Kapitel 7

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„Alles in Ordnung?" Max stand gelassen auf.

„Hier... hier lebt doch niemand außer euch dreien, Maggie, Dir und Elizabeth?", brachte ich keuchend hervor. Ich verfluchte meine Paranoia.

„Ähm... nein, wie kommst du darauf?" Noch verwirrter als eben musterte Max mich.

„Ich... ach, egal, das ist lächerlich", winkte ich ab. Ich wollte mich nicht noch weiter zum Affen machen.

„Komm, du kannst mir vertrauen. Was ist los? Niemand ist ohne Grund so verschreckt." Sein Blick wurde etwas weicher.

Ich konnte gar nicht anders, als damit herauszuplatzen.

„Als ich vorhin... z-zum Frühstück gegangen bin, hab ich mich beeilt... Ich habe noch nicht mal mein Kissen ausgeschüttelt, aber... als ich zurückgekommen bin, war plötzlich mein Bett gemacht. Ich dachte erst, es wäre Maggie gewesen, aber ich habe sie die ganze Zeit beim Frühstück gesehen und Elizabeth ja auch. Und du hättest ja keinen Grund, extra hier... hier hoch zu laufen und..."

„Warte, ganz langsam. Entspann dich", sagte er beruhigend. Seine tiefe Stimme wirkte wirklich entspannend und mein Puls wurde langsam wieder ruhiger. Über was für eine Kleinigkeit hatte ich mich gerade aufgeregt?

Das erleichternde Gefühl relativierte sich aber wieder, als ich in Max Augen schaute, die ein bisschen verstört aussahen.

„Ganz ehrlich, Belle, ich weiß auch nicht, wer in deinem Zimmer gewesen ist. Vielleicht hast du einfach vergessen, dass du dein Bett noch schnell gemacht hast. Jetzt entspann dich, lass uns zum See fahren."

Immer noch zitternd nickte ich. „Ja so muss es gewesen sein", versuchte ich mich selbst zu beruhigen.

In meinen Gedanken ganz woanders stolperte ich Max hinterher und erkannte mittlerweile einige Abzweigungen.

Nachdem wir schweigend durch das Haus gelaufen waren, traten wir durch die Terrassentür ins helle Sonnenlicht. Es brannte förmlich auf meiner Haut.

Ich kramte in meiner Tasche und holte meine Sonnenbrille heraus.

Wir überquerten die dunklen Dielen der Terrasse und gingen ein kurzes Stück durch Gras, das über meinen Sneakers an meinen Knöcheln streifte.

Bald erreichten wir einen kleinen Schuppen, der geschickt hinter einer Gruppe von Bäumen verborgen war. Max öffnete dessen Tür mit einem Knarren und verschwand in dem dunkel aussehenden Raum innerhalb der Holzhütte.

Kurz darauf kam er mit einem alten, aber gut gehaltenen Fahrrad wieder heraus und übergab mir den Lenker, nur um gleich wieder zu verschwinden und sein eigenes Fahrrad herauszuholen. Es sah moderner aus, ein richtiges Mountainbike, wogegen mein Fahrrad eher an ein Holländerrad erinnerte.

In einer fließenden Bewegung packte ich meine Tasche in den ausladenden Korb und stieg auf.

Wir fuhren einen seichten Abhang hinunter in das Tal, das sich vor uns öffnete.

Zu unserer Linken näherte sich uns ein malerisches Flüsschen und zu unserer Rechten lag eine bunte Blumenwiese, in deren Mitte eine Allee aus Bäumen erhaben stand. Eine Hecke zog sich mitten hindurch und grenzte einen Bereich ab, der im Sonnenlicht vor Farben nur so glänzte.

„Meine Arbeit", prahlte Max stolz, als er meinen Blick bemerkte.

„Wow, können wir da morgen hin?", fragte ich neugierig.

„Ja, bestimmt."

Nach einer Weile waren wir an einer winzigen Brücke angekommen, die über den Fluss führte. Am anderen Ufer erstreckte sich ein tiefgrüner Wald. Er wirkte teilweise sehr verwildert und ich konnte abgebrochene Baumstämme, von Moos überwachsen, neben Gruppen von Buchen und Eichen erkennen. An anderer Stelle war aber ein Weg zu sehen, der durch einen Tunnel von Baumkronen ins scheinbar Unendliche führte.

Zeitlos - Ein Sommer auf Hawthorne ManorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt