Kapitel 17

42.1K 1.5K 1.1K
                                    

Demi Lovato - Heart Attack

Der nächste Tag beginnt still, genau wie der gestrige Tag geendet ist. Natürlich bin ich wieder um 03:03 Uhr aufgewacht, aber es hätte mich auch gewundert, wenn es nicht passiert wäre. Ramazans verspielte Art hat mich nur ein bisschen aufgemuntert. Wir haben recht früh gefrühstückt, woraufhin ich jetzt auf dem Weg ins Labor bin. Ich muss mich einfach ablenken. Ob Can auch im Labor sein wird? Wird Aykan da sein? Ich setze mich in die U-Bahn und seufze. Hat Can das Ganze jetzt geklärt? Ich frage einfach Ramazan. Schnell schreibe ich ihm einen Text, wo steht, ob Can schon weiß, wer es ist. Schnell kriege ich eine Antwort.

'Ja, er hat einen kleinen Text von ihm abgezogen, bevor er ihn kaputtgeschlagen hat. Can war auch schon bei der Polizei.' Okay. Kriege ich meine Unterwäsche auch zurück?

'Wer war es denn?' Ich will unbedingt den Hintergrund wissen.

'Soufian.'

'Ouh und was habe ich mit der ganzen Sache zu tun?' Ich komme an der Haltestelle an und steige aus.

'Can hat ihn übel zugerichtet, bevor wir in Spanien waren, weil er dich beleidigt hat. Soufian hat sich anscheinend gerächt und wurde wieder kaputtgeschlagen.' Ich schaue wütend auf. Behinderter Wichser.

'Hat er verdient.' Mein Handy packe ich weg, als ich an der Uni ankomme und dann im Labor bin.

Ich habe den Duft des Labors vermisst, so steril. Ich binde mir den Mundschutz um, setze die Haube auf und trage Handschuhe, bevor ich meinen Doktorvater begrüße und mir meine Krebszellen ansehe. "Okay, eine kleine Vermehrung an Karzinomzellen lateral der Ursprungszelle", murmele ich und schreibe es mir auf. "Das EBC soll nur bei Hautkrebsarten und bei Tumoren im Kopf und Halsbereich angeschlagen haben. Gegen Lungenkrebs hilft es wohl nicht", seufze ich. "Haben wir die Maus mit dem Krebs da?" Mein Doktorvater nickt und holt sie. Dämlicher Krebs, verschwinde doch einfach! Die kleine Maus mit dem Krebs an dem linken Lungenflügel wird zu mir gebracht. Irgendwie tut sie mir leid, weil sie dort quasi gefesselt liegt. Wenigstens ist sie betäubt und schläft jetzt. An einem Tier habe ich mich bis jetzt noch nicht wirklich versucht, da ich die ganze Zeit mit anderen Chemikalien auf Gewebe losgegangen bin. Langsam schneide ich die Brust auf und dann den Brustkorb. Den Krebs an der Lunge erkennt man sofort. Ich hole die kleine Lunge raus und beträufele es mit etwas Wasser. "Wie wirst du vorgehen?", fragt mich mein Doktorvater. "Ich will die Lunge in mehrere Scheiben schneiden. Das EBC soll ja bei dieser Art von Krebs und Tumor nicht anschlagen, deswegen will ich versuchen einige Chemikalien miteinander zu verbinden, sodass die Wirkung stärker wird. Davor muss ich aber genau herausfinden, wie das EBC auf diese Art von Krebs wirkt." Er nickt und lässt mich dann meine Arbeit machen. Ich höre eine Stimme, das ist Aykans Stimme. Mir läuft es sofort kalt den Rücken runter, doch ich darf mich nicht davon beirren lassen.

Nach drei Stunden und neuen Ergebnissen, beschließe ich mich dazu, in die Mensa zu gehen. Mein Rücken und meine Schulterblätter tun etwas weh, weil ich die ganze Zeit in ein Mikroskop geguckt habe und gesehen habe, dass das EBC bei dieser Art von Krebs nur oberflächlich angreift. Ich verstehe nicht, wieso es nicht hilft. Seufzend hole ich mir etwas zu Essen und setze mich dann. Als ich den Sauerkraut aufspieße, setzt sich ein Mädchen zu mir - vermutlich eine Kommilitonin. Da sie sich aus dem Nichts zu mir setzt, kommt sie mir sympathisch vor. "Ich dachte mir, zu zwei ist besser als allein?" Sie lächelt, was ich erwidere. Die Studentin wirkt mit ihren kurzen blonden Haaren, die zu einem Side-Cut geschnitten sind wie eine Rebellin. "Ich habe gesehen, dass du eine Maus seziert hast. Worum geht es in deiner Doktorarbeit?", fragt sie mich. Ich erkenne beim Reden ein Zungenpiercing. "Um ein Heilmittel für Krebs und bei dir?" Ihre Augen weiten sich. "Wow, das ist ein riesiges Thema, was du behandelst. Ich bin in der Anästhesie und teste ein Schmerzmedikament. Hoffentlich wird das was, denn bis jetzt sehe ich nichts", murrt sie am Ende. "Na ja, ich sehe bis jetzt auch nichts. Das dauert halt", sage ich und esse dann meine Fritten. "Du bist Shana, richtig?" Ich nicke, wenn auch etwas verdutzt. "Ich bin Jessica." Sie hält mir die Hand hin, die ich schüttele. Ich sehe an ihrem Finger ein schwarzes Kreuz. Wir reden noch etwas über die Doktorarbeit und gehen dann zurück ins Labor. "Ja super, was ist das denn?" Mein Lungenkrebs hat sich vergrößert. Ich bette den Teil der Lunge in Paraffin ein und lege es in eine Art Sarg, woraufhin es aufbewahrt wird, genau wie die restlichen Stücke der Lunge. Meine Gedanken schweifen zu Can und diesem Soufian ab. Wieso beleidigt dieser Bastard mich, obwohl er mich nicht kennt, geschweige denn gesehen hat? Ich schaue hoch und sehe, wie Aykan sich etwas aufschreibt. Ob er noch an seinen Fehler denkt? Als er hochschaut, schaue ich weg. Ich will keinen Blickkontakt aufbauen. Er hat dafür gesorgt, dass dieser Krieg beginnt.

AkzeptanzWhere stories live. Discover now