44 | Wie finde ich den besten Einstieg in ein neues Projekt?

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Und die Moral von der Geschicht? Arbeitet an euch als Mensch. Arbeitet an euch als Schreiberling. Arbeitet an eurem Buch und ruft euch die anfänglichen Vorstellungen wieder zurück ins Bewusstsein. Vielleicht kehrt dann ja auch die pubertäre Schwärmerei in euer Schreiben ein und ihr sprudelt über vor Motivation und Einfällen.


44.3 | Eigene Schreibhistorie reflektieren

Unter diesem Punkt möchte ich euch dazu anregen, euch selber Fragen zu stellen, die unter anderem mit eurer Schreibhistorie zu tun haben. Sie sollen dazu dienen, eure oben erwähnten Erwartungen zu verfeinern und euer Schreibverhalten zu reflektieren. Selbstreflexion ist in vielerlei Hinsicht der Schlüssel zum Erfolg. In diesem Fall bedeutet Erfolg die Fertigstellung des neuen Buchprojektes.

• Stürze ich mich oft unvorbereitet in neue Projekte?

• Habe ich oft Projekte abgebrochen? Falls ja, wieso?

• Neige ich dazu, mir zu Beginn eines neuen Projektes alles zu leicht/ zu schwer vorzustellen? Falls ja, wieso?

• Wie viele Projekte habe ich schon erfolgreich abgeschlossen? Wie habe ich mich dabei gefühlt?

• Neige ich zur Prokrastination? (= Neige ich dazu, Dinge aufzuschieben?)

• Übe ich beim Planen und Schreiben selbst Druck auf mich aus?

• Habe ich einen Hang zum zwanghaften Perfektionismus und reagiere gereizt, wenn nicht alles so läuft, wie ich es mir wünsche?

Meine 2. Frage: Fallen euch noch Ergänzungen zur obigen Liste an Fragen ein?


44.4 | Unterstützung sichern

Es gibt zwei Arten von Schriftstellern: Diejenigen, die ihren Schreibprozess mit anderen teilen, und diejenigen, die sich währenddessen in ihrem Schneckenhaus vergraben. Diesen Gegensatz habe ich bereits in einer vorigen Ausgabe erwähnt, möchte hier jedoch noch einmal explizit darauf eingehen, inwiefern man als Anhänger der ersten Gruppe davon profitieren kann. Denn indem man anderen von eigenen Ideen und den ersten Arbeitsschritte erzählt, muss man irgendwann auch Ergebnisse liefern. Für viele ist das ein enormer Motivationszuschuss, andere sehen sich dadurch umso mehr unter Druck gesetzt. Hiermit möchte ich nicht ein Verhalten in den Himmel loben und das andere verurteilen, sondern eher dafür sensibilisieren, dass es diesen intermenschlichen Aspekt gibt, der für manche Druck, für andere Segen bedeutet.

So oder so sollte nicht unterschätzt werden, was für einen positiven Einfluss die Unterstützung eines anderen Menschen auf das eigene Schreiben haben kann. Persönlich würde ich mich zur zweiten Gruppe, den Introvertierten, zählen – dennoch wissen einige meiner Mitmenschen von meinen neuen Projekten. Da sie aber wissen, was für einen Stress sie durch ständige Nachfragen in mir auslösen würden, habe ich einen Pakt mit ihnen geschlossen: Wenn ich von mir aus anfange, von meiner Arbeit zu erzählen, ist es ihnen freigestellt, mich dazu zu befragen und mich zu ermuntern. Ansonsten ist meine kreative Zone für sie tabu. Nun gilt es an jedem von euch herauszufinden, welcher Typ ihr seid.

Meine 3. Frage: Arbeitet ihr besser, wenn ihr eure Pläne mit anderen teilt?


44.5 | System etablieren

Nun kommen wir zu meinem wahrscheinlich liebsten Punkt dieser gesamten Ausgabe, denn es geht um Pläne und Systeme. Gerade wenn ihr zu den Schreibern gehört, die schon des Öfteren unter unvollendeten Projekten leiden musste, würde ich nämlich euch ans Herz legen wollen, dieses Verhalten mit einem eigenen System zu umgehen. Wie ihr das persönlich umsetzt, bleibt dabei natürlich allein euch überlassen. Ob mithilfe einer Schreibroutine, die ich schon in einer vorigen Ausgabe ausgiebig behandelt habe, festgelegten Wortanzahl pro Monat oder Plotter statt Pantser (s. vierte Ausgabe): Die Möglichkeiten sind endlos und diverse davon habe ich bereits in diesem Schreibratgeber thematisiert. Dabei geht es nicht einmal unbedingt darum, diese Prinzipien perfekt umzusetzen, sondern sie an euch und eure Bedürfnisse anzupassen. Versucht es zumindest einmal, wenn ihr ansonsten zu verzweifeln drohen würdet, und erfahrt für euch selbst, welche Varianten euch in eurem kreativen Prozess am meisten zusprechen. Denn wenn man sich wohl fühlt, plant und schreibt sich ein neues Projekt fast von allein. Das Zauberwort? Ausprobieren!


Hoffentlich konnte diese Episode ein wenig Aufschluss darüber geben, wie man auch bei noch neugeborenen Projekten am Ball bleibt. Wenn ihr noch weitere Fragen oder Anmerkungen zur Thematik habt, würde ich mich sehr freuen, wenn ihr sie mit den anderen Lesern und mir teilen würdet. In letzter Zeit habe ich beobachten dürfen, wie meine Leser sich immer mehr auch untereinander verständigen und helfen, sodass ich nicht mehr die einzige Ansprechpartnerin bin. Das ist wirklich schön zu beobachten und macht mich ausgesprochen stolz – wir sind hier eine wahre Gemeinschaft geworden.

Übrigens: Dass ich diese Ausgabe noch niedergeschrieben habe, grenzt wirklich an ein Wunder. Immerhin hat mich die Verleihung der Wattys am Freitag ziemlich aus der Bahn geworfen – und das ist noch vorsichtig ausgedrückt. Daher möchte ich an dieser Stelle noch einmal ein riesengroßes Dankeschön an alle Leser meines Romans aussprechen, von denen viele auch diesen Ratgeber lesen. Ich gebe mein Bestes, um auf alle Glückwünsche zu antworten!

Oh, und noch ein übrigens: Nur dank euch hat dieser Schreibratgeber den Voting-Sieg von den OlympAwards abstauben dürfen! Dafür ein riesengroßes Dankeschön an jeden, der seine Stimme genutzt hat. Die Anzahl der Kommentare hat mich wirklich überwältigt!

Frohes Schreiben!

P.C.

P.C.'s SchreibratgeberWhere stories live. Discover now