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"Was sagt der Test?", fragte ich Joleen ungeduldig.

Joleen drehte sich verwirrt zu mir um. "Keine Ahnung", murmelte sie und hielt mir den Test hin. "Da ist ein Strich und ein Halber", erklärte sie mir. Ich schaute den Test einmal genau an und schloss dann die Augen.

"Du bist schwanger, Joleen", erklärte ich ihr verdächtig ruhig. Eigentlich sollte ich ausrasten. Ich sollte nicht so still da sitzen sondern aus dem Zimmer stürmen. Aber ich tat es nicht. Ich war viel zu gelähmt, um irgendwie zu reagieren. Joleen war schwanger und das bedeutete, dass die Beziehung von Adam und mir gerade ein Ende nahm.

"Aber das sind doch nicht zwei Striche, siehst du?" Joleen wedelte mir mit dem Test vor der Nase herum. "Der eine Strich ist nur halb da", machte sie mir mit glasigen Augen klar. "Joleen", rief ich laut. "Du bist schwanger, versteh' das doch. Da sind zwei Striche zu sehen, ob der eine nun ganz ist, oder nur zur Hälfte tut nichts zur Sache, aber du bist schwanger", erklärte ich ihr unsanft.

Joleen ließ ihre Hand sinken. Die erste Träne bahnte sich schon den Weg aus ihrem Auge und floss langsam ihre Wange hinunter. "Das... das... das darf einfach nicht wahr sein", stotterte sie und ließ den Test nun auf den Boden fallen.

Ja, da hatte sie Recht. Das durfte nicht wahr sein. Das konnte einfach nicht wahr sein. Ich wartete wieder darauf, dass ich aus dem Alptraum aufwachte und mich in meinem Bett wiederfand, oder am besten bei Adam aufwachte, der mich beruhigen würde und mir versicherte, dass das alles nur ein Traum war.

Aber es war nicht so. Ich wachte wieder nicht auf und musste feststellen, dass das, was sich hier gerade abspielte, die Realität war. So schrecklich sie auch sein mochte, aber es war die Wirklichkeit und Joleen saß hier vor mir. Heulend und schwanger.

"Ich glaub, ich dreh durch", kam es aufgelöst von ihr. Da war sie definitiv nicht die Einzige, der es so ging. Ich musste mich wirklich beherrschen, dass ich nicht die Fassung verlor und einen Aufstand machte.

Joleen lief im Badezimmer hin und her und ich saß schweigend am Klodeckel. Mir war nicht nach Reden zumute. Was sollte ich denn auch schon großartig dazu sagen? Dass ich mich für Joleen freute? Nein, das tat ich definitiv nicht. Sie würde wieder mit Adam zusammen kommen und die beiden würden ihr Kind aufziehen. Und ich? Ja ich würde dabei zusehen.

"Das waren wirklich nicht meine Pläne", murmelte sie. "Ich wollte nicht mit 23 Mutter werden. Nach meinem Studium vielleicht, oder irgendwann mit 30, aber nicht jetzt", sagte sie, während sie weiterhin durch mein Badezimmer lief.

Am liebsten hätte ich laut aufgelacht. Ich hatte auch andere Pläne. Ich hatte mir ein Leben mit Adam vorgestellt. Aber das konnte ich mir jetzt wohl aufzeichnen. Joleens Schwangerschaft hatte meine Pläne in einer Sekunde auf die anderen komplett zerstört.

"Da sind wir wieder", ertönte Sophias fröhliche Stimme von draußen. Joleen stürmte aus dem Badezimmer zu den anderen. Ich hörte sie nur schluchzen und wie Sophia versuchte sie zu beruhigen, aber ich war nicht in der Lage, aufzustehen. Ich starrte in den Spiegel mit gegenüber und rührte mich nicht von der Stelle.

Wie schnell so ein Weihnachten ruiniert werden konnte. Gestern noch war ich der glücklichste Mensch auf Erden und heute war ich völlig verzweifelt. Meine Beziehung würde ein Ende nehmen. Joleen würde ihr Kind bekommen. Ihres und Adams und ich würde alleine über bleiben.

Vielleicht sollte ich mit Danny reden. Er würde mich doch nicht einfach von sich stoßen, oder? Das hatte er noch nie getan, aber dann fiel mir wieder ein, dass wir schon seit zwei Monaten kein Wort mehr miteinander gewechselt hatten und ich musste feststellen, dass er mir wohl nicht helfen würde.

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