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"Joleen, ich...", begann ich zu stammeln, doch diese schüttelte energisch den Kopf. "Nein, sag nicht, dass du das erklären kannst. Das brauchst du nicht. Ich habe genug gesehen." Sie klang dabei erstaunlich ruhig. "Und gehört", fügte sie noch hinzu und sah nun zu Adam. In ihrem Blick lag etwas Verletztes, unglaublich Verwundbares.

Dann schloss sie die Augen und lachte bitter auf. "Ich habe es gewusst", stieß sie hervor. Ich runzelte meine Stirn. "Was? Aber wie?", fragte ich.

Joleen riss die Augen auf und schüttelte energisch den Kopf. "Ich habe es nicht gleich gewusst, aber die Puzzleteile haben sich heute Morgen wie von selbst zusammen gefügt", fauchte sie.

Hinter meinem Rücken versuchte ich nach Adams Hand zu greifen und als hätte er es geahnt, verschränkte er unsere Finger miteinander. Ich brauchte jetzt seinen Halt, sonst würde ich fallen.

"Da war als erstens dein..." Joleen sah zu Adam und schüttelte abermals den Kopf. "Euer seltsames Verhalten im September. Du hast so getan, als wäre Adam giftig. Dabei kanntest du ihn ja noch gar nicht, zumindest dachte ich das jedenfalls." Joleen lachte wieder sarkastisch und sah zu dem Brunnen, als müsste sie sich zuerst sammeln, bevor sie weitersprechen konnte.

"Und wie aus dem Nichts konntet ihr auf einmal normal miteinander reden. Auf dem Ball, erinnerst du dich noch? Da haben du und Adam euch mit der Flasche Wein besoffen, so als würdet ihr euch schon ewig kennen. Und ich war froh, dass ihr euch besser versteht."

Joleen sah wieder mich an und ich erkannte diesen gefährlichen Ausdruck in ihren Augen wieder. So oft hatte ich das gesehen, doch niemals hatte sie mich mit diesem Blick angefunkelt. In der High School hatte es jeder schwer gehabt, nachdem meine Freundin ihn oder sie diesen Blick zugeworfen hatte.

Und nun bekam ich diese Wut von ihr zu spüren und verstand auch, weshalb. Sie war furchtbar enttäuscht von mir.

"Ihr beide habt euch damals so dagegen gesträubt, diese Bar zu betreten und ich wusste nicht warum. Bis heute zumindest", fuhr sie fort.

Dann sah sie Adam an, dem sie denselben Blick zuwarf, wie mir vorher. "Und dann kam das Unwetter und nachdem Chrissy die Nacht bei dir war, hast du mir gesagt, du würdest eine Pause von unserer Beziehung brauchen, um dir klar zu werden, was du willst", warf sie ihm an den Kopf.

"Ich wusste nie, wo Chrissy hingegangen ist, als ich danach heulend zu ihnen ins Wohnheim gekommen bin und auch nicht, warum sie am nächsten Tag dann wieder so überglücklich war", sagte sie und sah nun in die andere Richtung, zu den Stufen der Bethesda Terrasse.

"Ich weiß jetzt auch, was du mir an deinem Geburtstag draußen auf der Straße sagen wolltest und, warum du so still und wütend warst, als ich dachte, dass ich schwanger wäre. Ich weiß auch, dass dir dieser Haarschopf an Silvester gehört hat", fuhr sie fort und ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, doch Adam drückte meine Hand, bedeutete mir somit, dass ich es lieber lassen sollte. Vielleicht war das auch wirklich besser so. Solange Joleen redete konnte sie sich beruhigen, jedenfalls hoffte ich das.

"Als ich heute Morgen den BH unter Adams Bett gefunden habe, da wurde mir auf einmal alles klar. Die Puzzleteile fügten sich wie von selbst zusammen. Ich habe diesen BH nämlich schon einmal bei dir gesehen", erklärte sie mir und sah nun wieder mich an.

In ihren Augen lag dieser Ausdruck, der mir so viel Angst bereitete. Sie wirkte wütend, traurig und enttäuscht. Drei Gefühle, die sie nur mir zu verdanken hatte. Mein Herz zog sich bei dem Gedanken schmerzhaft zusammen und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich hatte das doch nie gewollt.

"Es hat nur mehr ein Teil gefehlt, um mich vollständig zu überzeugen, also bin ich dir hier her gefolgt." Da fiel mir der Groschen. "Du dachtest, ich würde schlafen, dabei habe ich nur darauf gewartet, bis du aus dem Zimmer verschwindest und bin dir hinterher gelaufen. Und als ich Adam hier stehen hab sehen, da hat sich auch das Puzzle vervollständigt", beendete sie ihre Erzählung und sah mich finster an.

CheatedWhere stories live. Discover now