FÜNF

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Ich folgte ihr und hielt immer ein bisschen Abstand. Nick hatte mir ja schon gesagt, dass das am Anfang so sein würde. Dass ich Alles und Jeden töten und bis auf den letzten Tropfen Blut aussaugen wollte. Aber genau das machte mir Angst.

In Kates Büro setzte ich mich auf den Stuhl gegenüber von ihrem Schreibtisch und nippte wieder an meinem Glas. Es war wirklich beängstigend wie gut das Blut schmeckte und ich immer und immer mehr davon haben wollte. Wie bei Drogen.

„Also Beth. Wie ich sehe hast du das ganz gut weggesteckt. Wir hatten schon viele, die daran verzweifelt sind und völlig aus der Bahn geworfen wurden"

„Naja, ich komme aus New York und sie kennen meinen ‚Lebenslauf'. Ich bin es gewohnt, schwierige Situationen zu überstehen. Mich wirft so schnell nichts aus der Bahn. Wobei ich zugeben muss, dass das schon das krasseste von Allen war, aber auch damit kann ich leben. Mir bleibt nichts anders übrig. Was sollte ich auch schon machen? Schreien? Weinen? Weglaufen? Mich umbringen?" fragte ich und musste beim letzten selber lachen.

Kate sah mich besorgt an.

„Es ist schön, dass du so tough bist, aber gib Acht, dass dich das nicht irgendwann doch auffrisst. Du kannst deine Probleme nicht nur alleine verarbeiten" sagte sie und tippte mit ihren Fingern auf den Tisch. Ich kaute auf meiner Lippe und schaute auf die rote Flüssigkeit in meinem Glas. Ganz tief in mir drin wusste ich, dass sie Recht hatte. Irgendwann würde es mich treffen und dann würde es mich umhauen, aber soweit wollte ich es nicht kommen lassen, das schwor ich mir selbst. Ich hatte schon so viel durchgestanden in meinem kurzen Leben. Dann würde ich das auch schaffen.

„Das ist kein Zustand, der kurz währt. Vor dir liegt die Ewigkeit" sagte Kate und riss mich aus meinen Grübeleien. Ich schluckte und nickte. Die ganze Zeit hatte ich versucht einfach alles zu verdrängen. Das konnte ich am besten, ich war gewissermaßen Profi darin. Ich klopfte mit meinem Ring gegen das Kristallglas und schaute dann wieder zu Kate.

„Warum bin ich hier? Du wolltest doch mit mir reden" wechselte ich das Thema und drückte mich gegen die Rückenlehne von meinem Stuhl und schlug die Beine übereinander. Kate seufzte laut und kramte dann in ihrem Stapel Unterlagen auf dem Tisch. Schließlich zog sie ein Blatt heraus und klopfte mit ihrem Stift darauf herum.

„Ich möchte mit dir über deinen Unterricht reden. Du musst natürlich nicht mehr zur Schule gehen. Aber du bekommst ein paar Stunden um dich zu Recht zu finden. Nenn es Geschichtsstunden. Da lernst du Alles über uns und dich selbst. Die Spezies Vampir. Und du bekommst einen Trainingsplan. Auch wenn du stark und schnell bist. Die Urwesen sind schneller und stärker. Dort lernst du auch, wie du sie töten kannst und wie du sie erkennst" sie reichte mir das Blatt und einen kleinen Schlüssel.

„Du hast dich sicher schon gefragt, warum du dein Zimmer nicht abschließen kannst" zwinkerte sie und ich steckte den Schlüssel zu dem WLAN-Passwort in meine Tasche. Dann schaute ich mir den Zettel genauer an. Es war eine Art Stundenplan. Zwei Stunden in der Woche mit ‚Geschichtsunterricht' und sechs mit Sport, alle zwei Tage. Ich schrie innerlich auf. Ich hatte gedacht ich könnte den ganzen Mist hinter mir lassen. Die Kunstschule war die Schule, auf die ich gehen wollte. Ich faltet das Blatt zusammen und stand auf „War das Alles?" fragte ich dann und tippte mit dem Fuß auf den Boden. Ich fühlte mich nicht Wohl in ihrer Gegenwart. Zumindest nicht jetzt. Kate nickte und ich verließ hastig den Raum. Draußen atmete ich auf und machte mich auf den Weg nach oben. Ich zog mein Handy aus meiner Rocktasche und das Passwort. Ich tippte es ein und wartete, bis es sich verbinden würde. Kaum war es so weit hörte mein iPhone gar nicht mehr auf zu blinken. Unzählige Nachrichten von Poppy, Lucas und Mia aus New York. Und zehn Nachrichten von meinem Bruder Jamie. Fünfundzwanzig verpasste Anrufe. Darunter die Schule. Ich hielt die Luft an und hörte meine Mailbox ab.

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