Glückliche Vergangenheit?

377 20 2
                                    

Erzählersicht

Jason war wundervoll. Er war der Anker, den sie in ihrem Leben brauchte, um es im Griff zu behalten und sich gleichzeitig nicht zu isolieren. Bald hatte sie auch ihre innerliche Trauer ganz überwunden, zumindest soweit, dass sie nicht mehr von selbst daran dachte. Sie hatte ihr Studium beendet und übte ihren Beruf so gut sie es konnte aus. Jason selbst entschied sich dazu, eine Ausbildung anzufangen anstatt eines Studiums und stieg kurz darauf ebenfalls in die Berufswelt ein. Caroline nahm sich nach ihrem Studium eine eigene Wohnung und ein Jahr später zog Jason zu ihr. Sie wohnten immer noch in Berlin, denn Caroline wollte sich um ihren Vater kümmern und ihn nicht allein lassen.

Bald darauf jedoch fand dieser eine neue Freundin und Caroline verstand sich auch sehr gut mit ihr. Sie entschied, dass ihr Vater jetzt auch ganz gut allein zurechtkommen würde und jetzt wo er Gesellschaft hatte, war sie auch sicher, dass er gut versorgt war. Also erfüllte sie Jason den Wunsch, nach Volterra in Italien zu ziehen, da dort seine Verwandten lebten und er dort einen besseren Job gefunden hatte. Sie gewöhnte sich schnell an die neue Umgebung und fand ebenfalls eine Arbeitsstelle. Sie hatte schon viele mystische Dinge über diese Stadt gehört, als sie noch klein war und war deshalb regelrecht von ihr in einen Bann gezogen worden. Sie fühlte sich frei, wie als Kind in ihrem kleinen Dorf. Wenn nur nicht die Zeit immer weiter voran schreiten würde. Wenn sie das Leben anhalten könnte und es sich nie ändern würde.

Eines Abends waren die Zwei aus und Jason machte Caroline einen Antrag. Sie nahm überglücklich an und ein paar Monate später feierten sie ihre Hochzeit. Ihr Vater kam mit seiner Freundin aus Berlin angereist und es wurde eine fantastische Feier und eine wundervolle Nacht danach. Das Resultat dieser war ihre erste Tochter Anastasia. Im Laufe der Zeit bekamen sie noch zwei weitere Kinder: Ceres und Luna. Sie alle schenkten viele Jahre später Caroline und Jason das Recht, sich Großeltern nennen zu dürfen. Caroline freute sich natürlich riesig, aber gleichzeitig wurde ihr dabei auch bewusst, dass sie ihrer Mutter immer näher kam. Sie flüchtete sich immer mehr in die Welt der Vampire, erforschte weit reichende Legenden und las unzählige Bücher. Sie war fasziniert von der Ausstrahlung und natürlich von der Unsterblichkeit dieser Wesen. Ihr Mann verstand ihre Angst vor dem Tod.

Er unterstützte sie wo er konnte, sagte ihr aber gleichzeitig, dass der Tod nur natürlich war. Sie versuchte sich abzulenken, flüchtete sich in Hausarbeit, kümmerte sich um ihren Mann und verbrachte Zeit mit ihren Enkeln, vor allem mit ihrer Enkelin Sophia, die sie trotz allem für nicht verrückt hielt, sondern ihre Faszination teilte. Caroline versuchte es allen recht zu machen, doch verlor sie sich selbst dabei aus den Augen. Jason erkannte, dass sie so ihren eigenen Weg nie finden würde und die Prophezeiung sich nicht erfüllen konnte. Er musste sie allein lassen. Es fiel ihm schwer, er wusste, dass er ihr viel bedeutete und andersherum war es nicht anders. Er wusste, dass er nicht ihr Seelenverwandter war, sonst würde er diese Möglichkeit sie zu verlassen nie in Betracht ziehen, doch es schmerzte ihn trotzdem. Sie hatten ihr gesamtes Leben miteinander verbracht und waren so automatisch zusammengewachsen. Aber es war die einzige Hoffnung, die er hatte um endlich dieses Vampirpack los zu werden, das diese Welt schon viel zu lange unterwanderte.

Und die Wurzel allen Übels lag in dieser Stadt, das wusste er. Das Caroline selbst einer dieser Blutsauger werden würde, hatte er nicht so recht eingeplant, noch hatte er es geahnt, aber sie hatte ja auch das Pech, ihr Herz an einen Vampir zu verlieren, da ließ sich das wohl nicht vermeiden. Aber es hatte ihm wie vorhergesagt genützt. So hatte er einen indirekten Zugang zu den Volturi. Nachdem er seinen Tod vorgetäuscht hatte, wusste er, dass Caroline von dem Schloss in Volterra magisch angezogen werden würde. Sie war nun frei von ihm und das Schicksal sah für sie vor, dass sie ihren Seelenverwandten treffen würde. Die ganze Sache ging schneller als Jason gedacht hatte. Er blieb immer in ihrer Nähe und prüfte den Zusammenhalt zwischen ihr und Caius.

Gegenwart, Ich-Erzähler

Ich ließ meine Vergangenheit Revue passieren und musste zugeben, dass Jason recht hatte: Ich hatte ihn geliebt und wir waren glücklich zusammen. Aber diese Liebe war verblasst im Vergleich zu dem, was ich für Caius empfand. Ich hatte unser wundervolles Band selbst gesehen und könnte es nie wieder vergessen. „Gib es zu: Dich interessiert es doch gar nicht, ob ich mir eingestehe, dass ich dich geliebt habe oder nicht. Du weißt, das Caius mein Seelenverwandter ist!" Jason grinste und erhob sich wieder. „Dir kann man wohl nach wie vor nichts vorspielen, meine Liebe! Aber ich wollte dir zeigen, dass ich wirklich alles daran setze, diese Welt von Vampiren zu befreien.

Mir ist kein Mittel zu schade dafür, selbst wenn das heißt, dass auch du früher oder später sterben musst. Die Tatsache vor der du dich all die Jahre schon gefürchtet hast. Das kommt davon, wenn man sich mit Vampiren einlässt", sagte er herablassend und verzog seinen Mund zu einem geraden Strich. „Du stellst dich als was Besseres dar, als du eigentlich bist. Auch du stufst die Menschen als minderwertig ein und betrachtest dich als überlegen. Du magst keine Menschen umbringen, aber wie lang würde es dauern, bis ihr den Platz der Vampire einnehmt und sogar noch schlimmer werdet? Wie lange dauert es wohl, bis ihr die Menschen terrorisiert und ihnen euren Willen aufdrängt? Wie lange dauert es wohl, bis Gegenwehr zu erwarten ist und sich vielleicht eure eigenen Verbündeten gegen euch stellen? Ich sag dir eins Jason:

Du kannst nicht eine ganze Spezies auslöschen und keine Konsequenzen erwarten. Es muss ein Gleichgewicht herrschen und ihr würdet dieses Gleichgewicht nicht halten können. Wie du schon sagtest, ist dir jedes Mittel recht, die Vampire leben verdeckt, töten meist unauffällig und folgen einem gewissen Regelwerk. Bei euch gibt es sowas nicht. Ihr erachtet etwas als richtig und setzt es in die Tat um, ohne genau darüber nachzudenken. Vielleicht ist es unrecht, was die Volturi deinem Clan angetan haben, ja, aber vielleicht haben sie auch dieses gefährliche Potenzial zur Zerstörung des Gleichgewichts gesehen. Ich werde jedenfalls nicht zulassen, dass du meiner Familie etwas antust!" Den letzten Teil schrie ich und zog stark an meinen Fesseln. Ich spürte wie sie nachgaben und schließlich zerbrachen. Die Wirkung des Trankes musste nachgelassen haben. Ich stand auf und stellte mich in Vampirgeschwindigkeit direkt vor Jason. Dieser guckte mir überrascht und auch ein wenig überrumpelt von meinem Gesagten entgegen.

„Für meine Familie stelle ich mich sogar dem Tod", knurrte ich ihn direkt an.

Shadows in paradise (Volturi ff/ Deutsch)Where stories live. Discover now