Kapitel 13

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Camilia Cabello - Crying in the Club

Ich stehe etwas später auf, als sonst, da ich spät ins Bett gegangen bin, wegen Can. Ich fühle mich leer. Wie es heute sein wird? Wird Can etwas beim Frühstücken tun oder sagen? Sein T-Shirt lege ich zurück unter mein Kissen und mache mich mit Meryem auf den Weg nach unten. Der Aufzug wird von uns allen befüllt. Cans Geruch macht sich schnell breit. Ich bin froh, dass wir weit oben sind und länger fahren müssen. Langsam schleiche ich mich zu ihm und genieße seine Nähe. Ich will ihm über seinen warmen und breiten Rücken fahren. Es würde mich beruhigen. Im Frühstückssaal angekommen, holt sich jeder etwas, wobei mir auffällt, wie wenig ich auf meinem Tablett habe. Ranja setzt sich zu mir, was mich leicht lächeln lässt. Ich freue mich bestimmt irgendwo in meinem Inneren, dass sie sich zu mir gesellt. Meryem wollte auch bestimmt wieder bei ihrem Freund sein, verständlich: sie lieben sich ja. "Willst du nicht mehr essen? Sonst hast du auch immer einen ganzen Berg gegessen." Sonst habe ich noch eine Beziehung mit Can geführt, geliebt und gelebt. Mein Gott, seit wann denke ich so melancholisch und depressiv? "Habe keinen großen Hunger", murmele ich und esse langsam mein Brötchen. Mich stört es, dass man hier nur zu zweit an einem Tisch sitzen kann. Can sitzt viel zu weit weg von mir. Er sollte hier bei mir sein. 'Du wirst so leiden, wie ich es tun muss.' Ich erschaudere. Was will Can machen? Seine Aggressionen an mir rauslassen? Können wir uns nicht einfach irgendwo hinlegen und alles bereden? Frustriert seufze ich und fahre mir durch meine Haare.

"Wir wollen heute in diesen Club. Der war voll gut. Willst du mit und dich etwas ablenken? Alle kommen mit." Can wird auch da sein. Irgendwie fühle ich mich dabei nicht ganz wohl. "Lieber nicht. Ich würde mich nur langweilen." Ich widme mich wieder meinem Brötchen und trinke etwas. "Sicher?" Ich nicke und zucke mit meinen Schultern. Ich würde gerne wissen, was Can macht, wenn er im Club ist. Er ist nicht der Tänzer, das weiß ich. Was, wenn sich das geändert hat? Aber wann soll sich das geändert haben? Ich esse zu Ende, habe sogar ein zweites Brötchen geschafft und gehe hoch. Wir gehen heute in die Stadt. Ob ich mitgehen will, weiß ich nicht. Ich fühle mich so ausgelaugt. Auf meinem Weg nach oben sehe ich Tom und Marcel, die mich freudig anlächeln. "Na, Schätzchen? Heute etwas vor?", fragt Marcel mich und spielt mit seinem Ohrstecker herum. "Das weiß ich noch nicht ganz", nuschele ich. Ich mag die beiden echt. "Hier gibt es einen echt guten Club. Wir sind da heute. Wenn du mit deinen Freunden auch kommst, dann könnten wir ja tratschen und trinken", schlägt Marcel vor und zwinkert. Das hebt meine Laune an und ändert meine Meinung zu heute Abend. "Aber ich trinke nichts Alkoholisches." Beide heben erstaunt ihre Augenbrauen. "So eine reine Jungfrau", summt Tom beeindruckt. Ich ziehe leicht meine Augenbrauen zusammen. "Dann kriegst du Cola oder so. Wäre schön, wenn wir dich heute sehen würden." Tom zwinkert mir zu, was mich dazu veranlagt, ein kleines Lächeln zu zeigen. "Bis später dann", verabschiede ich mich von den beiden und gehe auf mein Zimmer.

Heute ist es wärmer, als gestern. Es sind neunundzwanzig Grad. Was könnte ich anziehen? Ich nehme mir einfach mein weißes Kleid mit den roten Rosen. Ich mag das Kleid, die Rosen machen es so schön. Die Träger richte ich, sodass man sie nicht sieht und bemerke, wie groß meine Brüste hier drin aussehen. Na ja, besser als nichts zu sehen. Soll ich meine Haare glätten? Bleiben sie bei dieser Wärme auch Glatt? Ein Versuch ist es ja wert. Ich schalte Musik über mein Handy ab und glätte im Bad meine Haare. Sieht doch gut aus. Und wenn ich noch Highlighter und den roten Lippenstift auftrage, werde ich noch besser aussehen. Wenigstens ist meine Melancholie nicht mehr so stark. In der Stadt werde ich dann glitzern. Dieser Fakt lässt mich schmunzeln. Ich habe mir einen neuen Lippenstift zugelegt. Dieser ist Wasserfest, was sehr praktisch ist. Wäre ich noch mit Can zusammen, hätten wir rummachen können, ohne, dass seine Lippen rot geworden wären vom Lippenstift. Meine Haare stecke ich kurz hoch und trage den Lippenstift auf, kurz danach folgt der Highlighter, der jetzt schon so schön glitzert. Mit meinem Bodyspray, welches ebenfalls die Haut glitzern lässt, werde ich ja eine wandernde Diskokugel sein. Apropos Disko, ich bin am überlegen, ob ich doch mitsollte. Wenn Tom und Marcel da sind, dann habe ich zwei mit denen ich reden kann. Fertig zurechtgemacht lege ich mich in mein Bett und schaue aus dem Fenster. Ich habe gerade einen unpassenden Ohrwurm von Closer. Es erinnert mich an all die schönen und unvergesslichen Momente mit Can. Es ist unser Lied. Es ist das Cana-Lied. Gehört das Lied jetzt der Vergangenheit an? Ich will, dass das Lied bestehen bleibt.

AkzeptanzWhere stories live. Discover now