EINS

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Ich schaute in den Spiegel und prüfte ein letztes Mal mein Make-Up. Der Lidstrich saß und der Lippenstift war sauber aufgetragen. Ich legte meine Haare zurecht und warf einen letzten prüfenden Blick auf mein Outfit. Mein Kleid schmeichelte meinen Kurven und setzte meine Schuhe in Szene. Ich war gerade einmal zwei Stunden wieder in der Stadt und meine Koffer standen noch nicht ausgeräumt in meinem alten Zimmer. Aber mich hielt nichts hier im Apartment. Alles erinnerte mich an meine Eltern und das ertrug ich nicht. Ich schüttelte die Erinnerungen ab bevor sie die Überhand gewannen und nahm meine Clutch. Meine Absätze klackerten über den Marmorboden.

Die Nacht war warm, als ich nach draußen auf die Straße trat. Das Pub war nur ein paar Straßen weiter, also konnte ich dort zu Fuß hin laufen und die Nacht und die Stadt genießen. Wie sehr ich London doch vermisst hatte. Meine Heimat. New York war einfach eine komplett andere Welt, an der ich mich fehl am Platz gefühlt hatte. Groß und hektisch. Beherrscht vom Geld und der High Society. Die Stadt in der Träume wahr werden oder zerbrechen. Entweder Alles oder Nichts. Aber endlich hatte ich mein persönliches Gefängnis hinter mir gelassen und war zu Hause. Richtig zu Hause. Nach dem Tod meiner Eltern vor vier Jahren hatte ich bei meinem Onkel gewohnt. Dem Geschäftspartner meines Dads. Er hatte mich aufgenommen. Ich war damals noch Minderjährig und mein Bruder wohnte in Florida. Ich war bei meinem Onkel geblieben, weil ich in New York meinen Abschluss machen wollte. Aber jetzt war ich Einundzwanzig und mich hatte nichts mehr in New York gehalten, also zog ich so schnell wie möglich zurück nach London. Die Schule meiner Träume hatte mich angenommen und mein neues Leben konnte endlich anfangen. Ich konnte alles hinter mir lassen.

Heute würde ich meine besten Freunde wiedersehen. Nach fast fünf langen Jahren. Mein Handy klingelte. Ich musste lächeln als ich den Namen meiner Freundin sah „Wo bleibst du? Bist du schon auf dem Weg?"

"Ja Pops ich bin gleich da" grinste ich und legte auf bevor sie etwas sagen konnte. Ich schüttelte lächelnd den Kopf und steckte mein Handy zurück in meine Tasche. Das hatten wir schon immer so gemacht. Eins zu Null für mich. Plötzlich strich mir ein Windhauch durch die Haare und brachte den Geruch von Whiskey und Rauch mit sich. Reflexartig sah ich mich um. Aber hier war niemand. Aus dem Augenwinkel nahm ich etwas rotes wahr, das an mir vorbei huschte. Ich blieb stehen und scannte die Umgebung. Aber da war Niemand. Ich sah nichts geschweige denn etwas Rotes. Merkwürdig. Das lag bestimmt am langen Tag, dass ich mir schon Dinge einbildete oder sah.

Ich schob die Tür zum Pub auf und sah auch gleich die hellen blonden Haare meiner Freundin. Ich klopfte auf die Bar "Ein Bier bitte" Der Barkeeper nickte und ich schob mich durch die Menschen zu meinen Freunden. Als Pops mich sah leuchteten ihre Augen und sie sprang von ihrem Stuhl auf und stürmte auf mich zu.

"Oh Mein Gott. Sind das etwa die neuen Louboutins?" Rief sie und starrte auf meine Schuhe. "Und sag nicht das ist die neue Prada" sie deutete auf meine Tasche.

"Ja Pops, ich freu mich auch dich zu sehen" lachte ich und verdrehte die Augen. Sie kreischte und zog mich an sich und drückte mich fest "Natürlich hab ich dich vermisst Beth" nuschelte sie in meine Haare, ließ mich los und sah mich an "Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr. Ohne dich ging hier alles den Bach runter. Es war einfach nicht mehr dasselbe" seufzte sie.

"So jetzt bin ich aber mal dran mit begrüßen. Lass mich durch Poppy" rief Lucas und schob sich an ihr vorbei "Willkommen zurück du New Yorker It-Girl" Lucas wackelte mit den Augenbrauen und zog mich in seine Arme und küsste mich überschwänglich auf die Wange.

„Hi Lucas. Schön dich zu sehen" lächelte ich. Es tat gut endlich wieder bei meinen Freunden zu sein.

Ich setzt mich neben Poppy und eine Bedienung brachte mir mein Bier "Also, machen wir heute London unsicher?" fragte ich und nahm einen Schluck. Popy und Lucas sahen mich vielsagend an "Darauf kannst du dich verlassen" grinste er und wir stießen an. Ich war froh, dass sie mich nicht nach New York fragten oder wie es mir ging. Sie wussten genau wie sie sich verhalten mussten und dafür liebte ich sie „Na dann auf einen tollen Abend" grinste ich und nahm noch einen Schluck Bier.

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