Kapitel 67

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Rihanna - You Da One

Samstag, 21. Juni

Ich habe nach diesen fast vier Jahren gelernt, dass ich auch Pausen beim Lernen machen muss. Can wäre stolz auf mich, aber er ist gerade am Arbeiten. Er sieht bestimmt sehr gut aus, während er die Burger macht. Von seinen Händen schmecken sie so viel besser, als von wo anders. Hat er vielleicht Pause? Ich beschließe mich, die Unterwäsche und sonstiges kaufen zu gehen, da mir Cans Mutter Geld dafür zur Verfügung gestellt hat - und das nicht wenig. Das wäre nicht nötig gewesen, aber in der kurdischen Kultur ist das ein Brauch. Ich verlasse in einem weißen T-Shirt, welches gekürzt ist und an der Brust ein Lederimitat besitzt, einer dunkelblauen high-waisted Jeans und meinen weißen Converse die Wohnung. Über meine Kopfhörer höre ich von Rihanna - You Da One und fahre mit der Bahn zur Hamburger Meile, wo ich den Hunkemöller Shop aufsuche und mich kurz umschaue, ehe ich hineintrete. Am Ende ist hier jemand von Cans Kollegen. Ich finde Cans Popularität immer noch sehr bemerkenswert. Hamburgs Präsident eben. Ich trete in den Laden hinein und suche nach Strapsen. Zum Glück werde ich fündig, denn ich habe echt keine Lust eine Mitarbeiterin zu fragen. Also die Strapsen, die die Plastikfigur trägt, siehen nicht so schön aus, aber ihre Nachbarin hat ein besseres Paar an. Das Spitzenmuster gefällt mir mehr. Wow, das ging aber schnell. Ich dachte wirklich, dass ich nicht fündig werde, aber es ist wohl Cans Glückstag. Sonst bin ich doch so wählerisch. Die passenden Strümpfe in schwarz, die einen leichten Blick auf meine Haut geben, finde ich ebenfalls. Wieso sind die beiden Komponenten nicht direkt in einem? Geldmacherei. Ich mache ein ganzes Set daraus, als ich einen schönen Push-up BH finde, dessen Schalen mit Spitze beschmückt sind. Uh, ich finde auch weiße Strapsen und da ich sowieso keinen weißen BH mit Spitze besitze, bin ich wohl im Unterwäscheparadies gelandet.

Ich habe nicht viel eingekauft, weil ich nicht viel gefunden habe. Ich habe jetzt zwei Unterwäschesets mit Strapsen in schwarz und weiß und ein wenig Essen - und viel Ananas. Ich wollte schon immer diese Unterwäsche haben, die aus ganz vielen Steinen besteht. Aus Kristallen und goldenen Ketten, die sind so schön! Can würde sich auch freuen, das weiß ich. Hat er jetzt Pause? Was macht er gerade genau? Zuhause angekommen lege ich alles ab und esse ein wenig Ananas, ich mag es und mein Hals juckt nicht und schwillt auch nicht an. Wenn Can nach Hause kommt, muss ich ihm vom Gespräch mit der Frauenärztin erzählen. Sie würde mir morgen das Implantat einsetzen. Zu schnell, wie ich finde, aber Can würde sich natürlich freuen. Mit einer Schüssel voller Ananasscheiben lerne ich weiter, bis ich für heute durch bin. Ich höre, wie Can die Tür aufschließt, weswegen ich ins Wohnzimmer laufe. "Rate mal, wer morgen ein Hormonstäbchen implantiert bekommt?" Er grinst und legt die große Tüte auf dem Tisch ab. "Das hört sich wunderbar an", raunt er. Er riecht nach Minze. "Das feiern wir mit Big Double Chili Cheese Burgern mit Zwiebeln und extra Zwiebelringen. Was hältst du davon?" Ich nicke freudig und gehe mit der Tüte in die Küche. Can liebt die Theke sehr. Es ist einer seiner Lieblingsstellen in der Wohnung. "Ich habe Ananas gegessen", informiere ich Can und packe die Burger aus. "Noch mehr gute Nachrichten für heute?" Ich will sagen, dass ich Strapsen gekauft habe, lasse es aber sein. "Ich wollte zur Bank, wegen dem ganzen Gold, habe es aber vergessen", erzähle ich stattdessen. "Und die Kronen, die ich von deiner Tante geschenkt bekommen habe, habe ich heute angezogen. Sie sind echt schön", schwärme ich.

"Welche ziehst du wann an?", möchte er wissen. "Die ganz große auf der Hochzeit." "Und die andere?", hakt er nach. "Gar nicht." Er schaut mich überrascht an. "Wann soll ich sie denn anziehen? Mein Kleid reicht bei der standesamtlichen Trauung und beim Hennaabend trage ich Kopfschmuck. Hätte ich dieses rosa Verlobungskleid", quengele ich und stütze mein Gesicht auf meinen Fäusten ab. Dieses Kleid ist so verdammt schön! "Die andere Krone kann ich anziehen, wenn wir mal Sex haben und ein Rollenspiel mit einbauen." Ich beiße in den Burger und summe zufrieden, weil die Käsesoße sehr gut ist. "Rollenspiel? Bist du dann die Prinzessin, die sich in den Badboy verliebt?" Ich nicke schmunzelnd. Das wäre doch eine gute Idee. "Hast du Freunde auf der Arbeit?", frage ich. Can schaut mich leicht spöttisch an. "Schon verstanden", gebe ich augenverdrehend von mir. Can und seine charismatische Art. "Die Zwiebelringe sind echt gut und so knusprig plus diese Käsesoße zum Dippen." Can beißt urplötzlich in meinen Zwiebelring und nimmt mir den Burger aus der Hand. Er wirkt erschrocken. "Alles in Ordnung?", frage ich. "Hast du deine Tablette eingenommen?" Wow, Cans Beschützerinstinkt ist größer als ganz Hamburg. Langsam schüttele ich den Kopf. "Einnehmen, sofort", befiehlt er. "Und das Antiallergikum gleich mit!", ruft er mir hinterher. "Soll ich mir noch etwas einpflanzen?" frage ich. "Ja, das Hormonstäbchen." Belustigt verdrehe ich meine Augen und nehme meine Medikamente ein. "So, ab jetzt bin ich immun gegen Pollen und gegen Milchprodukte. Eigentlich habe ich mich schon selber relativ immun gegen Milchprodukte gemacht, weil ich sie immer und immer wieder gegessen habe. Dadurch ist meine Haselnussunverträglichkeit irgendwie besser geworden", erzähle ich. "Ich war schon mit meinen fünfzehn Jahren ein besserer Arzt, ich bin ein Naturtalent, Can." Er nickt kauend und blickt gespielt beeindruckt. Wow, seine Kiefermuskel kommen beim Essen immer so gut zur Geltung.

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