. Stumm konzentrierte ich mich und verbrannte seinen Körper. Auch wenn mich das viel Kraft kostete, wollte ich sicher gehen. Mein Kopf wurde immer schwerer, ich musste mich aufgrund dessen und aufgrund von Jasons Freunden beeilen.

Ich lief zum Fenster, öffnete es, schätzte den Abstand zum Boden ab, nicht dass die Höhe meinem Körper etwas ausgemacht hätte, warf einen letzten Blick auf Jasons brennenden Körper und sprang. Ich lief so schnell ich konnte und spürte, wie meine Augen anfingen zu brennen. Wäre ich noch ein Mensch, hätte ich jetzt wohl geweint. Ich rannte und rannte immer weiter und erreichte bald darauf einen Wald. Mein totes Herz tat weh: Ich hatte Caius zurückgelassen und alle anderen. Aber ich musste es tun, ich durfte nicht schwach werden und ich durfte nicht aufgeben. Auch nicht wenn mich die Tatsache, dass ich meinen ersten Mord begangen hatte, der nicht aufgrund meiner Ernährung stattfand, innerlich verrückt werden ließ.

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Hello :) Ich melde mich endlich mal zurück mit einem neuen Kapitel! Ich hoffe, es hat euch gefallen und euch vielleicht auch ein bisschen überrascht ;) Vielen Dank an alle, die mich unterstützen: strangelovelyinsane, Zaravolturixx7, Lucia_twilight, Rechtschreibpolizei1 und Pumaxy. Ihr motiviert mich jedes Mal aufs Neue durch eure Kommentare und nicht zuletzt durch die mittlerweile 101 Empfehlungen! :D Vielen Dank :) Und an die, die noch zur Schule gehen: Schöne Sommerferien euch allen!

Wir lesen uns später, LG Moka

Shadows in paradise (Volturi ff/ Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt