Eine Seltsamkeit folgt der nächsten

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„Hey, Caroline. Du hast auf jeden Fall mein Mitleid. Mach bitte nichts falsch und lass dir nicht den Kopf abreißen, ich brauche dich hier noch", sagte sie ernst, aber auch mit leichter Belustigung in ihrer Stimme und klopfte mir auf die Schulter. „Danke Chelsea, das waren jetzt die aufmunternden Worte, die ich gebraucht habe", erwiderte ich ironisch, nahm es ihr aber nicht übel, denn so falsch lag sie mit ihrer These nicht. Ich hatte nicht das Gefühl, dass Caius vor irgendwas zurück schrecken würde was Trainingsmethoden angeht und Fehler sollte man bei ihm generell vermeiden. Ich hatte ja schon selbst erlebt, wie das hätte enden können. Naja, erstmal abwarten, dachte ich mir optimistisch. Ich band mir noch schnell einen Zopf und folgte dann Chelsea, welche mich durch gefühlt hunderte von Gängen führte und das Gute war, ich hatte mir den ganzen Weg bereits gemerkt. Ich liebte mein neues Gedächtnis. Eigentlich musste ich sagen, dass ich beinahe alles an diesem Leben mochte. Ob sich das noch ändern würde? Ich weiß nicht, mal abwarten. Wir waren inzwischen ziemlich weit hinabgestiegen und befanden uns wahrscheinlich in der Kerkergegend. Warum musste der Trainingsraum denn hier unten sein? Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit. Mein Fluchtinstinkt wurde immer stärker und ich folgte Chelsea nur noch zögernd, bis wir vor einer großen, schwarzen Tür standen, die in meinen Augen glatt das Tor zur Hölle sein könnte. „Ich wünsche dir viel Glück", sagte Chelsea aufmunternd und umarmte mich. Dann entfernte sie sich auch schon, was ich ihr nicht verübeln konnte. „Ich hoffe, ich brauche es nicht", murmelte ich vor mich hin und stieß seufzend die Tür aus, nur um mich kurzerhand in einem Raum voller Fitnessgeräte, einem Boxring und einem Mattenfeld wiederzufinden, alles anscheinend extra angefertigt für Vampire, denn es war alles verstärkt durch Metallriemen beziehungsweise andere Sicherheitsmaßnahmen. Caius stand mit dem Rücken zu mir da und schien zu warten, obgleich er mich gehört haben musste. Er hatte ebenso wie ich eine enganliegende Turnhose an und trug ein weißes Hemd, was schon ein ziemlich seltsamer Anblick war. Im Thronsaal würde er sich wahrscheinlich nie so zeigen, dabei war das gar kein schlechter Anblick. Moment, Caroline überdenk das nochmal! Er ist dein Meister und jetzt auch noch dein Lehrer, das gehört sich nicht! Ich schüttelte symbolisch den Kopf und machte Caius jetzt gezielt auf mich aufmerksam, da er anscheinend mit Absicht nicht reagierte. „Meister, ich bin hier. Können wir anfangen?" Bedacht langsam drehte er sich um und sein Blick glitt blitzschnell schnell einmal über meinen gesamten Körper. Ein Schauer lief mir den Rücken herunter, diese Situation war irgendwie total unangenehm und ich konnte einfach nicht still halten. Ein Grinsen zierte nun Caius Gesicht, da er sich seiner Wirkung auf mich anscheinend bewusst war und ihm meine Reaktion, leider Gottes, nicht verborgen blieb. „Schön dich zu sehen, Caroline", sagte er immer noch mit einem Grinsen im Gesicht, so dass ich es nicht ernst nehmen konnte. Außerdem zog er meinen Namen so sehr in die Länge, dass es mich total verrückt machte. „Ich nehme an, dir ist durch Aros Ansprache vorhin bewusst, weshalb du hier bist?" „Das Training soll mich darauf vorbereiten, dem Alltag einer Volturiwache nachzugehen", antwortete ich möglichst selbstsicher. „Unter anderem, ja. Ferner werde ich dir dazu das Kämpfen an sich beibringen, da dies das ist, was dir wirklich hilft. Wenn du dich in einem Kampf befindest, solltest du dich nicht komplett auf deine Gabe verlassen, wir haben ja alle gesehen, dass das in deinem Fall auch gar nicht möglich ist. So, reden ist nicht unbedingt meine Stärke, das überlasse ich Aro. Lerne am besten durch die Praxis und greif mich an!", forderte er mich auf und nahm eine passive Grundhaltung an. Noch kurz überrascht über seinen Befehl, stand ich perplex da. Sollte ich jetzt wirklich einfach so meinen Meister angreifen? Zögernd setzte ich mich in Bewegung, wurde dann immer schnell und stand plötzlich direkt vor ihm. Ich versuchte ihm die Beine wegzutreten, aber er wich einfach aus. „Zu langsam", meinte er nur. Ich unternahm einen weiteren Versuch, rannte in Vampirgeschwindigkeit hinter ihn und versuchte ihn zu greifen, doch er drehte sich blitzschnell um und entwischte meinem Griff. „Konzentriere dich." Ich rannte abermals auf ihn zu, täuschte vor, ihm wieder am Oberkörper packen zu wollen, schlitterte dann jedoch durch seine Beine hindurch und griff dabei nach einem dieser. Ich schaffte es tatsächlich, dass er auf dem Boden landete, jedoch richtete er sich schneller wieder auf, als ich gucken konnte. „Gut. Du lernst schnell. Versuche deine Stärken auszuspielen. Du bist eine Neugeborene, das heißt, du bist körperlich momentan die Stärkste in diesem Schloss, allerdings nützt dir das gar nichts, wenn du mich nicht zu fassen kriegst." Interessant, das wusste ich ja noch gar nicht. Gut zu wissen. Caius stand immer noch locker da, da er anscheinend auf eine sprachliche Reaktion von mir wartete. Das nutzte ich, in dem ich ihn blitzschnell am Arm packte und diesen auf seinen Rücken drehte und meine andere Hand umfasste nun seinen Kopf. „Wie war das?", fragte ich selbstsicher. „Überraschend. Aber unterschätze niemals deinen Gegner", sagte er einschüchternd und trat im nächsten Moment nach meinen Beinen, worauf ich kurz darauf auf den Boden gezogen wurde, ihn allerdings mitzog, da ich probierte, eben nicht hinzufallen. Hat ja super geklappt. Jetzt lag er auf mir und machte aus unerfindlichen Gründen keinerlei Anstalten, an dieser Position etwas zu ändern. „Du bist nicht die erste Neugeborene, gegen die ich kämpfe." Er drehte sich zu mir und stützte seine Hände seitlich meiner Schultern ab. Ich kam hier nicht raus. Das verursachte starke Panik in mir und trotzdem konnte ich meine Augen nicht von seinen lassen. „Und ganz sicher nicht die letzte. Dennoch war das für das erste Mal gar nicht schlecht." Er lobte mich? Was war denn nur in ihn gefahren? Irgendwie war diese gesamte Situation seltsam und total ungewohnt. Ich meine, mein Meister befand sich gerade über mir und wir starrten uns gegenseitig in die Augen. Oh man, wenn ich das so sage, klingt das ja total kitschig. Chelsea würde das bestimmt wieder falsch interpretieren, wie bei dem Tanz. Dabei war doch ganz offensichtlich nichts dahinter, er war einfach nur auf mir gelandet. Ausversehen. Oder? Egal was das hier war: Dieser Vampir machte mich total verrückt! Ob nun positiv oder negativ konnte ich nicht genau sagen. Wahrscheinlich beides. „Caroline, es gibt da etwas, über das ich mit dir reden muss!" Was? Er klang plötzlich wieder sehr ernst und griff auf einmal nach meiner Hand um mich hochzuziehen. Jetzt standen wir uns beide gegenüber, aber er hielt immer noch meine Hand, wodurch ein Kribbeln meinen ganzen Körper durchzog. Jetzt war ich gespannt: Über was will er wohl mit mir reden? Es klang auf jeden Fall ernst.


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Ich weiß, ich bin fies :D

Shadows in paradise (Volturi ff/ Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt