ZWÖLF

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Ich war so lange in der Bibliothek geblieben, bis es dunkel geworden war. Eine Fensterbank war schön hergerichtet. Bequem mit Kissen. Dort hatte ich gesessen und hatte nach draußen geschaut. Hatte der Sonne zugesehen, wie sie hinter dem Horizont verschwand und hatte über mein Leben nachgedacht. Es hatte sich einfach so verdammt viel verändert.

Langsam rutschte ich von der Fensterbank und tappte in den Essensraum. Niemand war hier, aber es stand noch immer Essen auf dem Sideboard. Ich nahm mir einen Teller und schaufelte ein paar Kartoffeln, ein paar Bohnen und ein Stück Filet darauf. Dazu ein Glas, wie gewöhnlich, mit Blut. Dann schlich ich mit meinem Teller zurück zu meinem Zimmer. Eigentlich war es nicht erlaubt essen mit auf das Zimmer zu nehmen, aber dort fühlte ich mich wohler und ich wollte alleine sein.

Ich setzte mich aufs Bett und verspeiste mein Abendessen. Dann sah ich mich im Zimmer um. Die Wände waren immer noch kahl, also kramte ich in meiner Kiste mit den Malstiften nach einem Marker und einem Bleistift.

Mit Musik in den Ohren begann ich die Wand hinter meinem Bett zu bemalen. Mandalamuster, ein Löwe, ein Elefant, die Skyline von New York. So viel schwirrte in meinem Kopf herum, sodass ich einfach meine Hand machen ließ. Es war schön abzuschalten und ich summte bei der Musik bin „Get out, Get out, Get out off my Head and fall into my Arms instead"

Ich wippte mit den Füßen und schwang meine Hüften zum Beat. Das hatte ich vermisst. Meine Kunst.

Nach Stunden war meine Wand verschönert und ich war todmüde. Im Bad erledigte ich die Katzenwäsche und schlüpfte dann in mein warmes Bett.

Kurze Zeit später umhüllte mich die Dunkelheit.

Ich stand an einem Abgrund. Unter mir war nichts als die Dunkelheit und die Hitze des Feuers der Verdammnis. Der Boden bröckelte und ein Stein purzelte nach unten. Der Geruch von Asche und Fäulnis stieg mir in die Nase und der beißende Geruch ließ mich würgen. Ich sah zur anderen Seite. Ein dicker Nebel hing in der Luft und ich konnte nichts erkennen.

Dann plötzlich verschwand er und eine Art Spiegel erschien. Ich sah mich selbst. Mein Gesicht war Blutverschmiert und meine Klamotten hingen in Fetzten an meinem Körper. In meine Hände waren Zeichen eingeritzt und das Mal der Hölle war in meine Handflächen eingebrannt. Ich starrte auf meine Zitternden Hände und versuchte die Zeichen abzureiben, aber ich machte es nur noch schlimmer. Blut lief über meine Hand und ein höllischer Schmerz breitete sich in meinem Körper aus. Ich schrie auf und sank auf die Knie. Der Schmerz kam aus der Hölle selbst. Aus dem Abgrund. Ich starrte mich selbst im Spiegel an und sah eine Gestalt hinter mir auftauchen. Es war eine Silhouette, aber ich konnte nichts erkennen. Ich hatte keine Angst, aber ich wollte mich bewegen. Konnte es aber nicht. Ich wollte aufstehen, aber ich war wie am Boden festgeklebt. Ich starrte einfach nur immer weiter in den Spiegel, bis die Person hinter mir stand. Es war Elijah. Er starrte mich durch den Spiegel an und packte mich dann an den Haaren. Er zog mich zu sich nach oben und ich schrie auf. Elijah drehte mich um, sodass ich ihm direkt ins Gesicht sehen konnte. Seine Augen waren schwarz wie der Abgrund hinter mir. Alles Leben war aus seinem Körper gewichen. Seine andere Hand legte sich um meinen Hals und würgte mich. Ich zerrte an seinem Handgelenk, aber er ließ nicht locker. Ich brachte keinen Ton heraus. Ich wollte ihn bitten aufzuhören, aber ich konnte nicht. Ein bestialisches Knurren kam aus seiner Kehle. Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus und ich fing an zu zittern. Seine Fangzähne waren riesig und plötzlich lief Blut aus seinem Mund. Er legte den Kopf schief und hob mich hoch. Meine Beine baumelten in der Luft und ich schluckte und rang nach Luft, aber er schnürte mir die Kehle zu mit seinem unglaublich starkem Griff. Ich beobachtete, wie er hinter seinen Rücken langte. Er zog einen hölzernen Dolch hervor und ich schüttelte heftig den Kopf, was ihn nur noch fester zudrücken ließ. Tränen stiegen mir in die Augen „Elijah" würgte ich heraus, aber er grinste nur und fletschte die Zähne. Er strich mit dem Dolch über meine Wange und über meinen Hals nach unten, bis er meine Brust erreicht hatte. Genau den Punkt, an dem mein Herz schlug.

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