29. Kapitel

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Tropf tropf
Ein ständiges, leises Tropfen war zu hören, was zum Echo wurde. Es gab immer wieder den selben Takt an, wie eine Uhr. Doch woher kam das nicht aufhörende Tropfen?
Tropf tropf
Lena kam langsam wieder zu Bewusstsein. Sie öffnete vorsichtig ihre Augen, um keinen Schreck zu erlangen. Es hätte sie alles erwarten können, so bald sie ihre Sicht wieder zurück hatte. Doch in diesen Fall war es wortwörtlich nichts. Kein Licht, keine Fenster oder irgendwelche Schattenrisse waren in diesen Moment zu erkennen. Es war die Finsternis, die sie umhüllte. Lena blinzelte mehrmals, aber es machte keinen Sinn. Es gab keinen Unterschied zwischen der Sicht mit geschlossenen- und der geöffneten Augen.
Tropf tropf
Ihre Gedanken waren vollgepackt mit Sorgen, sodass sie erst jetzt die Höllenschmerzen am Rückgrat bemerkte. Vorsichtig strich Lena mit ihrer Hand hinterm Rücken, um die Wunde zu finden und versuchte währenddessen den Schmerz einzustecken, der immer schlimmer wurde. Dieses merkwürdige Wesen hatte sie also wirklich erwischt. Eigentlich dachte Lena, sie hätte eine Panikattacke oder sowas in der Art bekommen und danach ihr Bewusstsein verloren, doch das stimmte nicht. Leider.
Tropf tropf
Der Boden unter ihr fühlte sich rau und kalt an, wie ein alter Holzboden, der jedes Mal knarzte wenn man sich darauf bewegte. Wenigstens wusste Lena nun, dass es sich hierbei um einen Raum handelte und nicht um ein Wurmloch. Doch die Erkenntnis brachte sie nur wenig weiter. Sie musste hier schleunigst raus.
Lena stand auf und versuchte sich irgendwo zu stützen, bis sie eine Wand ertasten konnte. Ihr war immer noch Schwarz vor den Augen und ihre Sinne waren wie betäubt. 100-prozentig benebelt waren sie jedoch nicht, denn irgendein Geräusch im Hintergrund wiederholte sich ständig.
Tropf tropf
‚Da war es wieder!', entgegnete Lena. Sie spitzte ihre Ohren und lauschte den Geräusch nach. ‚Was war das? Und woher kam es her?'. Lena bemühte sich den Takt zu hören, der sich immer wiederholt. Wieso ist ihr dieses Echo erst jetzt aufgefallen?
Tropf tropf
‚Ein Tropfen? Ja, das ist es!' sprachen ihre Gedanken. Das Rätsel war gelüftet. Obwohl es sie nicht zum Ausgang brachte, hatte sie zumindest ihren Hörsinn zum Teil wieder.
Jetzt fiel ihr auch auf, dass da noch mehr zu hören war als ein paar kleine Tröpfchen.
„Ist hier jemand?", fragte Lena flüsternd. Sie hätte schwören können, eine leise Stimme gehört zu haben.
„Hilfe...".
„Wer ist da?".
Hol mich...hier runter...".
Lena ertastete die Gegend mithilfe der Wand. Eine Zeit lang lief es gut, bis die Wand dann auf ihrer Seite ein Ende nahm. Sie wechselte zur gegenüberliegenden Seite, da die Wand anscheinend ein Teil des Raumes durchtrennte. Lena folgte den Pfad weiterhin. Auf einmal stellte sich etwas in Weg, worüber sie sofort stolperte. Glücklicherweise konnte sie sich noch rechtzeitig an der Wand stützen. ‚Puch...das war knapp..', dachte sie sich. Vorsichtig kniete Lena sich hin, um ihr Hindernis zu durchsuchen. Es fühlte sich wie eine Kiste an, da sich ein kleiner Spalt zwischen zwei Kanten befand. Sie öffnete es und durchwühlte ihren Fund. Es war nichts besonderes drinnen, nur Stofffetzen und Bauteile. ‚Verdammt....Ist hier nichts brauchbares dabei?...Warte...da ist etwas'.
Lena betastete den Gegenstand, als sie einen kleinen Schalter fand. Sie knipste den Schalter an. Ein helles Licht erschien und blendete ihre Augen. Sie ließ das Gegenstand, was sich offensichtlich als Taschenlampe erwies, fallen und kippte kurz um mit ihren Händen vor den Augen.
,Ich hätte die Taschenlampe besser richtig halten sollen! Mist!', beklagte sich Lena.

Langsam öffnete sie ihre Augen wieder und tat ihre Hände weg. Sie nahm die eingeschaltete Taschenlampe in die Hand und stand auf. Der Raum wurde stark erhellt, sodass alles erkennbar war. Einerseits war es gut, da sie nun den Weg hinaus wusste. Andererseits war ihr nun klar, woher der Hilfeschrei herkam. Mit starrenden Augen und einer Hand vor den Mund betrachtete Lena geschockt die vier blutüberströmten Menschen, die an rostigen Haken hingen und allesamt leblos wirkten. Sie trugen alle die selbe Neonweste und Helm, was darauf hinwies, dass es sich höchstwahrscheinlich um Rodungsarbeiter handelte.
„Ach du meine Güte...", war das einzige was Lena im Moment rausbrach. Das Blut der Arbeiter floß nach unten bis hin zu ihren Füßen, wo es dann immer einzeln runter tropfte. Jedes mal im selben Takt.
Tropf tropf
Tropf tropf
...

Der Mann, der sie vorhin anflehte zu retten, hatte nur noch einen starren Blick auf sie zugerichtet.
,Ich glaube, der ist nun auch hin....', dachte Lena sich. Sie durchsuchte die restlichen Personen, ob sie noch etwas wichtiges bei sich hatten. Danach wendete sie sich von ihnen ab und leuchtete mit der Taschenlampe auf die Tür, die sie wahrscheinlich von diesen furchteinflössenden Ort wegbringen würde. Die Treppen, die zum Ausgang führten, sahen im Gegensatz zu den Haken, wo die Leichen hängen, weniger stabil aus.
Lena stieg die ersten Treppenstufen hinauf mit den Risiko, laute, knarzende Geräusche zu verursachen. Sie ist sich nicht sicher, wie viel Krach sie hier unten bereits gemacht hat. Doch bis jetzt ist außerhalb des Raumes nichts passiert.
‚Wird schon schiefgehen!'.

Nach einiger Zeit erreichte sie das Ende der Treppe und stand nun direkt vor der Tür. Mit einem hastigen Blick drückte sie die Klinke runter und öffnete die Tür sicherhalthaber ein wenig. Lena blickte durch die Türspalt hindurch. Niemand war in Sichtweite. Ein Summen war zwar zu hören, aber von der Lautstärke her schien es so, als käme es von weiten. Lena öffnete die Tür ganz und schlich sich langsam raus. Der kräftige Schmerz am Rückgrat machte ihr immer noch zu schaffen. Im Moment wäre ein Erste Hilfe Set angesagt. Doch woher soll sie einen nun herbekommen? Hier ist weit und breit keine andere Hütte, wo ein Notfall Koffer sich befinden könnte. Und in den Keller des Mörders geht sie nicht noch einmal rein!

Lena entfernte sich weiterhin vom Haus und schaute paranoid in jede Richtung, ob das Wesen wieder kommt. Das Summen hat aufgehört. Sie lehnte sich an einen Baum und seufzte vor Erleichterung.
,Oh bitte erlöst mich jemand von diesen Horror!'. Kurz schloß sie ihre Augen, um sich auszuruhen. ‚Okay! Alles wird gut! Ich geh jetzt einfach weiter und irgendwann finde ich sicherlich was zum heilen...oder die anderen! Hmm...ich frage mich, ob sie schon den Ausgang gefunden haben...'.
Lena fasste sich ans rechte Ohr und holte das Kommunikationsgerät heraus, was Lisa ihnen vor langer Zeit heimlich eingesteckt hatte.
‚Lisa du warst wahrlich ein Genie!', dachte sie sich und betrachtete eine Zeit lang das Gerät. Dann fiel ihr plötzlich auf, dass es bei ihr garnicht mal aktiviert war.
,Verflixt! Was ist wenn mich die anderen schon mehrmals kontaktieren wollten!'.
Lena schaltete das Kommunikationsgerät ein und steckte es wieder in ihr Ohr rein.

‚Mit etwas Glück werde ich schon bald ein Lebenszei- Scheiße!', unterbrach sie ihre Gedanken. Da war es wieder. Das Summen von vorhin. Panisch schaute Lena sich um, als eine Axt nach ihr geworfen wurde. Statt zu rennen blieb sie vor Schreck jedoch stehen und kniff kurz ihre Augen zu. Die Taschenlampe ließ sie fallen, woraufhin das Glas der Lampe zerbrach.
Währenddessen schien die Axt etwas in ihrem Umfeld getroffen zu haben. Vorsichtig schaute sie hinauf und sah, wie die scharfe Axt über ihren Kopf im Baum fest klemmte.
,Ha! Daneben!'.
Das Wesen was noch vor kurzem gegenüber von ihr stand, befand sich wieder in der Nähe der Hütte und durchsuchte diesmal einen Schrank.
Lena ergriff die Chance und rannte zackig davon. Sie wusste nicht wohin der Weg sie führte, doch solange kein Psychopath in Sicht sei, war es ihr egal.

Dead by Daylight - Death is not an escape Where stories live. Discover now