9 | Wie finde ich den passendsten Buchtitel?

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Eine solche Art der Spoiler, die bereits im Titel stattfindet, sollte wirklich tunlichst vermieden werden, da es wie bei 9.3 dem Leser die komplette Spannung nimmt. Stattdessen sollte der Inhalt zwar teilweise angeschnitten, jedoch nicht beinahe komplett verraten werden. Das ist eine heikle Balance, doch wie auch beim Klappentext erreicht man diese nur durch Übung, Übung und Übung – ach ja, und natürlich diverse Versionen, aus denen ihr auswählen könnt.


9.6 | Länge

Obwohl vermutlich viele von euch denken, dass 'je kürzer, desto besser' auf euren Buchtitel zutrifft, hat sich auch schon oft das Gegenteil bewiesen. Als Paradebeispiel dafür möchte ich den Roman 'Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand' anführen. Ein unglaublich langer Titel, doch mindestens genauso prägnant wie ein kurzer. Das wichtigste an eurem Titel ist nicht die Länge, sondern die Einprägsamkeit. Natürlich ist 'Blutbraut' einprägsamer als 'Ein Mädchen wird entführt, trifft auf einen Vampir und zieht in seine Villa', doch letztendlich ist die Länge nicht entscheidend. Klang das zweideutig? Vermutlich. Werde ich diesen Paragraphen noch einmal abändern, um die Doppeldeutigkeit endgültig auszumerzen? Vermutlich nicht.


9.7 | Stilmittel

Auch Stilmittel können euren Buchtitel abwechslungsreich und neuartig gestalten, wenn ihr sie denn richtig anwendet. Ich habe mir nun ein paar meiner liebsten Stilmittel ausgesucht, die man meiner Meinung nach auch als Titel verwenden könnte, und werde sie euch hier mit einem Beispiel vorstellen, um es so anschaulich wie möglich erklären zu können.


9.7.1 | Akkumulation

Definition: Reihung mehrerer Begriffe zu einem Oberbegriff

Beispiel: Sonne, Mond und Sterne


9.7.2 | Alliteration

Definition: Wortfolge mit gleichen Anfangslauten

Beispiel: Veni, vidi, vici!


9.7.3 | Allusion

Definition: indirekte Verweisung auf eine Person oder Sachverhalt

Beispiel: Der Romeo der Neuzeit


9.7.4 | Anapher

Definition: Wiederholung eines Wortes am Anfang aufeinanderfolgender Verse oder Sätze

Beispiel: O weite Täler, o grüner Wald!


9.7.5 | Appell

Definition: Aufforderung/ Aufruf

Beispiel: Gehen Sie einfach durch die Wand!

An dieser Stelle möchte ich eine kleine Leseempfehlung für das genannte Beispiel aussprechen, denn es ist ein echtes Buch von Petra-Renee-Meineke.


9.7.6 | Epiphrase

Definition: Ergänzung eines Satzes im Nachhinein

Beispiel: Ich mag dich – oder doch nicht?


9.7.7 | Metapher

Definition: sprachliche Bedeutungsübertragung

Beispiel: Die Mauer des Schweigens


9.7.8 | Neologismus

Definition: Wortneuschöpfung

Beispiel: Eierschalensollbruchstellenverursacher


9.7.9 | Paradoxon

Definition: Überspitzung und Unsinnigkeit

Beispiel: Zwei Glatzköpfe kriegen sich in die Haare


9.7.10 | Rhetorische Frage

Definition: Frage, die keine Antwort benötigt

Beispiel: Bin ich denn bescheuert?


9.7.11 | Symbol

Definition: stellvertretende Darstellung eines Sachverhalts/ Objekts

Beispiel: Die Friedenstaube und ihr Lorbeerkranz


9.7.12 | These

Definition: Behauptung

Beispiel: Du kannst nicht bluten.


9.7.13 | Trikolon

Definition: Satzgefüge aus drei rhythmischen Sprecheinheiten

Beispiel: Verliebt, verlobt, verheiratet!


9.7. | Vergleich

Definition: Gegenüberstellung

Beispiel: So blau wie Saphire


Meine Frage: Welche Stilmittel findet ihr am schönsten?


9.8 | Arbeitstitel

Manchmal ist der Buchtitel das erste, oft aber auch das letzte Teil der Vervollständigung eures Buches. Ich hatte in der Vergangenheit das Glück, entweder von Buchtiteln zu träumen oder in relativ kurzer Zeit von selbst auf sie zu kommen, doch ich kenne viele, die sich bis zum Schlusspunkt ihres Buches mit einem Arbeitstitel begnügen müssen. Falls einige von euch nicht wissen sollten, was es mit einem Arbeitstitel auf sich hat; es ist eine Art Übergang und spiegelt auf keinen Fall die wahre Qualität eures Buches wider. Ich sage immer, dass ein Arbeitstitel ist wie ein vorübergehender Name für ein ungeborenes Baby. Falls ihr eine Tochter erwarten solltet, aber noch keinen Namen habt, mit dem ihr vollständig zufrieden seid, könntet ihr sie einfach "Püppchen" nennen. Genauso ist es bei einem Buch. Es ist ein Krimi? Dann nennt ihn vorübergehend einfach 'Der Kaugummimörder', wenn sowohl 'Kaugummis' als auch ein 'Mörder' in der Geschichte vorkommen werden. Ob dieser Titel dann tatsächlich von eurem Verlag übernommen wird, falls euer Buch eines Tages veröffentlich werden sollte, steht natürlich noch in den Sternen und ist eher unwahrscheinlich. Dennoch könnt ihr mit Freunden, Familie und Betalesern während des Schreibprozesses über euer Buch reden, ohne es mit 'dieser Krimi da' umschreiben zu müssen.


Nun neigt sich auch diese Episode meines Schreibratgebers dem Ende zu. Hoffentlich konnte ich euch helfen oder einige zumindest näher zu eurem Wunschtitel führen. Wenn ihr möchtet, könnt ihr mir gerne eure Meinung oder eventuelle Lieblingsbuchtitel in einem Kommentar hinterlassen, denn mich interessiert dieses Thema wirklich sehr!

Übrigens: Ist jemandem von euch die Alliteration in der Einleitung dieses Kapitels aufgefallen?

Frohes Schreiben!

P.C.

P.C.'s SchreibratgeberWhere stories live. Discover now