Kapitel 58

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Chord Overstreet - Hold On

Sonntag, 27. April

Can

Ich wache auf, als ich Habibs Zunge an meinem Kinn spüre. Ich brumme und kraule den fluffigen Kater. Shana wäre mir zwar lieber, aber sie werde ich ja später sehen. "Du bist fett geworden", sage ich zum Kater und grinse. Ramazan verwöhnt ihn, als sei es sein eigener Sohn. Ich ziehe mir ein T-Shirt über und laufe in die Küche. Ramazan war fleißig, das Frühstück steht schon bereit. "Guten Morgen, Herr Dicker-Schwanz. Darf ich mal lutschen?" Er trinkt schlürfend aus seiner Tasse und wackelt mit seinen Augenbrauen. Das T-Shirt ziehe ich mir über den Schritt und schaue schmunzelnd und verstört, bevor ich mich setze. Wäre schön, wenn Shana so etwas sagen würde, aber vielleicht wird sie nach einigen Malen Sex lockerer, wilder und verrückter. "Gehen wir gleich Dr. Shana besuchen?", fragt er, was ich bestätige. Das ist doch selbstverständlich. Ich will sie so schnell es geht sehen. Das arme Mädchen wird jeden Tag so früh geweckt, nur damit sie frühstücken kann. Dabei weiß ich, dass sie gut darauf verzichten kann. Bestimmt seufzt sie immer frustriert, wenn sie geweckt wird und kaut dann müde und schmollend auf ihren Brötchen herum. Ich will ihre Lippen küssen. Ich stelle mir eine schmollende Shana vor, die ihre Brötchen müde, aber artig aufisst und will am liebsten Shana aufessen. Ich schmunzele verträumt. Ist Shana schon ihre tägliche Runde gelaufen? Ich muss ihre Arme wieder desinfizieren. Wie geht es ihr? Hat sie noch Schmerzen? Kann sie sich heute mehr bewegen? Ich esse schnell zu Ende und mache mich fertig. Ihre Wäsche packe ich in eine Tüte und habe noch Brote für sie geschmiert. Shana liebt meine Sandwiches, vor allem, wenn Mayonnaise im Spiel ist.

"Sie wird sich mehr freuen, mich zu sehen", sagt Ramazan hochnäsig. "Sie hat dich schon längst vergessen." Ich schmunzele, als Ramazan empört nach Luft schnappt. "Sie mochte mich, da hat sie dich noch gehasst." Mein Mundwinkel zuckt. Ich mag es nicht, wenn man sagt, dass Shana mich gehasst hat, auch wenn es der Wahrheit entspricht. "Schnauze", murmele ich und parke das Auto. Shana liebt mich. In ihrem Zimmer angekommen, sehe ich, dass sie schläft. Sonst ist sie immer wach gewesen. Anscheinend ist sie heute ganz müde. Die Rose und die Tasche lege ich ab und setze mich hin. Langsam bewegt sie sich. Vielleicht war sie doch nicht am Schlafen. "Shana?" Sie öffnet wehleidig ihre Augen. Ihre braunen Augen sind glasig. "Was ist los?", frage ich sofort und fahre über ihre heiße Stirn. Shanas Haare sind verschwitzt. "Es ist sehr warm", flüstert sie. Ihr steigen Tränen auf. Ramazan öffnet sofort das Fenster. Meine Alarmglocken schlagen, Shana geht es nicht gut. Ich schenke ihr Wasser ein und setze sie auf. "Ist das seit heute so?", frage ich, was sie mit einem schwachen Nicken bestätigt. Ihr Rücken ist ebenfalls verschwitzt. Shanas T-Shirt liegt am Ende des Bettes. Ihr muss wohl durch das T-Shirt noch wärmer gewesen sein. "Willst du etwas Wasser auf der Haut haben?" Sie schaut mich flehend an. Ich hebe ihren warmen Körper hoch und streiche über die Stelle ihrer Oberschenkel, die von der kurzen Stoffhose nicht verdeckt sind. Sie ist total warm am ganzen Körper, sodass mir auch warm wird.

Voller Sorge setze ich Shana auf den Sitz und stelle das Wasser auf eine angenehme Kühle. Sie seufzt, als das Wasser auf ihre Beine trifft. Sie ist so schwach, was ist plötzlich los? Ich kann sie in diesem Zustand nicht sehen. Ihre Augen sind geschlossen, ihre Mimik erschöpft. Ich darf nicht panisch werden, ich muss Ruhe bewahren. Sie ist blass. Ich lasse das Wasser über ihre warmen und dünnen Arme fließen. "Can", flüstert sie und öffnet leicht ihre Augen. Ihr Gesicht verzerrt sich leicht. "Ist dir schlecht?" Sie keucht und schnappt laut nach Luft. "Can!", ruft sie und hält sich den Bauch. Notfall, Notfall, Notfall! "Ramazan, hol den Arzt!", rufe ich panisch und spüre, wie ich zittere. Sie keucht und schnappt nach Luft, drückt ihren Oberkörper durch und beugt sich dann vor. Das Wasser schalte ich ab und habe das Gefühl, dass mir schwarz vor Augen wird. "Shana, was ist los?", frage ich panisch. Sie atmet hektisch und würgt. Ihre Haare halte ich zurück und will losschreien, als ich sehe, dass sie Blut spuckt. "WO IST DER ARZT?!", schreie ich und hebe Shana hoch. Mein Herz rast. Meiner Shana darf nichts passieren. Ich habe Angst, ich habe gewaltige Angst um meine Shana. Sie muss beschützt werden. Ich trage sie schnell aus dem Bad und spüre, wie ihr Blut auf meine Arme kommt. Sie bricht weiter. Keine Verlustangst, keine Verlustangst! Sie schlingt ihre Arme um mich, die sie aber wieder fallen lässt. Ihr ganzer Körper fällt. "Shana?", rufe ich panisch. Ihre Augen sind zu. Nein, nein, nein, das ist nicht auf. "Shana, mach die Augen auf, bitte", flehe ich. Zwei Ärzte kommen auf mich zugelaufen, Schwestern haben ein Bett bei sich. Ich lege meine Shana schnell drauf und fahre ihr über die Stirn. Sie verzieht ihr Gesicht und schreit auf. Nein, bitte nicht schreien. Ich zittere. Sofort kommt mir eins in den Sinn.

AkzeptanzWhere stories live. Discover now