Meister Aro hat gesprochen

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Meine Welt brach ein Stück weiter in sich zusammen. Ich würde ihn also wieder nicht sehen. Und nicht nur das: Sie würden ihn als Druckmittel benutzen. Sie wussten, was für eine starke Gabe ich hatte und das sie mich irgendwie ausbremsen mussten. Ich spürte, wie die Wut in mir aufstieg und ich ballte die Fäuste. Ich starrte auf den Boden, so als würde er für alles was mir passiert war verantwortlich sein.

„Caroline?" Esme legte mir fürsorglich ihre Hand auf meine Schulter. „Ist alles in Ordnung?" „Natürlich", antwortete ich sarkastisch. „Holen wir die Anderen", sagte ich ein wenig zu ruhig und folgte, ohne weitere Worte zu verlieren, Vincent, der uns in den Keller der Villa führte. Ich spürte die besorgten Blicke der Cullens auf mir, aber das half mir auch nichts. Sollten sie ruhig denken, dass es mir nicht gut ging, denn so war es auch. Ich wollte mal sehen wie es Carlisle gehen würde, wenn er von Esme getrennt sein würde und dann noch nicht einmal die Gewissheit hätte, dass er sie lebend wiedersieht.

„Ich verstehe das Caroline, glaub mir, aber du musst dich zusammen reißen und konzentriert bleiben", meinte Edward von hinten. Ich drehte mich im Laufen halb zu ihm um: „Halt dich aus meinen Gedanken raus!", fauchte ich und wand mich wieder von ihm ab. Es tat mir kein Stück leid, ihn so angefahren zu haben. Alles was ich wollte, war mich zu rächen und Caius in meine Arme schließen. Wir kamen in ein Gewölbe, das dem unseren in Volterra ähnlich sah und auch zahlreiche Zellen besaß.

Mein Blick huschte nun über diese und ich leuchtete alle nach mir bekannten Gesichter ab. Ich steuerte auf die einzigen sieben zu, welche belegt waren und erkannte als erstes Aros schwarzes Haar. Zielstrebig ging ich auf ihn zu und rüttelte an der verstärkten Tür. Vincent trat neben mich, legte mir besänftigend seine Hand auf den Arm und murmelte etwas für mich Fremdes. Daraufhin öffnete sich die Zellentür als wäre sie nie verschlossen gewesen.

„Aro?", fragte ich vorsichtig, da er mit dem Rücken zu mir stand und irgendwie anscheinend in Gedanken versunken war. Sein Kopf schnellte ruckartig nach oben und eine Millisekunde später fand ich mich mit einer Hand Aros um meinen Hals am Gitter der Zelle wieder. Ich versuchte panisch den Griff zu lösen. „Aro, ich bin es, Caroline!" „Verräterin!", zischte er und verstärkte seine Haltung. „Nein, ich hab Verstärkung geholt, allein hätte ich euch nicht retten können!", brachte ich so ruhig wie möglich hervor. „Lies meine Gedanken, dann weißt du, dass ich die Wahrheit sage!"

„Das kann ich nicht", sagte er und seine Augen huschten zu den Magiern hinter mir. „Wegen deinen kleinen Freunden und ihrer Hexerei." Seine schwarzen Augen fokussierten wieder mich. „Vincent? Was meint er?", fragte ich ein wenig panisch, aufgrund meiner derzeitigen Lage, den Ältesten. „Anweisung der Skinformer. Wir mussten ihre Gaben unterdrücken. Das hatte ich völlig vergessen", gab er zu. Schönes Ding. Und das fiel ihm jetzt ein. „Das sollte kein Problem sein", fügte er dann jedoch an und die Umgebung verdunkelte sich.

Es fühlte sich an, als würde die Energie des Raumes auf einen Punkt zuströmen und zwar direkt hinter mir, wo sich die Magier befanden. „Das könnte ein bisschen schmerzen", meinte Vincent zu Aro und bevor dieser reagieren konnte, ließen die Magier die Energie entweichen und die Hand, die meinen Hals umschloss, verschwand ruckartig. Stattdessen hielt sich Aro den Kopf und musste sich anscheinend zusammenreißen, nicht das ganze Haus zusammenzuschreien.

Federnd kam ich auf dem Boden auf und lief schnell zu ihm. Eine Minute später war es vorbei und der Volturi Meister richtete sich wieder auf. Ehe ich reagieren konnte, schnappte er sich meine Hand und versank in seiner gewohnten Trance. Zum ersten Mal war ich froh darüber und seufzte erleichtert. Nach einiger Zeit ließ er los und musterte mich nachdenklich. „Nun ich bin der Ansicht, dass du richtig gehandelt hast, Liebes", gab er zu.

Ich lächelte ihn an: „Es ist schön dich wieder zu sehen." Er erwiderte das Lächeln auf seine Art und nickte gutmütig. „Nun, du hast, wie ich gesehen habe, schon in Erfahrung gebracht, dass Caius nicht hier ist." Meine Mundwinkel bewegten sich auf der Stelle wieder nach unten. Und dieses Mal war ich diejenige, die nickte. Wir traten erstmal zusammen aus der Zelle hinaus und Aro musterte alle Anwesenden.

„Guten Abend, Aro. Es ist erfreulich, dass es dir gut geht", ergriff Carlisle gutmütig wie immer das Wort. „Ich denke, ich werde mich wohl dafür bedanken müssen, dass ihr bereit seid, euch uns anzuschließen. Allerdings bin ich mir durchaus auch bewusst, dass dies nicht nur aus reiner Herzensgüte geschieht, sondern auch für euer Überleben bedeutungsvoll sein wird. Von daher denke ich, dass von einer Zusammenarbeit alle Parteien profitieren", antwortete Aro ausschweifend und ich hatte seine Art zu reden wirklich vermisst.

Seine Gegenüber stimmten ihm zu und auch wenn wir alle nicht unterschiedlicher sein könnten, hatten wir doch ein gemeinsames Ziel, was uns dazu brachte, unsere Differenzen vorerst zur Seite zu legen. Ich trat nun mit Aro gemeinsam zu den anderen Zellen, welche die Magier öffneten, und wir klärten die anderen über die momentane Lage auf. Da ihr Meister dieses Vorhaben unterstütze, stimmten ihm alle zu. „Vincent? Könnt ihr aufhören sie zu blockieren?", fragte ich und er nickte.

Zu Renata, Jane, Alec und Demetri meinte er dann: „Das tut sehr weh, wie ihr gerade schon mitbekommen habt. Das liegt daran, dass sich Gaben erst richtig manifestieren, wenn man verwandelt wird. Das bedeutet, wenn man diesen Vorgang wiederholen muss, durchlebt ihr die Schmerzen eurer Verwandlung in kürzester Zeit noch einmal. Je nachdem wie schlimm sie bei euch war, desto schmerzvoller wird es jetzt", warnte er sie vor und Alec und Jane wechselten beunruhigte Blicke. Die Magier wiederholten ihren Zauber und die Vier überstanden ihn. Erleichtert atmeten sie danach unnötigerweise auf.

Renata ging sofort auf Aro zu. „Geht es euch gut, Meister?", fragte sie ehrfürchtig, schließlich hatte sie als seine Leibwächterin eine ganz besondere Bindung zu ihm, aber auch Jane und Alec schienen sich dies zu fragen und gesellten sich zu den Beiden. „Mir geht es gut, aber noch besser wird mein Zustand sein, wenn ich mich an dem Leid unserer Feinde erfreuen kann und unsere Heimat wieder rechtmäßig uns gehört", meinte Aro grimmig und Jane fing an sadistisch zu lächeln. „Caroline, Liebes? Ich finde, es wäre durchaus an der Zeit, dass du deinen Verlobten erneut ins Antlitz sehen kannst, nicht wahr?", fragte er und rieb sich voller Vorfreude auf unsere Rache die Hände. „Allerdings", meinte ich zunächst ernst, bis sich auch auf mein Gesicht ein verschlagenes Grinsen schlich.

Shadows in paradise (Volturi ff/ Deutsch)Where stories live. Discover now