Kapitel 77 - Zu Hause

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Und da war er. Cole, mit seinen verwuschelten Haaren, einer schwarzen zerrissenen Jeans und einem grauen Shirt, das seine Muskeln darunter hervorstechen ließ. Darüber trug er die Lederjacke, die schon beinahe sein Markenzeichen geworden war.

Sein Grinsen wurde breit und er ging schon ein wenig in die Knie, während ich auf ihn zu rannte. Verdammt, musste das kitschig aussehen. Ich rannte in seine Arme, er hob mich ein paar Zentimeter vom Boden hoch und drehte sich mit mir im Kreis. Ich musste mich wirklich bemühen, die Tränen zurückzuhalten, schaffte es aber letztendlich. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist." Nuschelte er in meine Haare. „Ich hab dich so vermisst." Kam es von mir.

Eine Weile standen wir einfach nur so da, dann küsste er mich mit so viel Gefühl, dass es mich beinahe umhaute. „Komm." Lächelte er, verkreuzte unsere Finger und zog mich zum Ausgang. Wir stiegen in seinen Wagen und fuhren nach Hause. Während der Fahrt erzählte ich ihm noch, wie schön die Party gestern gewesen war und dass ich sie alle so vermissen würde, worauf nur ein: „Hast du diesen Louis und die anderen Typen auch umarmt?" von ihm kam. Ich lachte los und sah ihn augenverdrehend an. „Hast du oder hast du nicht?" fragte er und krallte sich am Lenkrad fest. „Natürlich hab ich sie umarmt, ich hab drei Monate mit ihnen zusammengearbeitet, Babe." Lachte ich wieder und lehnte mich im Sitz zurück.

Coles Gebiss spannte sich an, doch ich freute mich einfach nur, dass er immer noch der Alte war und bei den kleinsten Kleinigkeiten eifersüchtig wurde. „Ich liebe dich." Grinste ich dann und beobachtete ihn, wie er bei meinen Worten entspannt wurde. Seine Hand wanderte auf meinen Schenkel und strich vorsichtig darüber.

Plötzlich bog Cole an der Kreuzung, die in unsere Straßen führte, links ab. „Was machst du?" fragte ich, da er nicht vorhatte, umzudrehen. „Wir fahren nach Hause." Er lächelte, wie wenn nichts gewesen wäre. „Aber du bist an der Kreuzung fal..." weiter kam ich nicht, denn er unterbrach mich. „Ich hab gesagt, wir fahren nach Hause. Also vertrau mir." Kam es von meiner linken.

Ich blieb stumm sitzen und sah den vorbeiziehenden Häusern zu, sie waren alle weiß und ich vermutete, dass sie Wohnungen beherbergten. Schlussendlich blieb Cole auf einem kleinen Parkplatz vor einem weißen Wohngebäude stehen. Es hatte eine verschnörkelte Hauswand, die Balkone hatten wunderschön verzierte Geländer und überall wuchsen Blumen. Cole stieg aus, genau wie ich. Er kam auf meine Seite und meinte, ich solle ihn einfach machen lassen. Erst war ich verwirrt, doch als er mir ein Tuch um die Augen band, verstand ich.

Ich ließ mich von ihm an der Hand ins Innere des Hauses führen. Ich konnte zwar nichts sehen, aber wir gingen einige Treppen hinauf. „Was wird das?" meine Stimme war belustigt, aber auch ein wenig irritiert. „Lass mich einfach machen." Lachte er und wies mir weiterhin an, wohin ich gehen sollte.

Irgendwann blieben wir stehen und Cole nahm mir die Augenbinde ab. Wir standen vor einer ebenfalls weißen Haustür, im dritten Stock. Verwirrt sah ich meinen Freund an. Er atmete tief durch, dann holte er etwas aus seiner Tasche. Er nahm meine Hand und sah mir in die Augen. „Ich hab so lang darauf gewartet. Ich hoffe, es gefällt dir, Babe." Er war sichtlich nervös, da seine Hände zitterten, als er mir einen Schlüssel in die Handfläche legte.

Langsam sperrte ich die Tür auf. Cole folgte dicht hinter mir in die Wohnung. Wir standen in einem offenen Wohnzimmer. Mitten im Raum stand eine große Couch, davor ein Fernseher. Links daneben befand sich eine Kücheninsel mit Herdplatten darauf und an der Wand war der Rest der Küche, alles in Weiß gehalten. Rechts neben der Couch waren zwei Türen, der Raum war hell, da sich drei Fenster darin befanden.

„Was... machen wir hier?" fragte ich verwirrt und drehte mich zu Cole um. „Wir sind zu Hause." Flüsterte er und hatte Tränen in den Augen.

Ich verstand erst nicht, doch dann begann er zu erklären. „Dieses Gebäude war früher mal der Sitz von Charlston Industries in Chicago. Dann sind sie aber umgezogen, Will hat dieses Gebäude jedoch zu Wohnungen umbauen lassen und vermietet sie seitdem. Kurz bevor ich damals Schluss gemacht hab, ist er zu mir gekommen und meinte, er würde mir gerne eine Wohnung hier schenken. Für dich und mich. Ich wollte das Geschenk anfangs nicht annehmen, aber er meinte, er wolle allen Neffen etwas vererben und da er dich auch echt gern mag, meinte er, wir sollen hier einziehen."

Ich konnte es nicht fassen, das war... unglaublich. Mit offenem Mund und unfähig, irgendeine Bewegung zu tun, starrte ich Cole an. „Ich hab Schluss gemacht, damit ich alles vorbereiten kann, ohne dass du es bemerkst. Ich hab die Wände gestrichen, die Möbel zusammengebaut und die Lampen angeschlossen, einfach alles hergerichtet. Das hat schon eine Zeit gedauert, deshalb war ich abends nie zu Hause. Ich wollte, dass es eine Überraschung wird. Unsere erste gemeinsame Wohnung, Babe."

Er sah mir in die Augen und ich konnte es nicht fassen. Er hatte doch wirklich die letzten Monate immer nur an unserer Zukunft gearbeitet. Für uns. Für ihn und mich. Ich war schon wieder kurz davor, zu heulen. Ohne ein Wort fiel ich ihm um den Hals, vergrub meinen Kopf in seinen Haaren und drückte ihn so fest an mich, wie selten.

„Ich... ich kann's nicht glauben." Flüsterte ich beinahe ehrfürchtig und sah mich in dem Wohnzimmer um. „Komm, ich zeig dir alles." Meinte er, verschränkte unsere Finger und führte mich erst in unser Schlafzimmer, das drei weiße und eine hellgraue Wand hatte. An der hellgrauen Wand stand ein großes Doppelbett, mit weißen Kissen und schwarz-weiß karierter Bettwäsche. Daneben befanden sich je ein Nachtkästchen, an der einen Wand gab es ein Doppelfenster, durch das die Sonne schien. Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein Schiebeschrank mit zwei Ganzkörperspiegeln daran.

Wir gingen weiter in ein großes Bad, die Wände waren genau wie im Schlafzimmer weiß, bis auf eine hellgraue, an der eine Badewanne stand. Die Möbel waren alle weiß und Hochglanz, das Fenster zeigte auf die Straße. Das nächste Zimmer war noch leer, nur die Wände waren genau wie in den anderen beiden Räumen gestrichen. Cole biss nervös auf seiner Lippe herum. „Das könnte eines Tages..." er stockte. „Ein Kinderzimmer werden?" führte ich seinen Gedanken grinsend zu Ende. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, als er mir in die Augen schaute und nickte.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist unglaublich, wirklich wie in einem Traum." Meinte ich, sobald wir auf der grauen Couch im Wohnzimmerbereich saßen. „Gefällt es dir wirklich?" ein wenig unsicher sah er auf mich herunter. Ich nickte. „Es ist genau, wie ich sie auch eingerichtet hätte."

Call me BabeWhere stories live. Discover now