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"Bist du wahnsinnig Chrissy, du kannst doch nicht bei Rot über die Straße laufen", schrie meine beste Freundin und riss mich ruckartig zurück. Ich fing mich wieder und schüttelte benommen den Kopf. Ich hatte wieder einmal nicht aufgepasst, was ich gerade tat.

So war das schon den ganzen Morgen über. Ich war total neben der Spur. Beim Frühstück hatten mich Jayden, Danny und Sophia mit so sorgenvollen Blicken betrachtet, dass man denken konnte, ich wäre sterbenskrank. Dabei war ich einfach abgelenkt und nicht ganz da mit meinem Kopf.

"Du wirst heute die Vorlesungen schwänzen, denn so wie du gerade drauf bist, kannst du dich unmöglich auf das Geschwafel deiner Dozenten konzentrieren", sagte sie mit Nachdruck und ich nickte stumm.

"Ich kann nur an nichts anderes mehr denken, als an das, was mich heute erwarten könnte", gestand ich angespannt und Sophia legte ihre Hände auf meine Oberarme. "Du redest einfach mit Adam. Du machst das, was du die ganze Zeit über schon machen wolltest und die Sache hat sich", tröstete sie mich.

Ich schnaubte. "Das sagt sich so einfach. Ich dachte auch eigentlich, dass es hier um die Sache mit Joleen geht und er das beenden wollte. Anscheinend gibt es doch mehr zu bereden, sonst würde er sich ja wohl kaum mit mir treffen wollen", murmelte ich und Sophia warf mir einen bösen Blick zu.

"Christina Edwards, du wirst jetzt sofort aufhören schwarz zu malen, so kenne ich doch gar nicht. Du weißt nämlich noch gar nicht, was Adam dir überhaupt sagen möchte. Also reiß dich gefälligst zusammen und konzentrier dich im Straßenverkehr, denn wenn du später eine solche Aktion machst, wie gerade eben, bin ich vielleicht nicht zur Stelle, um dich zu retten", schimpfte sie und ich musste sogar grinsen.

"Uh, sie kann ja doch noch lächeln", rief Sophia begeistert und klatschte in die Hände. "Und jetzt komm, wir gehen zurück zum Wohnheim, damit ich mich fertig machen kann für die Uni und du dir irgendeine Scheiße auf Netflix reinziehen kannst."

Sophia und ich setzten unseren Weg zum Wohnheim fort und als wir dort angekommen waren, hielt ich abrupt an. Jemand stand vor dem Eingang. Aber nicht nur irgendjemand, sondern Joleen. Heulend und mit zwei Koffern vor sich.

Sophia warf mir einen erschrockenen Blick zu und ich schaute sie ebenfalls mit großen Augen an. Wir dachten wohl beide an dasselbe.

"Da seid ihr ja endlich, ich dachte ihr würdet nicht mehr herkommen", schluchzte sie und fiel uns beiden so dermaßen fest um den Hals, dass ich fürchtete, gleich zu Boden zu gehen.

"Ihr wisst gar nicht, wie furchtbar ich mich fühle", weinte sie und zitterte dabei am ganzen Körper. Adam hatte wohl wirklich mit ihr Schluss gemacht.

Doch dann realisierte ich, was das bedeutete. Adam hatte mit ihr Schluss gemacht. Das hieß wohl, dass er sich wirklich nur deswegen mit mir treffen wollte. Er wollte ihr das erzählen, doch anscheinend war ihm Joleen zuvor gekommen, da sie nun auf uns vorm Wohnheim gewartet hatte.

"Was ist denn passiert?", fragte Sophia und schielte zu mir rüber. Ich atmete tief durch und versuchte so gefasst wie möglich zu wirken, doch innerlich war ich gerade überglücklich, denn Adam hatte endlich den Schritt gewagt, der zu unserem Happy End führen würde.

"Ich wollte heute sauber machen und als ich im Schlafzimmer nach Schmutzwäsche suchen wollte habe ich unter dem Bett einen BH gefunden der definitiv nicht mir gehört. Ich habe Körbchengröße 70B und der hatte 75C", heulte sie und ich riss meine Augen auf.

Ich hatte ja letzte Woche meinen BH bei Adam vergessen, aber überhaupt nicht darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn Joleen den finden würde.

"Ich wusste sofort, dass Adam mich betrügt, also bin ich damit in die Küche marschiert und hab ihn zur Rede gestellt. Er hat nicht genau gewusst, was er sagen soll, also hab ich ihm den entgegen geschleudert und habe meine Koffer geholt", erzählte sie uns.

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