DREI

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Aus der Sicht von Elijah


       

Ich sah Elisabeth nach. Als sie durch die Dachluke verschwunden war löste sich etwas meine Anspannung.

„Warum bist du so schroff zu ihr?" fragte Nick und verschränkte verärgert die Arme vor der Brust. „Sie macht eine schwere Zeit durch. Sie hat gerade ihr normales Leben verloren" sagte er und setzte sich wieder zurück auf den Boden. Ich schaute ihn an und setzte mich neben ihn.

„Sie war die Ablenkung gestern Abend, warum ich auf einmal weg war" seufzte ich und strich mir durch die Haare „Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist. Keine Ahnung, aber ihre Stimme hat geklungen wie die einer Sirene und ich hab sie schon gerochen, da war ich noch fast drei Kilometer von ihr entfernt"

„Wow, du stehst auf sie oder?" Nick grinste mich an wackelte mit den Augenbrauen. Ich sah ihn böse an und boxte ihm in den Arm „Spinnst du? Nein, sie nervt mich schon jetzt und es nervt mich, dass wir auf sie aufpassen müssen. Das kann sie ruhig spüren"

„Oh Gott. Elijah ich kenne dich jetzt seit fast hundertfünfzig Jahren und du stehst auf sie" er lachte und stand auf „Du kannst es ruhig zugeben und du kannst es auch nicht verbergen. Zumindest nicht vor mir"

Ich seufzte „Nick, du nervst" sagte ich und sah ihn an „Sie ist nicht mein Typ"

Das versuchte ich mir wenigstens einzureden. Das würde alles nur kompliziert machen.

„Naja, wie du meinst. Aber so gemein brauchst du nicht zu ihr sein. Sie wird uns brauchen. Ihr wird es die nächsten Tage ziemlich schlecht gehen. Mit dem Hunger und der Wut. Außerdem muss sie ausgebildet werden" sagte er und ich sah zu ihm  nach oben. Vielleicht hatte er Recht, aber Elisabeth war tabu.

„Und noch was Elijah, wenn du nicht auf sie stehst, dann kann ich es doch bei ihr versuchen" er zwinkerte mir zu und ich starrte ihn an. Wie aus der Pistole geschossen kam ein klares „Nein" über meine Lippen.

„Ha, du stehst auf sie. Du stehst auf sie. Du stehst auf sie" lachte er und warf den Kopf nach hinten. Er sprang durch die Dachluke und ließ mich mit meinen Gedanken alleine. Ich schaute über London. So wie ich es bei Elisabeth gespürt hatte, so hatte ich es noch nie gespürt. Noch nie in meinen vierhundert Jahren. Irgendwas hatte sie an sich, was mich faszinierte und was mich anzog. Ich spürte ihre Anwesenheit schon, obwohl sie noch nicht hier war.  Aber ich würde mich nicht darauf einlassen. Niemals. Ich war Einzelgänger und ich liebte meine Freiheiten. Konnte machen was ich wollte und konnte mich ausleben. Aber nach den ganzen Jahrhunderten war ich wohl auf der Suche nach etwas Besonderem. Ich schüttelte den Kopf und spielte mit meinem Ring. Mein Handy vibrierte.

„Was gibt's?" fragte ich und stand auf.

„Hier in der Nähe? Wie weit genau? Okay. Bin schon auf dem Weg" ich legte auf und steckte mein Handy weg. Der Tag neigte sich dem Ende zu und tauchte London in ein wunderschönes Licht. Mein neuer Auftrag würde mich ablenken und die Gedanken an Elisabeth verdrängen. Ich trat auf den Rand des Daches und sprang nach unten.

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